24 | Hicks

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Die Drachen verteilten sich im Wald unter uns, wo auch immer sie Platz finden konnten. Es schien ihnen nichts auszumachen, dass das hier ihr Übergangzuhause sein würde. Es war ihnen wahrscheinlich lieber als die offene Leere des Meeres und der ständig wechselnden Inseln. Ich sah, wie es sich einige bereits gemütlich machten, andere Löcher oder Gesteinsformationen suchten, wo sie ihre Eier lagern konnten, und wie sich wieder andere durch die Bäume hindurch jagten. Ein paar Schreckliche Schrecken beobachteten mich und ich wusste, dass sie mir heimlich folgen würden. Die Kleinen liebten mich aus irgendeinem Grund, vor allem seitdem ich die Schreckenpost erfunden hatte. Dabei wurden Briefe an ihre Beine befestigt, die sie dann zu weit entfernten Adressaten brachten. Somit konnten Informationen schneller verbreitet werden. Meistens hatte ich so Kontakt zu Dagur und seiner Schwester Heidrun aufgenommen, die auf der Berserker-Insel lebten.

Wir drehten ein paar Runden, um nachzusehen, ob sich alle wohl fühlten. Außerdem wollte ich noch nicht zurück zum Dorf fliegen, wo mich neugierige, böse und herabschauende Blicke erwarten würden. Nach dem dritten Überfliegen grummelte Ohnezahn und ich seufzte. »Na gut, wir fliegen zurück.«

Das Dorf hatte sich in all den Jahren kein bisschen verändert. Es war auch nicht größer geworden, nur ein paar mehr Katapulte und hohe Fackeln, die nachts Licht spendeten. Dafür waren die Häuser nicht mehr brandneu und die Vorräte aufgefüllt, was Ohnezahn und mir zu verdanken war, da die Drachen seit dem Vorfall mit dem Roten Tod nicht mehr angriffen, wie Astrid erklärt hat. Sie hatten ohne Sorge leben können und wussten nicht einmal wieso. Dass sie mir danken würden, wenn ich ihnen die Geschichte erzählte, redete ich mir gar nicht erst ein.

Es war seltsam über die altbekannten Häuser zu fliegen, das Dorf aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mein ehemaliges Zuhause, was ich für das Wohl meines besten Freundes verlassen hatte, an dem aber so viele Erinnerungen hingen. Die Menge hatte sich mittlerweile aufgelöst, die Katapulte waren wieder verstaut und die Äxte und Schwerter abgelegt worden. Trotzdem folgte uns jedes Augenpaar, als würden sie erwarten, dass Ohnezahn seine Plasmastrahle abfeuerte und das Dorf zerstörte. Wenn ich mich an Astrids Worte erinnerte, dass ihnen nie jemand gezeigt hat, wie man zusammenlebt, konnte ich es ihnen nicht verübeln. Ich war auch ehrlicherweise überrascht gewesen, als sie uns das Handzeichen gegeben hat, aber sie hat es mir mehrmals erzählt: Mein Vater war nicht mehr derselbe. Viele unter ihnen waren nicht mehr dieselben, so wie ich. Die Hoffnung auf Frieden war noch nie so groß.

In meinem Augenwinkel sah ich etwas aufblitzen. Grobian hämmerte gerade in der Schmiede auf einem heißen Metallstück herum. Ich lenkte Ohnezahn in die Richtung und ließ ihn vor dem Eingang landen. Bevor ich etwas sagen konnte, um auf mich aufmerksam zu machen, stoppte Grobian seine Bewegungen. »Lässt dich auch mal wieder auf der Arbeit blicken, wa' Jung'?« Er sah auf mit einem Lächeln im Gesicht. »Noch einmal lasse ich dich nicht so einfach davonkommen.«

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Grobian hatte mich praktisch mit meinem Vater großgezogen, er war Teil der Familie und ich hatte ihn wirklich vermisst. Er sah immer noch so aus wie vor fünf Jahren, nur ein paar mehr graue Haare zwischen den blonden und einen dickeren Bart. Seine Kleidung hatte er sich wohl auch erneuern lassen, aber er roch nach wie vor nach Metall und Feuer. Baden war wohl weiterhin nicht sein Lieblingshobby.

Er seufzte. »Was du uns für einen Schrecken eingejagt hast, Bursche. Und dieses ganze Gesuche. Ich dachte zwischendurch, wir würden dich niemals wiedersehen.« Den letzten Teil flüsterte er.

Mich überkamen das erste Mal Schuldgefühle deswegen. Ich hatte nie darüber gedacht, wie er oder mein Vater sich fühlen würden, wenn ich plötzlich verschwand. Für mich war nur Ohnezahn wichtig gewesen, seine Sicherheit. Es war ziemlich egoistisch, aber was hätte ich damals tun sollen? Wenn ich es irgendwem erzählt hätte, wäre es katastrophal geendet, darin war ich mir sicher. So wie er und mein Vater heute dachten, war vor fünf Jahren nicht möglich. Ich musste die Insel verlassen.

Was wäre wenn?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt