~ Kapitel 12 ~

23 9 3
                                    


Ein heißer Wind blies Seelensturm durch das lange, dicke Fell. Der Kater kniff die Augen zusammen, um nicht den vielen Wüstenstaub in sein Sichtfeld zu bekommen und legte die Ohren an. Es war ein seltsames Gefühl durch ein fremdes Territorium zu wandern.

Hinter ihm kämpfte Igelteich sich durch ein vertrocknetes Gestrüpp und ließ kurz ein dumpfes Knurren von sich. Dem Kater gefiel es ebenso wenig wie dem Ältesten, doch Vipernstern hatte ihn auserwählt. Er wusste nicht wirklich wieso, aber scheinbar gab es dafür einen Grund. War die Mission überhaupt möglich? Und wie gefährlich war sie?

Viele, viel zu viele Fragen tummelten sich in Igelteich's Kopf und seine Gedanken wirbelten umher, wie der wilde Sand, den der Kater angewidert abschüttelte. Seelensturm sah dem Krieger an, wie verzweifelt dieser zu sein schien und blieb stehen. Er wartete geduldig bis der dunkelschildpattfarbene Kater aufgeholt hatte und gesellte sich dann mit aufmunternder Miene neben ihn.

Igelteich blickte kurz auf und sofort standen ihm die vielen Gedanken wieder wie auf die Stirn geschrieben. Es war nicht schwer den kleinen Kater zu durchschauen. Er kämpfte aus irgendeinem Grund mit sich selbst und natürlich auch mit den Umständen. Doch irgendwas beschäftigte ihn weitaus mehr als die vielen unebenen Vertiefungen im rauen Sand.

„Was ist denn los, Igelteich?", fragte der Älteste vorsichtig, um nicht zu weit zu gehen. Nicht viele fingen freiwillig an mit verfeindeten Clans zu reden. Doch die Frage blieb vorerst unbeantwortet. Igelteich starrte zu Boden, als würde er die Antwort irgendwo zwischen den unendlichen Sandkörnern finden.

Nach einer kurzen Pause, in der nur das ununterbrochene Rauschen des Windes zu vernehmen war, presste der Krieger zwischen seinen etwas stumpferen Zähnen hervor: „Wieso sollte ich das einem SturmClan-Mitglied sagen?" Was hatte Seelensturm sich nur eingebildet? Dass alle sofort seine Meinung zu den anderen Clans teilen würden?

Nur sehr wenige vertrauten einem anderen Clan oder dessen Katzen. Doch Seelensturm glaubte fest daran, dass sich alle drei Clans eines Tages verstehen würden, friedlich miteinander auch außerhalb der Versammlungen zusammen durch die Lande streifen würden. Doch dafür war es scheinbar noch zu früh.

Plötzlich wurde der Älteste aus seinen Tagträumen gerissen, als nur noch ein knappes Stück vor ihnen viele Felsen aus dem Boden ragten. Das Herz des Katers begann schneller zu werden und raste auf einmal wie verrückt in seiner Brust umher. Sie waren da.

Das riesige SonnenClan-Lager war von gewaltigen Steinbrocken in einem dunklen Grauton umgeben und der Eingang war nicht viel mehr, als ein fast dreieckiger Schlund zwischen den vielen Steinen. Ein Fels lehnte gefährlich tief an seinem Nachbarn und überdachte somit den einzigen Weg in das Lager hinein.

Vor dem sandigen Loch in der Felsformation saßen zwei große Katzen mit erleichterten Blicken. Der dunkelbraune Kater nickte kurz mit dem Kopf in Richtung des Anführers und miaute: „Rubinstern! Schön euch alle wiederzusehen! Ist alles gut verlaufen?"

Der Anführer des SonnenClans schenkte ihm nur einen knappen Blick und knurrte leise: „Wir haben zwei Gäste dabei." Der Kater sah zum anderen Wächter hinüber und verzog das Gesicht. Nun meldete sich auch die zweite Katze zu Wort. „Was?", hauchte sie ihm entsetzt entgegen und durchkämmte mit ihren grasgrünen Augen die Reihen der ankommenden Katzen.

Als die Kätzin Igelteich erblickte fauchte sie und stand blitzartig auf. Doch sie waren an ihrem Posten nicht allein. Hinter der zweiten Wache tauchte plötzlich ein kräftiger kleiner Kater auf, der ängstlich in die vorüberziehenden Augen der Fremden blickte. Die grau marmorierte Kätzin stellte sich schützend vor den Schüler und fuhr warnend die scharfen Krallen aus.

Als die „Feinde" auf den Lagereingang zu schritten, knurrte die Katze tief und fixierte Igelteich mit ihren Augen. Seelensturm fuhr blitzschnell vor und fauchte eine kurze Sekunde lang. Er starrte in die grünen Augen der Kätzin und für einen winzigen Moment schien alles um ihn herum zu verschwimmen. Nur die Wächterin starrte ebenfalls in das Gesicht ihres Gegenübers.

Warrior Cats - Löwenjunges FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt