Kapitel 9

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Ich wusste nicht was ich zu erwarten hatte. Ich wusste nicht einmal, wo ich hinsehen sollte. Meine Augen wanderten durch den ganzen Raum nur nicht zu ihm. Ihm der nur ruhig dasaß und mich wie eine hungrige Raubkatze musterte. Ich wusste er wollte etwas sagen, doch aus irgendeinem Grund schwieg er. Stattdessen starrte er und hatte dabei seine Stirn leicht in Falten gelegt. Sein Starren ging mir unter die Haut. Ich fühlte mich so schutzlos vor ihm, da ich nicht einmal zurückweichen konnte. Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus und schaute ihm nun direkt in sein makelloses Gesicht. „Was-" mitten im Satz wurde ich unterbrochen, als er plötzlich das Wort erhob. „Ich möchte Antworten", raunte er herrisch woraufhin ich zurückhaltend sofort verstummte. 

Ich hasste es, wenn man mir ins Wort fiel, immerhin hatte er davor genug Möglichkeiten gehabt zu sprechen. Ich hatte das Gefühl, das er irgendetwas in mir provozieren wollte. Ich würde mich nicht darauf einlassen, das musste ich ihm verständlich machen. „Wie lange bin ich jetzt schon hier?" fragte ich ihn ruhig, ohne auf seine Worte weiter einzugehen. „Fast 2 Wochen, aber das tut gerade nichts zur Sache. Ich-" Nun fiel ich ihm ins Wort. Bestimmend richtete ich mich etwas auf und sprach nun mit lauter Stimme. „Da hast du deine Antwort." Irritiert sah er mich an, da er wohl nicht so recht verstand, was ich damit meinte. Er sollte mich hier nicht zum Narren halten. Ich war eine Polizistin und mit einem Verhör brauchte er mir gar nicht erst ankommen. Ich hatte ihm nichts zu sagen, weswegen dieses Unterfangen hier auch total sinnlos war. 

„Was meinst du damit?" fragte er und sah mir dabei weiterhin in die Augen. Diese Verhandlungen würden nicht leicht werden, dafür starrte er mir zu viel. Es fühlte sich beinahe so an als würde er mir direkt in die Seele starren, als könnte er mit einem einzigen Blick all meine Geheimnisse lesen. Und ich dagegen, ich las nix. Für mich war er wie ein Buch voll leerer Seiten, demnach war er schwer einzuschätzen, was es mir um ein Vielfaches schwerer machte. „Ganze 2 Wochen war ich in diesem dunklen stickigen Raum eingeschlossen. Ohne Fenster, ohne Licht mit rein gar nichts. Ich konnte mich weder bewegen noch unterscheiden, ob Tag oder Nacht war. Mein Körper ist steif und mein Geist am Zerbersten. Ich habe fast 2 Wochen nicht geduscht, habe regelrecht in meinem eigenen Schweiß gebadet. Ihn ein und wieder ausgeatmet und das Tag für Tag. Ich bekam zwar immer wieder essen aber so wenig, dass ich mich nicht einmal übergeben konnte, obwohl ich es eigentlich wollte. Meine Antwort ist diese hier. Du hast mir das angetan und mehr habe ich dazu nicht zu sagen", beschwerte ich mich, wobei ich langsam merkte wie meine Stimme brach. 

Mein Hals fühlte sich kratzig an und die Luft um mich herum war schneidend dünn. Auf meine Antwort hin schwieg er für den Moment. Ob er überlegte sich zu entschuldigen oder einfach nur zu lachen, das wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. Wie ich mich fühlte, das konnte niemand ändern. „Ich habe gar nichts gemacht aber ja das war unmenschlich und es tut mir leid", entgegnete er plötzlich ziemlich gelassen und zeigte dabei kein Fünkchen Emotionen in seinem Gesicht. „Bitte?" schrie ich schon fast, da ich mit meiner Fassung ringen musste. Hielt er sich allen Ernstes für unschuldig. „Ich war seit unserem letzten Treffen weg. Mein Bruder hatte in der Zwischenzeit das Sagen und glaube mir ich habe ihm meinen Standpunkt diesbezüglich schon deutlich zu verstehen gegeben. Ich sagte ihm, dass eine mürrische Polizistin keine hilfreiche Geisel sein würde. Außerdem war ich es, der dir eine Dusche ermöglicht hat", entgegnete er weiterhin gelassen und ignorierte dabei bewusst meinen innerlichen Wutausbruch, welchen man nur zu gut an meinen erröteten Wangen erkennen konnte. 

Was dachte er von mir. War er so sehr überzeugt davon, ich wäre mehr zur Kooperation bereit gewesen, hätte man mich nur wie ein menschliches Wesen behandelt. Ich hätte ihm so oder so nicht geholfen. Doch jetzt wollte ich nicht nur nicht helfen, sondern ihm auch noch seine beschissenen Augen auskratzen. Okay schön er war vielleicht nicht da gewesen, doch zu verschwinden und alles seinem Bruder zu überlassen war ebenso verantwortungslos wie grausam. „Ah ja mein Fehler, das ändert aber trotzdem nichts daran, wie man mich behandelt hat. Und ich will verdammt sein, wenn ich dir dafür jetzt dankbar sein muss", schrie ich nun wutentbrannt. Ich ließ alles raus was mich die letzten Wochen so innerlich aufgefressen hatte und auch wenn ihn vieles nicht betraf, so bekam er dennoch alles ab. Ich schrie so laut, dass meine Stimme wieder brach und ich deswegen aus Frust meine Finger in meine Oberschenkel krallte. 

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