Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn der eine oder andere auf meinem Blog vorbeischaut! ;) Neben allen Rezensionen gibt es hier auch Hintergrundinfos sowie meine Geschichten: www.grimlorn.de
Hinweis: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wurde die Geschichte offline genommen, um sie zu überarbeiten.
Geschrieben von: i_dont_get_it
Genre: Fantasy
Achtung! Die folgende Kritik kann Spuren von Spoilern enthalten.
Der Fluch eines jeden, der viel liest: Man kommt nicht drumherum, die Geschichte, die man gerade liest, mit anderen zu vergleichen oder Bilder/Sätze von anderen Büchern im Kopf zu haben. Ich glaube, besonders im Genre Fantasy ist es schwer, etwas komplett Neues und von anderen Geschichten Unabhängiges zu schaffen und somit selbst Hardcore-Fantasy-Fans vom Hocker zu hauen. Auch "Argenor - Die Gilde der Magier" hat sich - wie viele Fantasy-Geschichten - bei den ganz großen ihres Genres bedient. Aber fangen wir von vorne an.
Mit einem dramatischen Einstieg fesselt uns der Autor gleich zu Beginn an seine Geschichte: Gefährliche Magie, dunkle Mächte, ein Dämon: Gefahr liegt in der Luft. Wir erfahren nicht viel: Steht ein Kampf oder gar Krieg zwischen irgendjemandem bevor? Was passiert hier? Kein Hinweis, und doch muss man einfach weiterlesen.
Der Prolog endet und mit ihm der furiose Einstieg, die eigentliche Geschichte beginnt. Wir beginnen in die Welt Argenors einzutauchen, genauer gesagt in die Welt Naurs, in der Veldin lebt. Hier beginnt für mich das eigentliche Dilemma des Viellesers: Ich kann das Bild von Hobbingen einfach nicht verdrängen, zu vieles erinnert mich daran: Die sanften Hügel, die Felder, das kleine, sehr abgeschiedene Dorf Naur (das gar nicht so klein sein kann, aber darauf kommen wir noch später) und die Gutmütigkeit aller Dorfbewohner.
Gutmütigkeit aller Dorfbewohner? Ja, wirklich aller Dorfbewohner. Was einem mit der Zeit doch etwas auf den Keks gehen kann: Alle sind nett zu Veldin, keiner ist ihm böse, mag ihn nicht. Noch schlimmer: Jeder scheint jeden zu mögen, keiner ist zu irgendjemandem böse. Alles läuft nahezu reibungslos. Es scheint geradezu, als hätte jemand die schlechte Laune und Böswilligkeit in Naur verboten oder irgendwie verbannt. Einen kurzen Moment fragte ich mich beim Lesen, ob das ein Zauber sein könnte.
Von dem Gedanken ließ ich aber gleich wieder ab, denn es ist der anschmiegsame Erzählstil des Autors, der den Lesefluss immerzu weitertreibt. Das dürfte wohl das größte Plus sein: Diese Art und Weise, mit Worten zu malen, findet man auf Wattpad nicht so häufig. Es macht einfach Spaß, und so kann der Autor auch Passagen, in denen er auf Details abzielt und eigentlich nicht viel passiert, gut überbrücken, ohne große Langeweile aufkommen zu lassen.
Einzig die Logikfehler der Geschichte bringen den Lesefluss immer wieder mal zum Erliegen und rufen ein großes "Moment! Kann das sein?" hervor: Ist Naur wirklich so klein und abgeschieden? Immerhin gibt es einen eigenen Hauptplatz, an dem Bauern und Händler ihre Waren feilbieten sowie eine eigene Schmiede! Und diese Schmiede fertigt eigene Waffen an? Das wirkt selbst für Fantasy-Freunde doch etwas unwahrscheinlich. Doch über solche Fehler lässt sich fast immer hinwegsehen.
Fast immer, bis auf ein Mal: Wir erfahren, dass die Dorfbewohner schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht haben. Als dann schließlich im Laufe der Geschichte ein größerer Trupp Reiter heraneilt, stehen die Leute nur wie doof am Dorftor? Keiner greift zu irgendwelchen Waffen, nur die Männer bleiben am Eingang, der Rest verrammelt sich in den Häusern? Auch ist es kein Problem, dass diese Fremdlinge den jungen Veldin, wenn auch freiwillig, mitnehmen. Die Szene wirkt nicht so ganz durchdacht, zu schnell fassen die Bewohner Vertrauen.
Sehr gut gelungen dagegen ist die Gestaltung der Nebencharaktere, wobei ich einen hervorheben will: Der verschollene Bruder Esan. Selten war ich so hin- und hergerissen zwischen Neugier und Unsympathie. Wo kommt dieser Bruder her, was hat er all die Jahre gemacht? Woher hat er das Geld, um sich zwei Pferde zu leisten? Wer ist Mara, seine Frau? Wir erfahren gerade so viel, um ihn nicht als unwichtig zu erachten und gerade so wenig, dass wir das ständige Gefühl haben, dass uns dieser etwas verschweigt. Fast schon unheimlich.
Veldin, der Held selbst, hat dagegen zwei große Probleme: Zum einen ist er, wie das Dorf Naur, einfach nur makellos. Es gibt so gut wie keine Kanten an ihm, keine Ticks, dunklen Geheimnisse, allzu menschlichen Verhaltensweisen, die auch mal ein schlechtes Licht auf ihn werfen würden. Was hat dieser Junge nur, er ist so perfekt ... langweilig. Zum anderen ist es nicht allein die Makellosigkeit. Es kommt blöderweise hinzu, dass sein Verhalten fast immer vorhersehbar ist. Wird sich Veldin dem Trupp der Magier anschließen und seiner Neugier folgen? Na klar! Schlummert in Veldin ein so großes Maß an Magie, dass er in der ersten Konfrontation sogleich sie benutzen kann? Kein Thema! Ein spannender Charakter sieht anders aus.
Mein Fazit: "Argenor - Die Gilde der Magier" hat ihre Schwächen, v.a. in ihrem Hauptcharakter Veldin, der an der todbringenden Krankheit der Langeweile leidet. Doch seine Heilungsaussichten sehen eigentlich nicht schlecht aus, denn der Autor kann auch anders, wie man in Esan sehen kann, meiner Lieblingsfigur bis jetzt. Aber das große Ganze, der Plot, die Welt (auch wenn vieles der typischen Fantasy-Vorstellung à la Herr der Ringe entlehnt wurde) stimmen und machen Spaß. Es ist nicht zuletzt der wunderbare Schreibstil des Autors, der einem nie die Lust am Weiterlesen genommen hat. Ein wirklich lesenswertes Buch mit viel Potential!
Einzelwertungen
Kategorie 1: Der erste Eindruck
5 von 5 Sternen
Kategorie 2: Der Verlauf
4 von 5 Sternen
Kategorie 3: Der Hauptcharakter
2 von 5 Sternen
Kategorie 4: Die Nebencharaktere
4 von 5 Sternen
Kategorie 5: Das Setting
4 von 5 Sternen
Kategorie 6: Die Stimmung
4 von 5 Sternen
Kategorie 7: Der Stil
5 von 5 Sternen
Kategorie 8: Die Rechtschreibung
4 von 5 Sternen
Gesamtwertung: 32 von 40 Sternen
Mich würde natürlich interessieren, wie euch diese Bewertung gefallen hat! Also, ab in die Kommentare damit. ;)
Du möchtest eine Geschichte vorschlagen, die ich mir genauer ansehen soll? Immer her damit. :)
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