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Das Häuten war noch das am wenigsten Übelkeit erregende an dem was nach dem Tod  des Tieres geschah.

Stellt euch einfach das Schlimmste vor das euch einfällt und verdreifacht es, und dann habt ihr nur annähernd das Aufschneiden eines Lebewesens und das darauffolgende Herausquellen von Innereien.

Mir stiegen die warmen Dämpfe in die Nase und mir wurde speiübel. Ich versuchte die hochkommende Galle zu ignorieren und wieder zu schlucken, aber der Versuch scheiterte kläglich.

Ich schlug meine Hände vor den Mund und rannte hinter einen Strauch. Was dann folgte, ist wohl leicht zu erahnen.

Auch als mein Magen schon völlig leer war und ich nur noch Galle spuckte zog er sich immer wieder zusammen und ich wollte mich wieder übergeben.

Erst nach gefühlten Stunden hatte er sich einigermaßen beruhigt und ich spürte den nahenden Bauchmuskelkater, der bestimmt nicht ohne sein würde.

Jetzt wo ich mich nicht mehr übergeben konnte, war ich im Stande das Reh einigermaßen auszunehmen und das sehnige Fleisch von den Knochen zu trennen. Währenddessen schnüffelte Hopes feine Nase nach gut duftenden ungiftigen Kräutern, die wir mit dem Fleisch braten konnten. Die Wölfin war anscheinend genau so ein Gourmet wie ich. Der Gedanke ließ mich schmunzeln und für einen Augenblick vergaß ich sogar die müffelnden Innereien vor meinen Füßen.

Leider hielten die Gedanken die furchtbare Arbeit nur allzu kurz fern und ich musste mich wieder durchringen weiterzumachen. Nach zirka eineinhalb Stunden war ich endlich so weit und spickte die Fleischstücke mit wildwachsendem Knoblauch, Rosmarin, Thymian, Oregano und Majoran und steckte sie auf Stöcke. Aus dicken Ästen bastelte ich eine Art Gerüst, das ich über das Feuer stellen konnte und legte die Stöcke mit dem Fleisch darauf.

Ich ließ mich schwerfällig auf einen Baumstumpf neben dem Feuer plumpsen und atmete erleichtert aus. "Zumindest haben wir wieder genug für länger als eine Woche zu essen und können weiterziehen ohne noch länger aufgehalten zu werden!",  redete ich mir selbst gut zu.

Mein Blick richtete sich auf das Fleisch. Es duftete herrlich und wenn die Schwerkraft wieder einen Tropfen Fett ins Feuer fallen ließ bildete sich eine kleine Stichflamme und es brutzelte verführerisch. Nach einer Weile beschloss ich die einzelnen Stöcke das erste mal zu drehen, denn langsam nahmen die Fleischstücke ein schönes braun an und bei diesem Gedanken lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Kurz darauf ließ sich Hope neben mich fallen und gab ein Seufz-ähnliches Geräusch von sich welches ich unbewusst erwiderte. Automatisch wanderte meine Hand zu ihrem Kopf und kraulte sie hinter den Ohren.

Wir wollten eigentlich noch am selben Tag weiterziehen. Da das Fleisch aber erst noch durch werden musste und schon der halbe Tag vergangen war beschlossen wir uns den restlichen Tag anderweitig sinnvoll zu beschäftigen. Das hieß Pfeile bauen und eine Art Gerüst bauen,  das ich an meinem Rucksack festbinden konnte, um etwas Fleisch, das ich nicht auf die Spieße gestackt hatte, trockenen und haltbar machen zu können.

Die Zeit verging schnell und schon bald lag vor meinen Füßen ein halbes Duzend Pfeile und ein stabiles Gerüst , außerdem waren die Fleischstücke durch.

Es dämmerte bereits, als wir Hope und ich uns erschöpft vor dem Feuer niederließen und das jeweils erste Stück Fleisch zwischen die Zähne nahmen. Meiner Meinung nach hatte ich noch nie etwas besseres gegessen. Das Fleisch war zarter als gedacht und so verdammt saftig...

Wir aßen bis wir satt waren, dann packten wir den Rest sorgfältig ein und wollten schon ins Zelt schlüpfen, als das Feuer von einer Sekunde auf die andere anfing komisch zu flackern und ein beinahe sturmartiger Wind aufzog...



Die letzte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt