Kapittel 8

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Pov Vera:
Ich stehe am Strand. Ich kann einen Steg sehen. Wasser schwappt in Wellen auf meine nackten Füße. Eine leichte Briese weht durch mein Haar und die aufgehende Sonne wärmt mein Gesicht. Das muss also mein sicherer Haven sein. Ich bin hier und niehmand kann mich verletzen. Weil das mein Haven ist. Mein sicherer Haven. Ich habe nicht vor ihn zu verlassen. Es geht mir gut hier. Ich habe kein wirkliches Zeitgefühl mehr. Vielleicht bin ich erst ein paar Stunden hier, vielleicht aber auch schon Tage. Alles hier ist irgentwie vollkommen und perfekt. Na ja, fast alles.

 Ich bin den Strand jetzt schon einige Male abgelaufen und immer wenn ich am Ende ankam, da wo die Felsen beginnen spitz und kantig aus dem Wasser zu ragen, da steht sie. Eine Tür. Mitten am Strand steht aufrecht eine Tür. Als würde sie schon immer dort stehen. Aber eine Tür gehört nicht an einen Strand. Ich wage mich nie nah genug an sie heran um sie zu öffnen. Aber selbst wenn ich das täte, würde ich nichts als Strand und einen blauen Himmel dahinter vorfinden. Warum also sollte ich sie öfnen? Ich weiß das es keinen Sinn machen würde aber immer wenn ich die Tür sehe juckt es mir in den Fingern. Mit jedem weiteren mal das ich sie sehe wird das Verlangen größer die Hand auszustrcken und die Klinke hereunder zu drücken. Genau wie Heute. Ich stehe vor ihr und starre sie an. 

"Willst du nicht nachgeben?", höre ich Buckys raue Stimme hinter mir. Ich drehe mich zu ihm um. "Nein, will ich nicht." Bucky hat mich hier schon öfters besucht. Er kommt nicht immer wenn ich es will aber immer dann wenn ich ihn brauche. Wir haben viel geredet. Nicht über Hydra, aber über alles andere. "Bist du sicher?" "Ganz sicher", sage ich, wenn auch zögerlich. "Du weißt das du nicht hier bleiben kannst." Was redet er denn da. Natürlich kann ich. "Warum nicht?" Er seufzt. "Ich denke du weißt es." Ich lasse mir Zeit bevor ich stumm nicke. "Aber ich will hier bleiben. Es ist viel besser hier." Er sieht mich intensiev an. Ich weiche seinem Blick aus. Jetzt werde ich langsam wütend. "Ich brauche dich, du musst zurück kommen", flüstert er flehend. "Sag mir nicht was ich zu tun habe", fauche ich. "Die ganzen letzten Jahre war ich allein und habe alles getan um dich wieder zu sehen. Ich habe versucht für dich zu überleben!" Meine Stimme zittert und ich will am liebsten weinen, aber es geht nicht. "Vera ich-" "Nein du hörst mir jetzt zu. Ich wollte nur ein normales leben, aber dann kamt ihr dazwischen. Ich dachte mit den Avengers zu arbeiten ist gefährlich für mich.. und ich... ich hatte recht. Aber das war mir irgendwann egal weil ihr wie eine Familie für mich wart. Und jetzt..." Meine Stimme bricht. Und dann ist da auf einmal diese Umarmung die ich so dringend gebraucht hatte. Bucky hält mich fest gedrückt an sich. Eine Weile schweigen wir beide. 

"Wir sind nicht wirklich hier", flüstere ich. Bucky schweigt. Er muss es nicht aussprechen, weil ich es weiß. "Du weißt was zu tun ist." Auch ich muss nicht antworten. Natürlich weiß ich es. Wir lösen uns von einander und ich wände mich von Bucky ab. Ich gehe auf die Tür zu. Ich drehe mich noch ein letztes Mal um, doch Bucky ist bereits verschwunden. Endlich strecke ich meine Hand nach der Klinke aus und drücke sie herunter. Ich kann durch einen Spalt hindurch pure Finsternis sehen. Da ist kein Sand, kein Wasser, kein blauer Himmel. Ich öffne die Tür noch etwas weiter. Nach einem tiefen Atemzug schlüpfe ich durch den Spalt. Die Tür fällt sofort hinter mir ins Schloß. Schwärze umgibt mich. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und gehe voran. Ich vernehme ein leises regelmäßiges Piepsen. Um so weiter ich gehe um so lauter wird es. Lauter und lauter und lauter und...

Ich schlage meine Augen auf. Alles ist verschwommen. Mir ist heiß. Viel zu heiß. Ich brenne. So fühlt es sich in diesem Moment zumindest an. Wo bin ich? Wie komme ich hier her? Meine Gedanken fühlen sich schwammig an. Nichts ist wirklich konstant. Ich blinzle ein paar Mal. Ich sehe alles wie durch einen Schleier. Um mich herum ist alles weiß. Weiße Wände, weißes Bett, weiße Bettwäsche. Ich liege auf dem Rücken auf einer weichen, weißen Matratze. Neben mir höre ich wieder dieses Piepsen. Es erinnert mich an einen Traum in dem ich durch eine Tür am Strand ging. Die Erinnerung ist wage und interessiert mich auch nicht wirklich. Viel lieber würde ich wissen wie ich hier her gekommen bin. Ich versuche mich zu erinnern was passiert war bevor ich hier her kam. Es klappt nicht. Ich bin verwirrt. Was zum Teufel ist hier los? Ich atme einmal tief ein und aus. Ich muss Ruhe bewahren. 

Ich fahre mit meinen Fingerspitzen meinen Körper hinab. Das einzige was ich an habe ist einer dieser fürchterlichen Krankenhauskittel. Ich sehe mich weiter im Zimmer um. Ich entdecke zwei ebenfalls weiße Türen und einen Stuhl, direkt neben mir, auf dem ein Stapel Klamotten liegt. Die sehen so aus als könnten sie passen. Wurden sie für mich dort hingelegt? Ich fühle mich so träge als hätte ich dieses Bett schon seit Wochen nicht verlassen. Trotzdem greife ich nach den Klamotten. Ich ziehe eine kurze Stoffhose so wie ein großes oversize Schirt aus dem Stapel. Es ist nicht leicht die Sachen anzuziehen, weil mein Körper mit Kabeln übersät ist. An meinem Bauch kann ich außerdem auch einen riesigen Verband ertasten. Kaum habe ich es geschafft mir die Kleidung notdürftig überzustreifen reiße ich so schnell es geht alle Kabel aus mir heraus. Daraufhin springe ich barfüßig aus dem Bett. Das war ein Fehler den sofort wirt alles schwarz. Für einen Moment glaube ich mich übergeben zu müssen während der Schwindel mich in die Kniee zwingt. Alle Geräte beginnen laute Geräusche zu machen. Was bedeutet ich habe nur wenig Zeit bis jemand kommen und dieses Zimmer betreten wird. Ich muss hier weg!

Alles schwankt und meine Beine Zittern bei jedem Schritt. Doch ich schaffe es zu der rechten Tür, die scheinbar der Ausgang ist. Hinter der Tür verbirgt sich ein langer weißer Flur mit vielen weiteren Türen. Ich schleppe mich zur nächst besten und verschwinde darin. Sofort lehne ich mich gegen die Wand und schließe für einen Moment die Augen. In welchem Alptraum bin ich hier nur gelandet. Nur Sekunden später höre ich draußen im Gang eine Menge Schritte vorbeisprinten. Gleich werden sie beginnen mich zu suchen. Nur mit Mühe richte ich mich erneut auf. Hitze steigt mir ins Gesicht. Ich fühle mich als kähme ich geradewegs aus einer Sauna. Der Raum in dem ich mich jetzt befinde scheint eine Art medizinraum zu sein. In mehreren weißen Regalen türmen sich unzählige Fläschchen, Spritzen und Schachteln mit Medikamenten. Ich muss diesen Raum schnellstens verlassen und herausfinden wo ich mich befinde. Plötzlich kommt mir eine Idee. Neben einem der Regale befindet sich ein Lüftungsschacht. Ein ziemlich großer sogar.

Ächzent schiebe ich mich voran. Vielleicht war das die wohl dümmste Idee, die ich seit langem hatte. Meine Situation spitzt sich immer mehr zu. Ich bekomme kaum Luft und noch immer ist kein weiteres Lüftungsgitter zu sehen durch das ich wieder hinaussteigen könnte. Außerdem vermute ich das ich ziemlich hohes Vieber habe den meine Sicht verschwimmt immer mehr und ich glaube mir dinge einzubilden die nicht da sind. Ich hoffe jedenfalls das sie es nicht sind. Ich rede mir selbst gut zu. Ich sage mir immer wieder das, das Kratzen und Schaben hinter mir nicht da ist. Das die düsteren Stimmen die meinen Namen rufen nicht real sind. Ich komme nur langsam vorwärts und ich beginne zu spüren wie die Wunde an meinem Bauch sich schmerzhaft verzieht. Endlich kann ich Licht sehen. Nach einigen weiteren Metern komme ich an ein Gitter das ich entfernen kann. Mühsam steige ich aus dem Lüftungsschacht heraus und plumpse unsanft auf den Boden. Ich befinde mich in einem weiteren Flur. 

Ein Blick hinauf Richtung Lüftungsschacht lässt mich schaudern. Schwarze Schatten quillen daraus hervor. Sie Strecken sich nach mir aus als würden sie versuchen mich zu packen. Sie machen mir Angst, aber ich versuche sie mit aller Kraft zu ignorieren. Es ist nicht real... es ist nicht real... es ist nicht... Einer der Schattenarme versucht mich zu umhüllen. Er zischt Unheilvoll meinen Namen. Ein Schrei entfährt mir. Und dann beginne ich zu rennen.

Save me cause I can't Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt