Grau in grau: Kritik zu "Die Mauerblume"

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geschrieben von: BellyBloom

Genre: keine Angabe der Autorin

Communitys können kunterbunt sein; die verschiedensten Menschen finden zusammen, weil sie eine Sache eint. So auch auf Wattpad. Hat man die Kritik über "Erfrorene Seele" noch im Kopf, so lässt sich hier zeigen, dass die Spannbreite der Hobbyliteraten ziemlich groß ist. War ich bei der letzten Kritik sehr positv überrascht, was die Komplexität der Sprache angeht, so ging diese Geschichte in eine ganz andere Richtung. Das ist noch nicht als Wertung zu verstehen, es ist nur ein anderer Stil, die Geschichte kann genauso gut oder schlecht werden. Ob man aber genau diese Geschichte gelesen haben muss?

Beschreibung der Geschichte (Quelle: BellyBloom):

Ein 15 Jähriges Mädchen aus der ehemaligen Grenzstadt Erfurt findet ein zerfleddertes Buch, durch welches sie eine emotionale Zeitreise erlebt und die 'Mauerblume' kennen lernt. Und plötzlich wird sie selbst zum Mittelpunkt einer unglaublichen Geschichte.

Kategorie 1: Der erste Eindruck

Das Cover passt in gewisser Weise zum Titel „Die Mauerblume". Der Ansatz, die Idee war gut gemeint. Aber ganz ehrlich: Die Darstellung einer unverputzten Wand ist nicht unbedingt DIE Cover-Idee schlechthin. Die Farben sehr blass, keine interessante Struktur in der Wand selbst, nichts zu entdecken. Wie wäre es - ziemlich naheliegend eigentlich - mit einer Blume an/in/auf der Wand? Nein. Nur. Eine. Wand. Allgemein sollte man Covers nicht überbewerten, das möchte ich an der Stelle betonen. Aber da hätte man sich wirklich mehr einfallen lassen können.

Als Mauerblume oder Mauerblümchen bezeichnet man eine unauffällige und kaum beachtete Person. Meistens meint man damit Frauen oder Mädchen, die von Männern nicht sonderlich wahrgenommen werden. Ich persönlich finde den Titel nicht schlecht gewählt, man könnte eine ungefähre Vorausdeutung auf den Handlungsplot oder den Charakter der Person erahnen. Der Titel als solcher ist durchaus interessant.

Sollte man sich dann schließlich aufgrund des Titels und eben nicht aufgrund des farblosen Covers dazu entschließen, die Geschichte anzufangen, so erwartet man... Ja, was habe ich eigentlich erwartet? Einen Einstieg media in res, also mitten ins Geschehen? Eine Einführung in die Welt der Geschichte? Einen ersten Blick auf die Protagonistin? Die letzten beiden Möglichkeiten schienen mir ziemlich naheliegend, zumindest hat mich der Titel dazu verführt. Überhaupt hat mich der Titel dazu verlockt zu glauben, es könnte sich um eine interessante Geschichte handeln. Wenn dann der erste Absatz, in diesem Fall sechs Zeilen, viermal eine Anspielung auf „Scheiße" benutzt, hält sich Begeisterung in Grenzen. Vielleicht könnte man das noch wegstecken, wenn sich nun eine Welt, eine Geschichte entfalten würde. Bittere Enttäuschung, man steht wie vor einer Wand, womöglich vor einer unverputzten. Man hätte eigentlich genauso gut eine Liste anfertigen können, was die Person macht: Schule, Heimweg, Essen, Bier holen, Tagebuch finden. Wie das Anordnen von Ziegelsteinen. Man erfährt nichts, aber auch wirklich nichts über die Menschen und die Umgebung. Wo? Wann? Namen? NICHTS! Würde ich nicht eine Kritik zu dieser Geschichte schreiben, ich wäre wohl spätestens nach diesem Kapitel ausgestiegen.

Einzelwertung: 2 von 5 Sternen

Kategorie 2: Die Spannung

War ich nach dem Lesen des ersten Kapitels fast schon komplett entmutigt, dass sich überhaupt noch was tun würde, so wurde ich im weiteren Verlauf nicht ganz so sehr enttäuscht. Da bis jetzt das Buch nur zwei Kapitel enthält, lässt sich über Spannungsaufbau und -abbau nicht viel sagen. Immerhin kommt im zweiten Kapitel eine kleine Spannungskurve zustande. Wertvolles Potential wurde aber verschenkt, keine größere Anstrengung, die Spannung immer mehr zu steigern, geschweige denn, den Höhepunkt voll auszugestalten. Dafür liest sich die Geschichte auch viel zu schnell, der Raum für solche Entfaltungen ist überhaupt nicht da. Erinnerte mich an eine Fahrt durch einen Tunnel: Beobachten lohnt sich nicht, denn es gibt eh nichts zu sehen. Schade, hätte besser werden können.

Einzelwertung: 2 von 5 Sternen

Kategorie 3: Die Entwicklung des Hauptcharakters

Es gibt keine Entwicklung, dafür ist das Buch wohl auch noch zu kurz. Bei zwei Kapiteln hätte man eine solche vielleicht schon angedeutet sehen können, hier allerdings nicht. Vielleicht sollte es auch überhaupt keine Entwicklung geben und es soll alles mauergrau sein. Notiz an mich/weitere Vorschläge für Kritiken: Sollte die Geschichte noch zu kurz sein und keine Entwicklung erkennbar sein, dann kann es in dieser Kategorie haprig werden.

Einzelwertung: 0 von 5 Sternen

Kategorie 4: Die Nebencharaktere

Es ist schade, das sagen zu müssen, aber hier gilt das Gleiche wie für Kategorie 3... Dazu lässt sich kaum was sagen: Vater ist Alkoholiker. Mutter traut sich nicht zu trennen. Habe ich was vergessen? Sowas glaube ich inzwischen schon zu oft auf Wattpad gesehen zu haben... Another brick in the wall...

Einzelwertung: 0 von 5 Sternen

Kategorie 5: Das Setting

Gute Frage: Wo und wann spielt die Geschichte? Bis Kapitel zwei erfährt man nur, dass sich die Protagonistin zuhause befindet, aber in welchem Ort/ in welcher Stadt? Und in welcher Zeit (ich vermute, dass die Geschichte in der Gegenwart spielt...)? Hier schlägt sich das Manko der fehlenden Beschreibung besonders stark nieder. Womöglich hätte sich das im Laufe der Geschichte entwickelt. Genauso wie ein besseres Cover. Ohne Wandblick. Womöglich...

Einzelwertung: 1 von 5 Sternen

Kategorie 6: Der Verlauf

Im Prinzip kann man hier nur das wiederholen, was in den ersten zwei Kategorien geschrieben wurde. Es tut weh, nicht mehr mauern, äh, sagen zu können, aber nur um gefüllter Zeilen wegen schreibe ich nicht. Hier gibt es nichts zu sagen. Weiter!

Einzelwertung: 1 von 5 Sternen

Kategorie 7: Der Stil

Es wurde ein recht einfacher und schlichter Stil gewählt. Das muss nicht schlecht sein, das kann durchaus seinen Reiz haben. Im Vergleich zur letzten Kritik (Anm.: „Erfrorene Seele") ist dieser Stil wie das Verhältnis von Tag und Nacht. Man kann der Geschichte gut folgen, was ein großes Plus darstellt. Aber die eine oder andere Beschreibung, längere Sätze, Wortspiele etc. würde den schnellen Erzählschritt gut auflockern, genauso wie eine Tapete oder Bemalung eine Wand zu Glanz verhelfen kann. Niemand mag graue Wände!

Einzelwertung: 2 von 5 Sternen

Kategorie 8: Die Rechtschreibung

Grob im Weg steht sie dem Lesefluss nicht, aber der eine oder andere Ziegelstein liegt schon herum. Es fällt sehr auf, dass es Probleme bei der Groß-/Kleinschreibung gibt, dass die Zeichensetzung schwächelt und hin und wieder bei komplexeren Wörtern die Schreibung nicht überprüft wurde. Hatte der Maurer da schon Feierabend?

Einzelwertung: 3 von 5 Sternen

Mit einem Satz: Ungefähr so interessant wie das Cover

Wertung: 11 von 40 Sternen

Najaa, geht sooo. Viel Luft nach oben und viele (ungenutzte) Möglichkeiten. Und das in zwei kurzen Kapiteln...

Mich würde natürlich interessieren, wie euch diese Bewertung gefallen hat! Also, ab in die Kommentare damit. ;)

Du möchtest eine Geschichte vorschlagen, die ich mir genauer ansehen soll? Immer her damit. :)

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Euer Grimlorn

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