13 🩸 Wir hatten... Spaß

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Ich sprach einen Zauber, um zu verhindern, dass die Bewohner des Hauses Geräusche hörten, die ich bei meiner Durchsuchung verursachte. Lautlos bewegte ich mich durch das prachtvolle Anwesen und sah mich um. Eine Mischung aus modernen Elementen und solche aus früheren Jahrhunderten erwarteten mich. Die Bilder an den Wänden waren antik. Ich erkannte Gemälde von Hopes Familie. Eines erregte meine besondere Aufmerksamkeit. Es war handgezeichnet. Abgebildet waren drei Personen, die mittlere zweifellos Hopes Tante Rebekah. Sie trug eine elegante Robe aus dem 17. Jahrhundert. Zwei edel aussehende Männer hatten jeweils eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Das mussten Hopes Vater und ihr Onkel Elijah sein. 

Ich setzte meinen Weg fort. Es gab so viel zu entdecken, deshalb begann meine Suche in einem wahllos ausgesuchten Zimmer. Im schwachen Mondlicht erkannte ich eine Bibliothek. Hohe Regale erstreckten sich bis zur Decke, prall gefüllt mit Büchern. Es erinnerte an eine prachtvolle Bibliothek, in der man sich stundenlang verlieren konnte.

Wie soll ich in diesem Haus einen Weißeichenpfahl finden?

Ich sprach einen Zauber, in der Hoffnung, dass vielleicht eine Schublade wackelte oder ein loses Brett auf dem Boden zur Seite rückte, aber nichts geschah.

Was machte ich hier eigentlich? Durchsuchte das Haus der wohl paranoidesten Familie, die überhaupt existierte. Vielleicht sollte ich mehr Aufwand in die Suche nach meinem Grabstein stecken.

Ich verließ die Bibliothek wieder, durchsuchte den nächsten Raum, danach den nächsten und so weiter. Als ich versehentlich in das Schlafzimmer von Freya Mikaelson und ihrer Ehefrau stolperte, gab ich die Suche schließlich auf. Ich brauchte andere Hinweise, wenn das zu irgendeinem Ergebnis führen sollte.

Außerdem war ich nicht mit dem ganzen Herzen dabei. Ständig kreisten meine Gedanken um den Kuss, Hopes verheißungsvolle Lippen und das angenehme Prickeln auf meinem Körper, als sie mich berührte. Ich musste mir eingesthen, dass ich diesem verfluchten Pfahl überhaupt nicht finden WOLLTE.

An der Sache gab es nur einen Haken: Katherine. Würde ich meine Verbannung (und mein Leben) wirklich auf Spiel setzen, nur weil Hope gut küsste?

Frustriert kehrte ich in Hopes Schlafzimmer zurück. Dummerweise war die Tribridin aus ihrem von mir erzwungenen Schlaf erwacht und rieb sich müde die Augen. ,,Wo warst du?", fragte sie gähnend.

,,Im Badezimmer", antwortete ich und kletterte zu Hope ins Bett. ,,Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe."

,,Was ist überhaupt passiert?", fragte Hope verwirrt.

Ich seufzte leise. ,,Wir haben uns geküsst und danach bist du eingeschlafen. Ist schon gut, wir können morgen darüber reden." Ich schenkte ihr ein schmales Lächeln und schlang von hinten einen Arm um sie.

Die immer noch sehr verschlafene Hope streckte sich ausgiebig, dann kuschelte sie sich an mich und schlief wenig später ein. Im Schlaf sah sie irgendwie niedlich aus.

Ich schloss die Augen und versuchte, auch etwas Schlaf zu finden. Es dauerte, aber dann fiel auch ich in das Land der Träume.

•••

,,Kommt ihr? Das Frühstück ist fertig." Freya streckte am folgenden Morgen den Kopf in Hopes Zimmer und schmunzelte bei unserem Anblick. Hope hatte sich über Nacht an meine Brust gekuschelt. Die Decke war längst nicht mehr an ihrem Platz und offenbarte unsere ineinander verschlungenen Beine.

Hope stöhnte verschlafen, als Freya gegangen war. ,,Ich schwöre... Normalerweise läuft es hier weniger harmonisch ab. In der Regel bekommt mindestens einer das Frühstück ins Gesicht geklatscht."

,,Ich wusste nicht, dass es so schwierig ist, in diesem Haus zu überleben", sagte ich amüsiert.

,,Du wärst überrascht."

Wir zogen uns an und nahmen am Frühstückstisch Platz. Rebekah und Davina diskutierten über die Hochzeit, Freya stand in der Küche und Marcel füllte Blut in Gläser um.

Freya kam zurück. Sie hatte Eier, Speck und duftende Brötchen vorbereitet und stellte massenweise Essen auf den Tisch.

Rebekah hob eine Augenbraue. ,,Dafür, dass die Hälfte an diesem Tisch nur Blut trinkt, hast du dir aber viel Mühe gegeben, Schwesterchen."

,,Das Blut bleibt heute in der Küche, wir haben einen Gast", verlangte Freya gerade, als Marcel die Gläser auf den Tisch stellen wollte.

,,Schon gut, ich habe kein Problem damit", versicherte ich den Vampiren.

,,Habt ihr gut geschlafen?", fragte Davina ein paar Minuten später. Das zubereitete Frühstück schmeckte fantastisch und war mit dem Schulessen kaum zu vergleichen. Wenngleich es zwischen Freya und mir ein paar Schwierigkeiten gab, verschlang ich ihr Frühstück in bester Manier.

,,Oh, es war fantastisch", antwortete ich vorbildlich. ,,Wir hatten wirklich sehr viel... äh Spaß."

Hope neben mir schluckte und rammte ihren Ellbogen in meine Seite. Das hatte ich definitiv nicht verdient! All die pikanten Einzelheiten ließ ich aus und es war komplett der Interpretation der Mikaelsons zuschulden, wenn sie von dieser Aussage sofort auf einen zweideutigen Hintergrund schlossen. Hopes Reaktion war anscheinend Grund genug, um genau das zu tun.

Marcel grinste in sich hinein, Keelin starrte uns mit großen Augen an und Davina räusperte sich verlegen.

Rebekah war die erste, die etwas dazu sagte. ,,Ich wusste es! Zögere nicht, deiner Lieblingstante die Details zu verraten. Ich warte schon seit Jahren darauf, die coole Tante zu sein, die all deine Geheimnisse zuerst erfahren darf. Warte... War das dein erstes..."

Dafür erntete sie einen finsteren Blick von Hope. ,,Wir hatten aber keinen Sex!" Anschließend war Hope dieses Thema äußerst unangenehm, was ich daran erkannte, dass sie liebend gerne in ihrem Stuhl versunken wäre.

Ich fand das Gespräch zum totlachen. Da ich keine Familie hatte konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, wie peinlich die Situation für Hope war und es machte mir Spaß, sie zu beobachten.

,,Aber wir haben auch nicht nichts getan", deutete ich vielsagend an und Hopes Ellbogen fand erneut den Weg in meine Seite.
,,Halt die Klappe, das ist nicht witzig!"

Ich kicherte - und mindestens drei andere Menschen an diesen Tisch stiegen mit ein. Hopes Blick war Gold wert!

,,Ich hasse euch alle", brummte sie. ,,Das geht euch überhaupt nichts an! Und du solltest eigentlich auf meiner Seite sein und dich nicht mit meiner Familie gegen mich verschwören."

,,Ach komm schon, Hope, ist doch nichts dabei. Wir freuen uns für dich. Außerdem ist Cassie sicher keine schlechte Wahl... Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche", fuhr Rebekah fort und zwinkerte ihrer Nichte zu.

,,Stimmt. Du hast mit Matt Donavan geschlafen. Das wäre mir wesentlich peinlicher." Es war das erste Mal, dass Kol Mikaelson sich in das Gespräch einmischte. Auf seine Beleidigung hin flog ein Brötchen, geworfen von Rebekah, quer über den Tisch und prallte an seinem Kopf ab.

Die einzige, die nicht hundertprozentig von mir überzeugt war, war Freya. Ich erinnerte mich an ihren Unterricht und wie ich es vermasselte, die dunkle Magie nicht einzusetzen. Ich würde sie von mir überzeugen müssen.

,,Jedenfalls bedanke ich mich für das Essen. Kommst du, Hope? Wir wollten uns mit Lizzie für das Projekt treffen."

Es gab kein Projekt, aber ich fand, dass ich Hope heute genug gequält hatte. Hope zögerte nicht, mir zu folgen. Kaum hatten wir das Esszimmer verlassen, funkelte sie mich wütend an. ,,Was sollte das denn? Du kannst doch nicht vor meiner Familie verkünden, dass wir uns geküsst haben!"

,,Das ist deine Schuld, Schätzchen. Deine Reaktion hat uns verraten."

,,Mach das nie wieder. Rebekah wird mich bis ans Ende meiner Tage damit aufziehen."

,,Ich bin eher überrascht, dass ich noch lebe. Nach deiner Warnung war ich fast überzeugt davon, dass ihr Beschützerinstinkt dir gegenüber mich töten wird", lachte ich. ,,Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ein Mädchen bin und dich nicht schwängern kann."

,,Cassie... Halt einfach deinen Mund. Das war das peinlichste Frühstück meines Lebens."

,,Dann kann der restliche Tag nur besser werden..."


𝘩𝘦𝘭𝘭𝘧𝘪𝘳𝘦 ʰᵒᵖᵉ ᵐⁱᵏᵃᵉˡˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt