Kapitel 7

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Es war einer dieser Tage an denen man nichts lieber tun wollte, als sich unter der Bettdecke zu verkriechen und den ganzen Tag an die Decke zu starren. Also eigentlich, wie fast jeder Tag.
Schon seit Tagen war kein überdrehter Isaac mehr in der Tankstelle aufgetaucht und selbst Billys Katze schien sich zu fragen wo er verblieb. Oder sie wollte einfach nur das ihr Futternapf zum dritten Mal an diesem Tag aufgefüllt wurde.
Malik bereute seine Worte von vergangener Woche, doch er konnte nicht zulassen das Isaac längere Zeit Teil seines Lebens sein würde. Selbst eine längere Zeit endete irgendwann.

Auch Heute liess sich Isaac nicht blicken und aus irgendeinem unerklärlichen Grund machte Malik sich sorgen. Eigentlich hatte er bisher kaum Zeit mit ihm verbracht doch wenn er jemanden mit nachhause nahm tat er das nur, wenn er denjenigen akzeptierte oder vielleicht sogar ein klein wenig mochte. Doch genau da lag sein Problem, er wollte ihn nicht mögen.
Seine Augen, rot unterlaufen durch die vielen schlaflosen Nächte starrten in die Dunkelheit hinaus.
Er rauchte nur selten, mehr ein Gelegenheitsraucher.Der Rauch schwirrte in der kalten Luft. Seine einzige Lichtquelle war ein glühender Zigarettenstummel auf dem grauen Asphalt. Mit dem Fuss trat er auf den Glimmeden Stummel bis auch der erlosch.
Eine Silhouette näherte sich der Tankstelle. Ein Schatten in der schwarzen Nacht. Konnte der Vollpfosten, denn nicit sehen das sie geschlossen hatten? Als Malik genauer hinsah konnte er erkennen wer sich hinter den dunklen Schatten der Silhouette verbarg. Isaac hatte seine Kapuze tief über die Stirn gezogen. „T... tut mir leid ich ha...hatte niemanden zu dem i...i...ich gehen konnte" schluchzte Isaac. Wie selbstverständlich schloss er ihn in seine Arme. Isaac zitterte am ganzen Körper und krallte seine Finger in Maliks, Jacke. „l..ich
w.. werde nie zu ihnen g...g...gehören" flüsterte er und wurde gegen Ende immer leiser. Mit den Fingern strich Malik ihm die verklebten Strähnen aus der Stirn. Isaacs grüne Augen waren von roten Linien durchzogen und sahen leblos in die Ferne, als suche er etwas, was nie da gewesen war. Er sah müde aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Seine sonst so fröhliche, enthusiastische Art wirkte in diesem Moment wie eine Maske, die er sich morgens aufsetzte und abends wieder ablegte wie andere Menschen das mit ihren Hosen machten. „K...kann i...ich mit zu dir kommen?" Flüsterte Isaac als hätte er Angst, er würde ihn weg schicken.
Schuldgefühle zernagten Malik. Er wollte Isaac nicht das Gefühl geben, zu viel zu sein. Klar konnte er ihn nicht zu einem Teil seines Lebens machen, doch er konnte ihn in diesem Zustand nicht einfach hier stehen lassen, so war er nicht. „Klar" flüsterte er um die aufgekommene Ruhe zu wahren.
Die nassen Kiesel unter ihren Schuhen knirschten bei jedem Schritt. Ab und zu hörte man das rascheln der Blätter vom nahen Waldrand. Es war eine angenehme Stimmung, fast magisch.
Der kleine Wohnwagen am Rande des Waldes wurde von der Schwärze der Nacht verschluckt. Das einzige Licht ging von einer defekten Lichterkette aus, die Malik sich irgendwann einmal gekauft hatte um sein bescheidenes Häuschen etwas aufzuwerten. Hatte nicht wirklich funktioniert. Es sah danach, noch immer genauso scheisse aus. Naja, vielleicht bräuchte es auch einfach mal einen neuen Anstrich. Mit einem kräftigen Tritt flog die Tür auf. Das innere des Wohnwagens war stockfinster. Mit der Hand suchte Malik den Boden nach dem Kabel der Lampe mit dem Blümchenmuster ab.
Ein flackernde Licht füllte den Raum als er endlich das Knipseding fand. Isaac hatte sich auf der Couch niedergelassen. „Möchtest du mir erzählen was passiert ist?" Fragte Malik unsicher nach. Isaac schüttelte kaum merklich den Kopf. Er wusste zwar nicht was Isaac mochte, doch er ging einfach mal davon aus, dass sich jeder gerne Prinzessin Lillifee, ansah. Er hatte den Film als Kind oft gesehen wenn er traurig war und es hatte ihn immer getröstet. Er mochte das Schweinchen Pupsi und die kleine Fee.
Und so sassen sie da, sahen sich den Kinderfilm an und tranken eine Fanta aus dem 19. Jahrhundert. Ab und zu hörte man Isaacs glucksendes Lachen bis er schlussendlich einschlief. Er sah so friedlich aus. Fast wie ein Engel. Ein echt verdammt hübscher Engel.

Danke für die netten Kommentare❤️

Die Pfütze meines Lebens (Narben der Vergangenheit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt