Es war bereits spät, der Himmel war dunkel verzogen und auch ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir, dass es Zeit war meine Sachen zu packen. Mit rasendem Puls und keuchender Atmung, stellte ich das Laufband aus während ich langsam zum Stehen kam. Ich fühlte mich lebendig, wenn auch völlig entkräftet. Meine Muskeln schmerzten und das unscheinbare Stechen in meiner Lunge erschwerte mir das Atmen um ein Vielfaches. Ein leichtes Lächeln umspielte meine zitternden Lippen während ich versuchte meine Atmung zu beruhigen. Ich hatte meine Zeit heute übertroffen und das, obwohl ich in den letzten Tagen, gar Wochen, mit meinen Gedanken völlig wo anders war.
Ich konnte diesem Tag nicht entfliehen und doch fühlte es sich heute ein Stück weit so an, als hätte ich auf dem Laufband davon laufen können. Während ich vom Laufband langsam hinab stieg, schnappte ich mir meine Wasserflasche und das weiße, schon recht abgenutzte, Handtuch, welches ich mir locker um den Hals warf. Während ich einen hastigen Schluck aus der Flasche nahm, griff ich mir von der gegenüberliegenden Vorrichtung ein paar Papiertücher. Ich ertränkte sie schon beinahe in dem Desinfektionsmittel und machte mich anschließend daran, das Laufband ausgiebig zu säubern. Ich konnte es nicht ab, wenn Leute ein öffentliches Fitnessstudio nutzten aber keinen hygienischen Umgang mit den Gerätschaften pflegten. Es war doch das normalste der Welt und für mich wie ein festgefahrener Automatismus. Weswegen ich wohl auch zu dem zwanghaften Verhalten neigte, vor Benutzung der Geräte selbst noch einmal ordentlich darüber zu putzen.
Nach einer ausgiebigen Reinigung, warf ich die benutzten Tücher in die kleine Mülltonne zu meinen Füßen, ehe ich schnellen Schrittes den Ausgang ansteuerte. „Hey Quinn heute ist es ziemlich spät geworden, was?" Ein stämmiger, noch recht junger Mann, reckte sich mir über den Tisch hinweg entgegen, als ich gerade den Raum verlassen wollte. Ein keckes Lächeln umspielte seine brüchig wirkenden Lippen als er mich mit ruhigen Augen musterte.
Ich stellte meine Wasserflasche vor ihm auf dem Tisch ab und fing an mir mit dem Handtuch die Schweißperlen von der Stirn zu tupfen. „Ja ich brauchte heute mal einen freien Kopf", erwiderte ich ihm erschöpft. Sein Name war Ryan und ihm gehörte der Laden hier. Ich verstand mich gut mit ihm, nur jetzt gerade war mir nicht danach mit ihm zu reden. Der Blondschopf musterte mich weiterhin neugierig als er sich plötzlich räusperte und erneut ansetzte. „Ja, hat man irgendwie gemerkt. Normalerweise sieht man dich immer an denselben Gerätschaften, nur heute bist du gerannt wie der Teufel", ein lautes Lachen entfloh seiner Kehle, als er den letzten Satz aussprach. Ryan war nett, mich beim Sport zu beobachten verlieh ihm jedoch etwas Unheimliches. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und schenkte ihm der Höflichkeit halber ein zaghaftes Lächeln, welches ich mit einem unschuldigen Schulterzucken begleitete. „Du, ich muss jetzt leider auch weiter, hab morgen einen langen Tag vor mir." Teilweise wirkte es wie eine Ausrede als ich ihm das so sagte aber gelogen war es nicht wirklich. Auf der Arbeit war bei mir immer viel los, wenn auch nicht nur durchweg Positives. „Ah ja sorry, wollte dich auch nicht so lange aufhalten. Bist du denn morgen wieder hier?", murmelte er und kratzte sich dabei verlegen am Kopf. Verlegenheit stand ihm nicht, es wirkte unnatürlich schon fast erzwungen. Es war als würde er förmlich „Bleib!" schreien, dabei kannte ich ihn gar nicht, wenn überhaupt nur flüchtig. Sein Blick wirkte von einem auf den nächsten Moment so verloren als fürchte er etwas Falsches gesagt zu haben. Keine Ahnung ob es daran lag, dass ich schlichtweg eine Niete darin war soziale Kontakte zu pflegen, aber von Sekunde zu Sekunde wurde es mir zunehmend unangenehmer ihn überhaupt nur anzusehen.
„Alles gut mach dir keinen Kopf. Morgen leider nicht, nein, die Arbeit spannt mich ziemlich ein. Nächste Woche bestimmt wieder", ich versuchte es weiterhin mit einem schiefen Lächeln, doch selbst das konnte die Situation jetzt nicht mehr retten.
„Okay dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend", murmelte er gedämpft während seine Augen immer wieder flüchtig die meinen suchten.
Das war dann auch mein Stichwort. Ich hatte kein Interesse an flüchtigen Bekanntschaften, tiefer gehenden Bindungen und all dem anderen Quatsch den es sonst noch so gab. Und erst recht hatte ich kein Interesse an Ryan mit den schönen braunen Augen, der ein Talent dafür hatte unangenehme Situationen herauf zu beschwören. Ich nickte ihm höflich zu, ehe ich meine Flasche nahm und mit einem gedämpften „Bye" fast schon fluchtartig den Raum verließ.
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Twisted Hearts
Romansa„Ach ist das so. Sicher das ich nicht mehr wert bin als sie, jetzt wo du mich doch so gern zu haben scheinst. Brichst einer Frau fast den Arm, weil sie Hand an mich legen wollte", lachte ich ohne darüber nach zudenken, welche Grenze ich damit übersc...