Kapitel 6

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Erschöpft schob ich den Schlüssel in das Türschloss und öffnete langsam die Wohnungstür. Ich war ziemlich fertig und merkte wie mir meine ganzen Glieder schmerzten. Ich hatte versucht Ramirez alles zu erzählen, was mir im Kopf geblieben war. Im Endeffekt wurde mir dann aber bewusst, wie viel mehr mich das Geschehene eigentlich mitgenommen hatte, als ich dachte. Ich hatte meine Informationen und es waren auch definitiv die Richtigen, doch was hatte mich da heute Abend bloß geritten. Und noch viel wichtiger, was hatte mich das Ganze gekostet. Was hatte mich dazu verleitet mich so gehen zu lassen. Ich schluckte bei den Gedanken an die gierigen Hände, welche besitzergreifend meinen kompletten Körper erforscht hatten. 

Ich war zu weit gegangen, viel zu weit. Und merken tat ich es erst jetzt, als es mir schon fast die Tränen in die Augen trieb. Kopf schüttelnd warf ich meine Tasche achtlos in die Ecke und stand dann verloren in der Mitte des Raumes. Sekunden verstrichen in denen ich einfach nur ins Leere starrte. Mein Kopf war wie leergefegt als ich so verträumt aus dem Fenster schaute. Mir fiel auf, dass es mittlerweile zu regnen angefangen hatte. Fasziniert beobachtete ich die einzelnen Tropfen, welche gegen die Scheibe flogen und in einem kleinen Rinnsal das Glas hinab flossen. Es war wie als würde die Zeit still stehen, doch dann riss mich das Vibrieren meine Handys aus meiner Starre. Neugierig holte ich das Handy aus meiner Gesäßtasche hervor und beäugte es argwöhnisch. Erst als ich erkannte wer mir geschrieben hatte, konnte ich mir ein abfälliges Schnauben nicht verkneifen.

Mutter: Wo bist du?

War das wirklich ihr ernst? Ich fragte mich was bloß in ihrem Kopf vor sich ging, das sie immer so zerstreut war.

Ich: Ich hatte dir bereits gesagt, dass ich erst morgen komme.

Antwortete ich ihr und legte das Handy anschließend wieder beiseite. Ich achtete nicht mehr darauf ob sie mir noch einmal schrieb, sondern schnappte mir meinen Koffer, welcher hinter der Tür stand und ging damit dann in das Schlafzimmer. Eigentlich war ich auch dankbar, dass sie mir nochmal geschrieben hatte. So erinnerte ich mich wenigstens wieder daran, dass ich noch packen musste. Sichtlich genervt, warf ich achtlos ein paar Sachen in den Koffer. Ich hatte nicht vor länger als nötig dort zu bleiben, weswegen der Koffer auch recht spärlich gefüllt war. Nur das Notwendigste fand seinen Weg in den Koffer und als ich fertig war klappte ich diesen wieder zu und schob ihn zurück hinter die Tür. Es kehrte Ruhe in mein Tun und plötzlich fühlte ich mich wieder um Stunden zurück versetzt. 

Kaum hatte ich aufgehört mich mit etwas zu beschäftigen, hatten sofort unwohle Gedanken meinen Kopf geflutet. Mit zusammengekniffenen Augen hielt ich mir den Kopf, da mir die ständigen Sorgen so langsam Kopfschmerzen bereiteten. Ich wusste nicht wo hin mit mir. Ich war nirgendwo und gleichzeitig überall. Ich hatte so Angst vor morgen und trotzdem hingen meine Gedanken noch am heutigen Abend. Es war zum verrückt werden. Das konnte so nicht weitergehen, schoss es mir durch den Kopf, woraufhin ich kurzerhand entschloss Leah an zu rufen. Es klingelte nicht lange bis sie abnahm und sich mit müder Stimme meldete. „Leah?" ich war etwas nervös als ich ihren Namen so hilflos aussprach. Ich brauchte gerade einfach irgendjemanden, jemanden der mich festhielt. „Mhm. Alles okay?" sie klang als hätte sie Wochen nicht geschlafen und mit einem mal fühlte ich mich schlecht. 

„Nein. Kann ich vorbei kommen?" Meine Frage überrumpelte sie, das merkte ich als ich sie am anderen Ende der Leitung kurz nach Luft schnappen hörte. So kannte sie mich nicht. Ich war nie ehrlich mit meinen Gefühlen, wenn es mir schlecht ging behielt ich es grundsätzlich für mich. Ich konnte es zwar nicht immer verbergen aber dennoch sprach ich nie darüber. „Klar warum nicht", reagierte sie ruhig und mit einem mal viel klarer. Ich war ihr dankbar dafür, dass sie erst einmal keine Fragen stellte, sondern mich einfach zu ihr kommen ließ. „Danke.....ich fahr gleich los." Es war ein ehrliches Danke, denn dank ihr musste ich heute Abend nicht alleine sein. Wir verabschiedeten uns schnell, ehe ich anschließend in meine durchgelaufenen Schuhe schlüpfte mir meinen Autoschlüssel und das Handy schnappte und anschließend die Wohnung verließ. Der Weg zu Leah verging schnell und noch ehe ich mich versah stand ich auch schon vor ihrer Haustür. Leah lebte relativ wohlhabend zumindest taten das ihre Eltern. 

Twisted HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt