01 🩸 Die Strafe des Teufels

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An manchen Tagen könnte ich Katherine Pierce zum Teufel jagen. Leider ging das nicht, denn sie war schon die Königin der Hölle.

,,Dieses verdammte Miststück!"
Fluchend klopfte ich den Dreck von meiner Hose und zupfte hängengebliebene Zweige aus meinen Haaren. Wenige Sonnenstrahlen schafften es, das dichte Blätterdach zu durchdringen. Die Luft roch nach Regen, Wildblumen und Laub. In der Ferne rauschte Wasser, vermutlich ein kleiner Bach, der sich durch den Wald von Mystic Falls schlängelte.

Ich werde dich in der Nähe absetzen. Im Kopf wiederholte ich das Versprechen, das man mir gab. Von wegen! Nach der unsanften, beinahe knochenbrechenden Landung hatte ich auch nichts anderes erwartet, trotzdem nervte es mich. 
Eine Schimpftirade in meinem Kopf abhaltend, schlug ich keine bestimmte Richtung ein und kämpfte mich durchs Unterholz. Unebener Boden, Wurzeln, Bäume. Ich hasste Wälder.

Noch mehr hasste ich Katherine Pierce, die mich mit einem Himmelfahrtskomando der Hölle verbannte, nur weil ich einmal mit ihrem neuen Lover ins Bett gegangen war. In solchen Momenten wünschte ich Cade zurück, den ehemaligen Herrscher der Hölle. Nach seinem Tod riss Katherine den Thron an sich.

Vielleicht hatte Katherine mich besonders auf dem Kiecker, weil ich damals für ihre Bestrafung zuständig war, als sie frisch in die Hölle kam. Es dauerte aber nicht lange, bis sie Cade verführte und um den Finger wickelte. Eins musste man ihr lassen: sie kämpfte sich durch.

Ich lebte schon weitaus länger als Katherine in der Hölle. Cade nannte uns Höllendämonen.
Höllendämonen waren Hexen, die zu viel mit schwarzer Magie herumexperimentierten, bis fast nichts menschliches mehr übrigblieb. Nach dem Tod meiner Familie gab es keinen Anker mehr, der mich wieder zurückbringen konnte. Im Jahr 1621 starb ich an den Folgen meiner eigenen Magie, die mich in den Abgrund riss. In der Hölle bot Cade an, für ihn zu arbeiten. Unsterblichkeit, ewige Jugend und Macht waren meine Belohnung. Im Gegenzug sorgte ich dafür, dass abtrünnige Seelen für immer in ihren grausamsten Erinnerungen feststeckten. Die meisten fanden nie Frieden.

Hier auf Erden alterte ich normal weiter und war genauso sterblich wie früher.

,,Internat", schnaubte ich und kickte einen Stein vor mir her. ,,Ich habe besseres zu tun, als Undercover Agentin in einer Schule zu spielen."

In der Theorie klang mein Auftrag einfach. Aber Katherine wäre nicht Katherine, wenn es nicht irgendeinen Haken gäbe. Ebenso sehr wie ihren Rachefeldzug würde sie es lieben, mir noch eins auszuwischen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte es sich nicht einmal gelohnt, ihren Lover zu verführen. Von der durchschnittlichen Leistung im Bett mal abgesehen, stand ich eigentlich gar nicht auf Männer. Diese Fehlentscheidung war das Produkt von zu viel Langeweile.

Es vergingen Stunden, bis ich endlich geteertes Pflaster fand. Die Dämmerung setzte ein und die Temperatur fiel ab. Vor mir verdeutlichten sich die Umrisse eines Schildes. Vergilbte Buchstaben verkündeten feierlich: Willkommen in Mystic Falls, Virginia.

Endlich! Ich folgte dem Straßenverlauf. Mein Magen knurrte und meine ausgetrocknete Kehle verlangte nach Wasser. Ein lange nicht mehr da gewesenes Gefühl! In der Hölle nahm ich keine menschliche Nahrung zu mir - höchstens aus Spaß -, aber die menschliche Version meiner selbst brauchte Wasser zum überleben.

Ich passierte die Wickery Bridge und hielt mich geradeaus. Wenige Minuten später wirkten die Straßen belebter, ich kam an Häusern vorbei und einzelne Menschen erledigten letzte Einkäufe zum Feierabend.

,,Können Sie mir sagen, wie ich zur Salvatore School komme?", sprach ich einen älteren Herrn von der Seite an und zwang mich zu einem Lächeln.

Ich erntete schallendes Gelächter. ,,Halt dich bloß von diesem verrückten Pack fern, Schätzchen. Die Leute reden schon, dass es dort spukt."

𝘩𝘦𝘭𝘭𝘧𝘪𝘳𝘦 ʰᵒᵖᵉ ᵐⁱᵏᵃᵉˡˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt