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Als ich aus einem traumlosen Schlaf erwachte, galt mein erster Gedanke meiner Hand. Ruckartig zog ich sie unter der Decke hervor.  Noch immer war diese komische Narbe zu sehen,  allerdings war sie etwas verblasst. Eigentlich war sie sogar ziemlich hübsch,  und wenn man sie ganz genau betrachtet, sieht der Bogen aus, als ob er mit winzig kleinen Schuppen überzogen wäre. Auch die Pfeilspitze ähnelt der Oberfläche des Bogens.

Mein nächster Gedanke galt meinen Fallen.  Einerseits hoffte ich, dass ich etwas gefangen hatte, andererseits wäre es mir lieber wenn sich kein Tier in die Nähe der Fallen verirrt hatte. Ich konnte mich nicht entschließen was wohl besser wäre. Ich beschloss etwas zu trinken und zu essen und dann gleich nachzusehen. 

Ich machte mich auf dem Weg zur ersten von drei Fallen.  Als ich einen Blick hinter den Baum warf,  fiel mir beinahe ein Stein vom Herzen,  als ich sah dass sie noch immer unberührt da lag.  Ich nahm sie mit, denn ich wollte an diesem Tag noch meine Reise vorsetzen.

Die zweite Falle war ebenfalls leer. Als ich jedoch zur dritten Falle ging, hatte ich ein mulmiges Gefühl, und ich war mir zu 99% sicher das ich etwas gefangen hatte.

Schon von weitem hörte ich ein Winseln,  aber als ich die Falle fast erreicht hatte, stoppte es plötzlich und ich begann mich zu fragen, ob ich es mir vielleicht eingebildet hatte.

Meinen Kopf schüttelnd überbrückte ich noch die letzten drei Meter die zwischen mir und dem Baum, hinter dem die Falle versteckt war, lagen.

Ich war nicht sicher ob ich schreiend davonlaufen, oder Mitleid mit dem kleinen Wollknäuel haben sollte, das da vor mir auf dem Boden lag und kaum hörbar winselte. 

Ich beschloss erst mal auf meinem Standort,  der eineinhalb Meter entfernt war, stehen zu bleiben.

Nach einigen Minuten hörten das Winseln auf und das Wollknäuel bewegte sich. Es hob seinen Kopf und ich machte einen kleinen Schritt zurück, als ich bemerkte,  das das bestimmt ein Wolf war.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, ging in die Knie und bewegte mich auf den, bestimmt noch nicht ausgewachsenen Wolf, zu.

Mir wurde warm ums Herz,  als er mich mit seinenm traurigen Blick fixierte, und ich wusste genau, dass ihm etwas ebenso schreckliches wie mir passiert war. Ich musste nur herausfinden was es war.

Ich streckte meine Hand langsam in seine Richtung, stoppte jedoch als er mich kurz anknurrte.  Dadurch ließ ich mich erstaunlicherweise aber nicht abschrecken. 

Es verleitete mich bloß,  mich ihm noch langsamer zu nähern. Ich drehte meinen Kopf weg und streckte meine Hand weiter aus. Mein Gefühl sagte mir plötzlich, das ich mich nicht mehr bewegen sollte, und ich hörte darauf.

Auf einmal spürte ich eine kalte, feuchte Schnauze an meiner Hand und drehte langsam meinen Kopf wieder in die Richtung,  des Wolfes.  Und ich sah, dass er seine Augen geschlossen und seinen Kopf in meine Hand gelegt hatte. Ich ließ mich leise auf den Boden sinken und rutschte auf den Knien weiter auf den Wolf zu, dann befreite ich ihn aus der Falle.  Ich rückte immer näher an ihn heran, bis ich ihn schließlich in die Arme nahm und ihn zu meinem Lager brachte.

Er ließ es geschehen ohne einen Mucks von sich zu geben.

Die letzte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt