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Adora POV

Ich fühle mich etwas schlecht. Chester opfert sich quasi selbst, um es Lene heimzuzahlen. Ich kann mich noch gut erinnern, als die Gerüchte umhergingen, dass Herr Martinus seine Frau betrogen hatte. Er war ein guter Lehrer, hatte danach jedoch einen schlechten Ruf bei den Schülern, die es wussten, also im Prinzip bei allen. Bei Schülern wird es dann noch schlimmer aussehen, da sie jünger sind und Chancen haben mit anderen Schülern zusammen zukommen, dies wird dann weniger passieren, wenn der Schüler schonmal jemanden betrogen hat.
"Woran denkst du?" reißt mich Lia aus meinen Gedanken.
Wir sind vor kurzem von Chester wiedergekommen und liegen jetzt gemeinsam in meinem Bett, aneinander gekuschelt und sie streicht mir über die Haare.
"Mir tut Chester ein bisschen leid. Er sollte das nicht tun." sage ich.
"Du hast recht. Er hat allerdings seinen eigenen Kopf und wird dies durchziehen. Egal was wir sagen. Ich nicke.
Ich weiß mittlerweile, dass Chester seinen eigenen Kopf hat. Trotzdem er ist erst siebzehn oder so und das macht mir Angst. Wenn die anderen wirklich so schlimm reagieren sollten, wird das bei ihm hängen bleiben. Da kann man nur hoffen, dass das ihn nicht stark beeinflusst. Immerhin reagiert jeder anders auf sowas.
"Adora, mal eine kurze Frage-" Kim kam zur Tür rein und sah wie wir aneinander gekuschelt da lagen auf meinem Bett. Wir schrecken natürlich nicht weg, da sie und meine Eltern bescheid wissen, dass wir zusammen sind. Natürlich komisch, dass wir erst nur so getan haben und jetzt sind wir wirklich zusammen. Bloß die ganze Situation drum herum ist komisch. "Ja?" sagt Lia. "Weiter so." Kim zeigt beide Daumen nach oben. "Auf jeden Fall. Dein Team hat doch die Farbe weiß und ein bisschen rot oder? Dein Basketballteam meine ich." Lia und ich legen den Kopf schräg. "Ja" "Okay und du hattest die Nummer 69 oder?" fragt Kim und ich frage mich, wieso ich nur so kindisch damals war und diese Zahl genommen habe. Lia nickte. "Dann habe ich hier das Richtige." sagt Kim und reicht mir ein Trikot. Ich falte es auseinander und staune. Das ist jetzt nicht ihr ernst oder? Kim hat einfach ein Trikot in den Farben des Teams, mit meiner Spielernummer und mit meinen Namen hinten drauf bestellt.
"Und gefällt es dir?" fragt sie mich.
"Das ist abgefahren." Lia ist zwar nicht so jemand wie ich, der so spricht, aber das kann Kim ja nicht wissen.
"Ich dachte du kannst es zu den Spielen von Adora anziehen. Egal ob du dabei bist oder nicht. So oder so unterstützt du sie damit." sagt Kim.
Ich springe auf und umarme sie. Egal ob sie weiß, dass ich ihre Schwester bin oder nicht. Ich kann sie immer umarmen. Ich muss mich, auch stark zurückhalten, um nicht anzufangen zu heulen, da Kim in ungefähr sechs Jahren stirbt. Es war so schwer. Die Zeit als sie gestorben ist und die darauffolgenden eineinhalb Jahre. Sie war immer für mich da und ich war mit ihr sogar noch näher verbunden als mit Lindsey.
Kim streicht mir kurz über den Rücken. "Immer wieder gerne. Du gehörst ja ab sofort zu unserer Familie." sagt sie und lächelt dabei.
"Das ist so lieb."
"Wie schon gesagt. Kein Problem. Ich lasse euch jetzt aber wieder alleine." sagt Kim und verlies den Raum auch schon wieder und schloss dabei die Tür.
Ich drehe mich zu Lia um und halte das Trikot triumphierend hoch. "Jetzt kann ich dich anfeuern. Ich glaube, dass ich es auch an dem Tag tragen. Es ist doch immer besser dazu zu stehen, oder?" Lia nickte zustimmend. "Ja, da hast du recht. Trotzdem mache ich mir da Gedanken." Ich verstehe Lias Bedenken und teile auch diese mit ihr. Doch bevor ich noch etwas dazu sagen konnte redete sie mir rein.
"Ich muss übrigens nochmal los. Ich habe gerade voll Bock auf diese leckeren Chips."
Ich verschränke die Arme vor der Brust. So kenne ich die unbesorgte Lia.
"Gut dann bis später. Ich warte hier so lange auf dich." sagte ich und ließ mich in den Sessel meines Zimmers fallen. Lia nickte, sprang vom Bett auf und kramte ein bisschen Kleingeld zusammen. "Gut. Bis später." sagte sie und ist kurz danach auch gleich aus dem Zimmer verschwunden. Die Tür hat sie hinter sich geschlossen.
Ich seufze. Jetzt habe ich nichts zu tun. Ich habe kein Handy auf dem ich zocken könnte, weder die Fähigkeit Basketball zu spielen in diesem Körber, noch habe ich irgendjemanden mit dem ich mich jetzt unterhalten könnte. Gut ich könnte runter gehen zu den anderen, aber schließlich spiele ich gerade Lia und kann die nicht so voll sülzen, wie als wäre ich ich selbst. Dann würde alles auffliegen. Zumindest bei Kim. Meine Mutter würde mir eine Therapeutin suchen und mein Vater würde die Augenbraue heben und fragen, ob alles gut bei mir ist. Solange ich mit ja antworte macht er sich keine Gedanken und liest dann wieder seine Zeitung.
Meine Familie ist schon toll.

***


Eine Stunde später ist Lia immer noch nicht zurück. Was ist los mit ihr? Kann sie die Chips nicht finden oder ist da eine riesige Warteschlange? Der Laden ist eigentlich nicht weit weg von hier. Ein kleiner Lebensmittelladen, dieser hat kein besonders großes Einkommen, da nur meistens die aus der Nähe da einkaufen gehen oder Fremde die sich schnell was holen wollen, aber es lässt sich davon irgendwie leben.
"Lia?" ruft meine Mutter hoch. Zuerst wollte ich rufen, dass sie noch nicht da ist, aber dann ist mir wieder eingefallen, dass sie mich meinte. "Ja?" rufe ich zurück. "Komme bitte runter. Wir müssen ins Krankenhaus." Ich schrecke auf dem Sessel, auf dem ich saß, auf. Krankenhaus? Lia ist nicht wieder da. Ist was mit ihr passiert?
Ich gehe die Treppen runter in den Flur. "Warum müssen wir ins Krankenhaus? Ist irgendwas schreckliches passiert?" frage ich die drei Familienmitglieder, die unten im Flur schon bereit standen, um los zu machen. Sie schauen sich alle besorgt an und scheinen zu überlegen, wie sie mir es erzählen wollen.
"Es... es wird ihr wieder gut gehen." sagt Kim. Ich war verwirrt. Wen meinte Kim mit ihr?
Meine Verwirrung konnte man wahrscheinlich genau sehen.
Mein Vater meldete sich endlich zu Wort. "Es geht um Adora."

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