12 🩸 Irgendwo zwischen Tüll und Tränen

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,,Niemand würde in diesem Kleid vorteilhaft aussehen. Mal ehrlich, wer ist für diesen Saftladen verantwortlich?!" Rebekahs Beschwerde hallte durch den gesamten Laden, sodass es mir nicht schwer fiel, sie ausfindig zu machen. Andere Kunden reckten neugierig ihre Köpfe nach ihr.
Schließlich fand ich sie ganz hinten vor dem Spiegel. Kritisch betrachtete sie das Brautkleid, welches eigentlich fast nur aus Glitzer und Tüll bestand. So viel Tüll, dass es fast schon übertrieben wirkte.

Hope war damit beschäftigt, einen schneeweißen Schleier in ihren Haaren zu befestigen. ,,Wenn es dir nicht steht, dann steht es niemandem, Tante Bex."

,,Ja, aber es ist nicht perfekt", antwortete Rebekah zweifelnd und verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.

,,Sie hat Recht. Das Kleid ist furchtbar", machte ich schließlich auf mich aufmerksam. Je länger ich das Ungetüm betrachtete, umso hässlicher fand ich es. Bevor Rebekah darin heiratete, sollte sie das unbedingt wissen. ,,Es ist zu viel von... eigentlich allem."

Hope seufzte leise und sah mich vernichtend an. Anscheinend dauerte dieser Shoppingtrip schon eine ganze Weile. Das war sicher nicht der erste Versuch, ein perfektes Kleid zu finden.

Rebekah nickte anerkennend. ,,Du bist ehrlich, das gefällt mir. Was würdest du ändern?"

,,Ich würde es mit einem Kleid versuchen, das dir nicht die Show stiehlt. Glitzer ist gut, aber ansonsten wirst du dich in diesem Ungetüm den ganzen Abend kaum bewegen können."

Auf meinen Ratschlag hin wühlte sich die Urvampirin erneut durch die Kleiderstangen. Sie probierte eins nach dem anderen an, während ich mit Hope wartete und die Kleider beurteilte. Hope versuchte unterdessen immer wieder mich zu meiner Nachhilfestunde bei Freya zu befragen, aber ich blockte konsequent ab. Ich hatte keine Lust darüber zu sprechen.

,,Das ist es", unterbrach Hope das Gespräch plötzlich, als Rebekah beim nächsten Mal aus der Umkleide kam. Diesmal musste ich ihr zustimmen. Das Kleid kam ohne großen Schnickschnack aus und glitzerte trotzdem. Es war schlicht und doch interessant genug, dass man sich nicht sattsehen konnte. Und das wichtigste: Rebekah strahlte nicht nur von außen, sondern auch von innen.

Wieso freue ich mich darüber? Ich kann weder sie, noch alberne Hochzeiten ausstehen! Ich zwang mich mit dem Lächeln aufzuhören und rief mir in Erinnerung, was ich mir vorgenommen hatte. Keine Ablenkungen oder Gefühle. Nur die Mission sollte im Vordergrund stehen.

Rebekah betrachtete sich im Spiegel und strich das Kleid glatt. Plötzlich schwand das breite Lächeln und eine einzelne Träne kullerte über ihre Wange. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass sie nicht aus Freude weinte. Ich stupste Hope an, die es erst dann bemerkte.

,,Ich kann das nicht", flüsterte die Urvampirin nahe der Verzweiflung.

,,Was ist los?", fragte Hope besorgt. ,,Ich bin keine Expertin, aber vor seiner Hochzeit sollte man bestimmt nicht in Tränen ausbrechen. Liegt es an dem Kleid? Wir können ein anderes suchen."

Rebekah schüttelte den Kopf. Ihre Stimme zitterte. ,,Es ist nur... Er hat mir so viele Steine in den Weg gelegt und jetzt, wo ich wirklich heirate, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass er jetzt hier ist."

,,Aber der Bräutigam darf das Kleid vor der Hochzeit nicht sehen", gab ich zu bedenken. ,,Das bringt Unglück."

Ich sah verwirrt zu Hope und registrierte, dass ich verdammt schwer von Begriff war. Rebekah sprach nicht von ihrem Verlobten. Sie sprach von ihrem Bruder, Hopes Vater.

Rebekah fuhr fort und erweckte den Eindruck, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.. ,,Und Elijah... Ich kann nicht ohne ihn heiraten. Ich kann nicht, Hope. Es fühlt sich so falsch an. Als würde ein wichtiger Teil fehlen."

𝘩𝘦𝘭𝘭𝘧𝘪𝘳𝘦 ʰᵒᵖᵉ ᵐⁱᵏᵃᵉˡˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt