Dass Mama „ein wenig“ nervös war, war ziemlich untertrieben. Auf dem Weg zum Café redete sie fast ununterbrochen, was immer ein Zeichen war, dass sie super aufgeregt war. Auch mir ging es nicht anders. In der Schule hatte ich mich vor lauter Aufregung kaum konzentrieren können.
„Hier ist es“, sagte ich und steckte mein Handy ein, mit dessen Hilfe ich uns zum Café navigiert hatte. Wir standen in einer Seitenstraße. Das Café sah klein und gemütlich aus. Wir waren fünfzehn Minuten zu früh und überlegten, ob wir warten oder schon reingehen sollten, entschieden uns nach kurzem überlegen für Letzteres und setzten uns in eine Ecke am Fenster. Von dort aus konnten wir die Tür gut sehen, saßen dennoch aber so, dass man den Tisch nicht sofort entdeckte. Wenige Minuten später entdeckte ich Stefanie an der Tür. Sie schaute sich suchend um. Ich tippte Mama an die Schulter. „Da ist sie. Soll ich hingehen?“ Doch bevor ich aufstehen konnte, entdeckte sie uns auch schon. Hinter ihr standen zwei Männer, die eindeutig nicht Thomas, Johannes oder Nowi waren. Sie drehte sich zu ihnen um und sagte etwas, dann zeigte sie in unsere Richtung. Gleich darauf ging sie auf uns zu und die Männer setzten sich etwas abseits an einen Tisch, von wo aus sie unseren gut im Blick hatten.
„Hallo, Annika.“
„Hallo, Stefanie.“
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie Mama aufgestanden war, um Stefanie zu begrüßen. Die beiden schauten sich etwas unentschlossen an, so als ob sie nicht wussten, ob sie sich die Hand geben oder sich umarmen sollten. Letztendlich entscheiden sie sich für das Letztere.
„Wie geht es dir?“, fragte Stefanie.
„Gut.“
„Das ist schön.“ Nach diesen kurzen Wortwechsel folgte unangenehme Stille.
Dann fing Mama an zu weinen. „Es ist schön dich zu sehen Stefanie. Es tut mit so leid, dass ich den Kontakt damals abgebrochen habe.“
„Es ist auch schön dich zu sehen. Ich war damals sehr traurig, aber du wirst deine Gründe gehabt haben, umso mehr freue ich mich, dich jetzt zu sehen, Annika. Und bitte nennt mich Steff, das mag ich lieber.“
„Es ist schön, dich zu sehen, Stefanie. Es tut mir leid, dass ich damals den Kontakt abgebrochen habe.“
„Es ist auch schön, dich zu sehen, Annika. Ich war damals sehr traurig, aber du wirst deine Gründe gehabt haben, umso mehr freue ich mich, dich jetzt zu sehen. Und bitte nennt mich Steff, das mag ich lieber.“
Ich fühlte mich etwas fehl am Platz, da die beiden nur Augen für den Anderen hatten. Ich überlegte aufzustehen, da ich nicht unhöflich sein wollte, wollte den Beiden aber gleichzeitig nicht den Moment des Wiedersehens verderben.
Stefanie fing sich als erstes wieder. „Und du bist Malea, richtig?“
„Ja, genau“, ich stand auf, um ihr die Hand zu geben, doch sie zog mich gleich in eine herzliche Umarmung.
„Schön dich kennenzulernen! Ich denke, ich muss mich nicht vorstellen, oder? Du weißt ja, wer ich bin, du scheinst ein ziemlich großer Fan zu sein.“
„Das stimmt, ich mag eure Musik ziemlich gerne.“
„Das freut mich zu hören.“
Nach den Begrüßungen setzten wir uns hin. Jeder bestellte ein Stück Kuchen, dazu kamen zwei Kaffee für Mama und Stefanie und ein Kakao für mich.
„Entschuldigt bitte, dass wir unter Beobachtung stehen, aber die Jungs hätten mich sonst nicht gehen lassen, da sie nicht wussten, was mich erwartet“, erklärte Stefanie und zeigte zu den beiden Männern, die an dem anderen Tisch saßen.
Dann redeten sie und Mama viel über früher, was spannend zu hören war. Mama versuchte den Kontaktabbruch zu erklären und fing dabei an zu weinen. Stefanie erzählte, wie es ihr, Janet und besonders ihrem Papa danach ging und dass sogar Monika, Janets und Steffs Mutter, traurig war. Sie redeten viel und wirkten so vertraut miteinander, dass es wirkte, als würden sie sich täglich sehen. Mir fiel auf, dass Stefanie viel zurückhaltender und schüchterner war, als man sie auf der Bühne kannte. Ich hörte gespannt zu und war so fasziniert von ihr, dass ich fast nicht mitbekam, wie sie mich etwas fragte.
„Für dich muss das alles ganz schön komisch sein, oder? Plötzlich hast du mehr Familie und dann auch noch aus der Band, von der du gerne die Musik hörst.“
„Das ist schon komisch, aber so geht gerade ein Wunsch in Erfüllung, den ich schon sehr lange habe - dich zu treffen.“
Sie lächelt mich an. „Also ist nur Gutes an der Sache?“ Ich nickte zustimmend. „Ich denke im Nachhinein sind wir beide sehr froh, dass du das kleine Buch gefunden hast“, sie blickte in Mamas Richtung und diese lächelte zustimmend.
Mama erzählte, was wir die Jahre so erlebt hatten und Steff erzählte von dem Tourleben, was sich mit Kind manchmal doch schwieriger gestaltete als gedacht. Levin, so heißt der Sohn von ihr und Thomas, hat sie vor manche Herausforderungen gestellt. Ich fand den Namen echt schön und es beantwortete eine Frage, die sich jeder Fan bestimmt schon mal gestellt hatte.
Wir redeten über drei Stunden, bis Stefanies Handy plötzlich klingelte. Sie telefonierte kurz. „Die Jungs wollen nach Hause“, sagte sie dann entschuldigend, als sie wieder aufgelegt hatte.
„Kein Problem, es wird ja auch langsam spät und ihr habt noch einen weiten Weg“, antwortet Mama.
Wir tauschten Telefonnummern, wobei ich hoch und heilig versprechen musste, die Nummer niemandem zu geben, auch nicht Emely. Für mich war es selbstverständlich, die Nummer nicht weiterzugeben.
„Wir wollen nächstes Wochenende nach Bautzen fahren und Mama und Janet besuchen. Wollt ihr nicht auch kommen?“, fragte Stefanie uns noch, bevor wir uns verabschieden wollten. Ich wollte sehr gerne und auch Mama stimmte nach kurzem Zögern zu.
„Dann müssen wir uns nur ein Hotelzimmer in der Nähe suchen, denn zum Fahren ist das für einen Tag zu weit“, überlegte Mama.
„Ach, quatsch. Du kennst doch das Haus, es ist groß genau, dass wir alle dort schlafen können“, erklärt Stefanie, dann verabschieden wir uns.
Auf dem Weg nach Hause sagten wir nicht viel und auch das Abendessen verlief schweigsam. Mama und ich waren viel zu sehr mit unseren Gedanken beschäftigt.
„Danke, dass du mich dazu gebracht hast, den Kontakt wieder aufzunehmen, es war die richtige Entscheidung.“ Mama umarmte mich fest, bevor wir schlafen gingen.
Ich lag noch lange wach. So richtig konnte ich es nicht realisieren, wirklich Steff getroffen zu haben. Und nächste Woche würde ich die ganze Familie treffen! Das fühlte sich so unrealistisch an.
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Legosteinturmselten
FanfictionMalea liebt die Band Silbermond über alles. Doch ihre Mutter will nichts von der Band wissen. Warum nur? Nach und nach kommt Malea dem Geheimnis auf die Spur.