~ Prolog ~

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Die Kätzin schrie schmerzerfüllt auf. Es fühlte sich an als würde alles vor ihren Augen verschwimmen und ihr Körper von innen nach außen gestülpt werden.

Sofort lehnte Schwarznacht sich gegen ihre Flanke und stützte sie gutmütig. „Du schaffst das", redete er ihr gut zu. Sein Körper strahlte eine beruhigende Wärme aus, die sich auf Tränensee ausbreitete.

Doch sofort wurde sie wieder schwach, als ein stechender Schmerz ihren dicken Bauch durchströmte. Schwarznacht sah sich panisch um und zuckte nervös mit den Ohren. Die Kätzin folgte seinem Blick, sah aber nichts als Bäume.

Er konnte seine Angst um Tränensee nicht geheim halten, da sie sie wie einen schwarzen Dorn in ihm spürte. Sie waren schutzlos und nicht im schützenden Lager, sondern im offenen Wald.

Sie waren verstoßen worden und konnten nirgends mehr hin. Schwarznacht war aus dem SonnenClan geflohen, um Tränensee seine Liebe und seine Hoffnung zu ihr und einem gemeinsamen Leben in den Clans zu gestehen.

Bei einer weiteren Wehe keuchte die Kätzin auf. Völlig erschöpft sank sie zu Boden und hauchte: „Schwarznacht! Ich kann nicht mehr!" Ihr Gefährte legte sich dicht an sie und umschlang ihren Schwanz mit seinem.

Sie hatte neuen Mut gefasst, und presste sich eng an Schwarznacht. Ihr Kopf dröhnte und sie nahm die schweren Rufe ihres Gefährten kaum noch wahr, bis plötzlich etwas aus ihr herausquoll.

Der Kater sah rasch zu der Stelle wo es gelandet sein musste und sein Blick wurde freudig. Er nahm es mit den Zähnen. Dabei zerplatze die Blase darum und zum Vorschein kam ein kleines, nasses Fellbündel. Zwei weitere, zusammengerollte Kugeln rutschten nacheinander aus ihr heraus und schließlich lagen drei gesunde Junge an ihrem warmen Bauch.

Doch irgendetwas stimmte nicht. Zwischen den zwei zitternden, sich windenden Jungen lag das dritte und schwächste Junge da und regte sich nicht. Es sah aus wie tot. Sie legten es auf den Rücken und erstarrten.

Eine dickflüssige, dunkelrote Flüssigkeit tropfte von seinen kleinen Pfoten auf den Boden und lief an das Fell seiner Geschwister. Von seinem Körper ging etwas Merkwürdiges aus.

„Was ist das?", miaute die Kätzin ängstlich. „Ich weiß es nicht", hauchte der Kater fassungslos. Er zog die beiden anderen Jungen von dem kranken weg an seinen Körper, doch es war bereits zu spät. Sie waren ebenfalls wie ihr Bruder.

Dort wo das Blut ihr Fell benetzte, schien es als würde sie etwas verbrennen. Sie brannten ein Loch in ihre Haut.

Tränensee umklammerte den Schwanz ihres Gefährten und einige Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte. Es war eine quälend lange Zeit, bis der Kater plötzlich begann zu sprechen. „So endet es also", miaute er heiser.

Die Kätzin schaute ihn aus weit aufgerissenen Augen an, Blut floss aus einer Wunde an ihrem Bauch. Der Kater sah an sich herab und seine Pupillen weiteten sich ängstlich. Der raue Untergrund unter seinen Tatzen wurde feucht und war plötzlich von einer dunkelroten, flüssigen Schicht bedeckt.

An seinen Vorderläufen klafften riesige Wunden, aus denen Blut in Strömen rann. Doch etwas war komisch. Er sah es zwar, doch er spürte es nicht.

Er spürte gar nichts, bis sein Sichtfeld plötzlich kleiner wurde und eine bleierne Müdigkeit von ihm Besitz ergriff. Er schloss die Augen, in dem Wissen das er sie nie wieder öffnen würde.

Warrior Cats - Löwenjunges FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt