Kapitel 1

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Eine Tür donnerte ins Schloss. Das laute Knarzen der Treppenstufen war von weitem zu hören. Der Junge sass geduckt hinter der Kommode. Seine Beine schmerzten doch schon bei der kleinsten Bewegung hätte er entdeckt werden können. Er hörte wie eine Pfanne zu Boden fiel und scheppernd auf den Fliesen aufkam. Daraufhin folgte ein Schrei welcher von einem ohrenbetäubendem Krachen erstickt wurde. Nach einer Weile hörte man Schritte welche sich entfernten. Vorsichtig richtete er sich auf und späht im fahlen Licht der Wohnzimmerlampe auf die kleine Gestalt, die ausgestreckt auf den Fliesen lag. Als er die Gestalt erreichte, riss er entsetzt die Augen auf. Seine Mutter hatte die Augen geschlossen. Aus der Wunde an ihrer Stirn floss Blut und neben ihrem leblosen Körper hatte sich bereits eine Lache gebildet. Der Junge kniete sich neben seine Mutter auf die kalten Fliesen. Mit zittrigen Fingern strich er ihr die spröden braunen Strähnen hinters Ohr. Sein anfängliches Entsetzen wurde durch die aufkommenden Tränen ersetzt die ihm nun seine Sicht verschleierten.
Er hörte Stimmen an seinem Ohr. Ein Sanitäter redete auf ihn ein doch das Rauschen in seinen Ohren sorgte dafür das er kaum etwas verstand. Eine Decke legte sich um seine Schultern und dann war da nichts mehr, nichts mehr ausser Finsternis.

„Mum!?" Schrie er. Keuchend schreckte Malik aus seinem Traum. Er fasste sich instinktiv an die Brust. Sein Herz raste und schien seinen Brustkorb förmlich zu sprengen. Er richtete sich auf und sah zum Fenster. Es war einen Spalt geöffnet und liess kalte Luft hinein strömen. Man hörte wie der Regen auf das Blechdach des Wohnwagens prasselte. Auf leisen Sohlen tapste er zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. Er mochte den herben Geschmack nicht wirklich aber es beruhigte seine Nerven und liess ihn für einen Moment durchatmen.

Der Boden vor dem Wohnwagen war vom andauernden Regen durchweicht. Sein Nachbar hatte sich eines von diesen teuren Vordächern gekauft, weshalb er selbst beim stärksten Regen gemütlich vor seinem teuren Mobil sitzen konnte. Insgeheim hoffte er das die scheiss Plane das angesammelte Wasser nicht halten konnte und durch die Last zusammenbrach. Er verabscheute sich selbst, sein trostloses Leben. Wieso hatte er keine von diesen sauteuren Planen?

Mit einem gezielten Wurf landete die leere Dose im Papierkorb. Mülltrennung war wirklich noch nie so sein Ding gewesen. Frustriert aufseufzend liess er sich auf sein Bett fallen um zumindest noch eine halbe Stunde Schlaf zu bekommen, bevor der Frühdienst in der Tankstelle beginnen würde.

Die Pfütze meines Lebens (Narben der Vergangenheit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt