Switched

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Lia POV

"Adora Schatz! Wie konnte das nur passieren?"
Das hat Adoras Mutter jetzt schon dreißigtausendmal gefragt. Die anderen sind auch nicht besser.
Adoras Vater ist ausnahmsweise auch besorgt und fragt, ob ich was brauche.
Kim ist auch besorgt, aber man sieht ihr ihre Skepsis an. Sie fragt sich bestimmt auch, wie das passieren konnte. Auf dem Weg in den Supermarkt und irgendwie habe ich mir das Bein gebrochen. Ich weiß selber nicht mehr, wie ich das geschafft habe.
Und Adora... Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und gibt mir einen Todesblick. Ich wette sie hat geschnallt, dass ich raus gegangen bin, um mir irgendwo das Bein zu brechen, damit ich am Tag des Bloßstellens dabei sein kann.
Ich schwöre, wenn die anderen gehen und mich und Adora hier alleine lassen, bekomme ich eine Standpauke. Meiner Meinung nach könnte ich darauf verzichten, aber ich glaube das wird nichts. Ich komme nicht drum herum.
"Ich weiß nicht. Es ist alles irgendwie so schnell passiert." antworte ich endlich.
"Hier sind die Ergebnisse." sagte der Arzt während er in mein Krankenzimmer reinkommt. Er hält uns mein Röntgenbild von meinem Bein hoch. Kein Zweifel. Der Knochen ist durch.
"Ach du Scheiße." sagte Adoras Vater.
Meine Augen weiteten sich. Zuvor hatte ich mir bis zu meinem 30. Lebensjahr nichts gebrochen. Es tat auch so höllisch weh.
"Also Sport treiben kannst du erstmal nicht. Es dauert auch eine Weile bist dein Bein wieder verheilt ist." sagte der Arzt. Genau so wie ich es wollte.
Ich merke nur wie Adoras Todesblick noch stärker auf mir hängt als zuvor.
"Aber hattest du nicht ein Spiel übermorgen?" fragte Kim mich.
Ich nicke daraufhin. "Ja, hatte ich, aber das wird wohl nichts mehr. Ach naja. Mein Team ist sowieso gut. Sie haben ja noch Lindsey und ein paar weitere gute Spieler. Das wird schon." sage ich und spiele die ganze Situation herunter. Abgesehen von den Schmerzen ist es mir egal, dass ich mir das Bein gebrochen habe. Ganz ehrlich. Ich wollte sowieso nicht zum Spiel. Noch nie war ich so aufgeregt, wie bei dem Gedanken für Adora Basketball spielen zu müssen. Alle haben so falsche Erwartungen an mich, da sie denken, dass ich die Topspielerin Adora aus der Mannschaft bin und nicht Lia, die nichts mit Sport zu tun hat und sich meistens nur geschminkt hat.
Meine Eltern und Kim tauschen besorgte Blicke aus. Bei Adora konnte ich spüren, dass sie wahrscheinlich sauer auf mich ist. Wieso genau werde ich bald erfahren. Es gibt sowieso nur zwei Optionen. Entweder weil ich mir das Bein gebrochen habe mit Absicht oder wegen dem Spiel.
"Wirklich. Mich stört es nicht und ich habe außerdem mal eine Auszeit, die ich dringend nötig habe." sage ich.
"Ja, unzwar eine acht wöchige." sagt der Arzt.
Ich schrecke daraufhin auf. Acht Wochen? Das kann nicht sein! Übermorgen ist der Tag des Bloßstellens, da darf ich nicht fehlen! Ich muss dahin.
"Aber nur vorm Sport, richtig?"
"Von der ganzen Schule."
Scheiße! Ich muss da sein! Verdammt! Das war eine richtig dämliche Idee. Ich hätte wissen müssen, dass ich im Krankenhaus eine Weile sein werde.
"Gibt es denn keinen anderen Weg?"
Der Arzt schaut mich an und man merkt, dass er auf einen Patienten wie mich keine Lust hat.
"Nein, gibt es etwas besonderes, wo du hin muss?" fragt er mich.
Sofort nicke ich. "Ja! Ich muss übermorgen da sein und am besten am Tag danach auch. Wir schreiben eine wichtige... Vorprüfung." Was wir in der Schule wirklich machen müssen die ja nicht wissen.
Der Arzt legt den Kopf schräg und schaut mich fragend an, aber fragt nicht genauer nach. "Okay, für die zwei Tage läufst du mit Krücken und einem dicken Verband um dein Bein. Und sei ja vorsichtig. Eigentlich ist das gar nicht gut, aber danach musst du im Krankenhaus bleiben." sagt der Arzt.
Ich nicke daraufhin. "Einverstanden." sage ich.
Der Arzt nickt und macht sich dann auf den Weg nach zu seinem Arztzimmer oder zu seinen nächsten Patienten. Keine Ahnung.
Alle starren mich wieder an. Kim und Adoras Mutter besorgt, Adoras Vater strahlt vor Freude und Adora selbst könnte mich umbringen, so wie sie aussieht.
"Ach Schatz. Ruh du dich doch lieber aus! Dein Knochen muss heilen." sagt Adoras Mutter. "Das stimmt, Sis. Du solltest gar nicht aufstehen. Erst recht nicht, wenn du ein Tag im Krankenhaus warst." stimmt Kim ihr zu.
"Ach quatsch. Unsere Kleine ist eine richtige Kämpferin! So stark. Sie sagt einfach 'Nichts und niemand kann mich aufhalten'." sagt Adoras Vater lächelnd.
Er hat nicht recht, aber Lene kann mich nicht aufhalten.
"Ja, mir macht das echt nichts aus. Ich fühle mich total gut." sage ich und stimme somit Adoras Vater zu.
"Ach wirklich?" fragt Adora.
Mein Blick schweift zu ihr. Sie hat eine Augenbraue hochgezogen, ihre Arme immer noch vor der Brust verschränkt und schaut allgemein skeptisch.
Ich nicke. "Ja, wirklich."
In die Tür platzen auf einmal Lindsey und Chester rein, die sehr besorgt aussehen. "L-" wollte Lindsey vor Schock sagen, doch Chester boxt ihr an den Arm, um sie aufzuhalten. "Adora!" sagt er. Nachdem Lindsey kurz verwirrt war, weshalb Chester sie geboxt hat, verstand sie was sie falsch gemacht hatte, nachdem er Adora anstatt Lia sagte.
Sie kamen näher zu meinem Krankenbett.
"Gott, was hast du angestellt?" fragt Chester mich.
"Ich habe die beiden kontaktiert und ihnen geschrieben, was mit dir passiert ist." erklärt Adora. Das konnte ich mir aber fast schon denken.
"Wir würden euch mal alleine lassen." sagt Kim. Adoras Eltern, die offensichtlich dagegen sind, schauen sie verwirrt and. Trotzdem kann Kim die beiden Problemlos aus dem Zimmer schieben. Jetzt waren es nur noch wir vier.
Mein Blick fällt auf Adora.
"Sag mal. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?" fragt sie noch in einer ruhigen Tonlage.
"Es ist nun mal einfach so passiert."
"Ach quatsch nicht so ein Scheiß! Ich weiß, dass du das mit Absicht gemacht hast, damit du nicht zum Spiel musst."
Lindsey wendet sich nun auch zu uns. "Du willst mit Absicht das Spiel verpassen? Warum? Wir brauchen dich." sagt Lindsey.
"Nein. Ihr braucht Adora. Ja, ich habe ihren Körper und ihre Fähigkeiten dazu, aber ich kann damit nicht umgehen. Ich bekomme immer nur den Ball in die Fresse." sage ich.
"Oh... stimmt. Aber man hätte dies auch anders regeln können." sagt Lindsey.
Durch Lindsey Worte fühle ich mich ein bisschen schlecht und dumm, dass ich sowas gemacht habe. Ja man hätte dies auch anders regeln können. Ich hätte einen Knochenbruch oder Erkältung vortäuschen können oder ähnliches. Ich hätte mir nicht wirklich was brechen müssen und erst recht nicht mein Beinknochen. Man sowas tut höllisch weh.
Adora zieht eine Augenbraue hoch. "Ach jetzt kommst du zur Vernunft oder was? Dabei warst du immer die vernünftigere von uns beiden. Wie blöd muss man eigentlich sein, um sich mit Absicht das Bein brechen zu wollen?" Adora wird etwas lauter. Ich kann es ihr aber nicht verübeln. Es war eine wirklich dumme Idee. Ich, als 30-jährige Frau, hätte es besser wissen müssen. Bis auf damals zu meiner Schulzeit war ich auch immer die vernünftigere von uns.
"Jetzt hast du wohl nichts mehr zu sagen, was?" Adora und ich schauen uns für eine Weile an, bevor sie weiter redet. "Sonst muss ich mir immer irgendwelche Vorträge von dir anhören, wie das letzte mal, wo wir darüber gestritten haben, dass ich mich mit Kerlen treffen wollte."
Wir schauen Adora alle verwundert an.
"Wir haben über sowas gestritten? Daran kann ich mich gar nicht erinnern." sage ich.
Adora nickt nur. "Ja, haben wir. Dumme Idee von mir. Ich habe mich nur gerade daran erinnert."
Lindsey und Chester schauen sie weiterhin verblüfft an. Wahrscheinlich aus dem Grund, da Adora ja eigentlich lesbisch ist.
"Wann war das?" frage ich. Die Stimmung wurde etwas ernster. Die Informationen, die wir über die Situation, bevor wir hier her gekommen sind, haben, sind folgendes gewesen: Adora und ich sind mit dem Auto gefahren, wohin ist noch unklar und wir haben uns gestritten, was dann passiert ist wissen wir auch noch nicht.
Das heißt, wir müssen noch herausfinden, worüber wir uns gestritten haben und was halt danach passiert ist. Vielleicht ist es ja auch noch wichtig, wo wir hin wollten.
Adora schaut überlegend auf den Boden und beißt sich auf die Unterlippe. "Ehrlich gesagt keine Ahnung."
"Sehr verdächtig." sagt Chester und verschränkt seine Arme über der Brust.
"Glaubt ihr es könnte sein...?" Adora musste gar nicht diesen Satz beenden. Wir schauten alle zu ihr und nickten.
"Ich glaube sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass das unser Streitthema war." sage ich.
"Naja, wir werden es ja sehen, nach übermorgen und wenn ihr herausgefunden habt was passiert ist. Also wahrscheinlich irgendein Unfall, aber je nach dem. Wenn ihr danach zurück in eurer Zeit seid, dann war es wahrscheinlich wirklich so." sagt Lindsey.
Wir nicken alle zustimmend.
"Bloß darf sich nicht die Zeit verändern, wenn wir zurück sind. Denn das Spiel übermorgen, ist der Grund weshalb Lindsey und ich berühmte Basketballspielerinnen geworden sind."