An diesem Morgen wurde ich nicht von Anne geweckt, sondern von Marilla. ,,Anne hat Fieber. Ich werde dir einen Zettel schreiben mit einer Adresse und dem Namen der Medizin. Meinst du du könntest dort nach der Schule vorbei gehen?" Noch völlig verschlafen rieb ich mir über die Schläfen. ,,Natüerlich." Meine Stimme klang rau und ich räusperte mich erstmal. Natürlich konnte ich, das neue Mädchen welches sich hier überhaupt nicht auskannte, Medizin in einem fremden Dorf kaufen gehen. Wir wissen ja alle wie toll das geendet hat.
Ich steig aus dem Bett und streckte mich ausgiebeig. Meine schönen Kurven wickelte ich mit meinem Korsett ein und stellte mich prüfend vor den Spiegel. Es sah gut aus. Das Kleid war Beige und Olivgrün. Eine sehr hübsche Kombination, zu meinen Haaren. Diese band ich zu einem schönen Flechtzopf zusammen und ließ sie nach hinten fallen. Im Großen und Ganzen war ich zufrieden. Für heute genehmigte ich mir sogar einen Spritzer Parfum.
Bevor ich hinunter in die Küche ging, spitzelte ich zu Anne. Schniefend lag sie in ihrem Bett und schneuzte sich was das Zeug hält. ,,Hey, wie geht's dir?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Sorry blöde Frage." Sie kicherte mit verstopfter Nase und ich kam zu ihr ans Bett. ,,Werd bitte so schnell gesund wie möglich. Wie soll ich Schule ohne dich überstehen?" Ich sah sie elend an. ,,Linnea! Kommst du? Du musst los!" Marilla's Stimme drang von der Küche in Anne's Zimmer und ich sprang auf. ,,Tschüss bis nacher! Gute Besserung!" Ich hauchte ihr einen Kuss zu und rannte die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend nach unten.
,,Dein Brot und der Zettel liegen in dem Korb. Schönen Tag!" Sie klopfte mir auf die Schulter und strich anschließend darüber. ,,Bis heute Mittag Marilla! Ich werde so schnell da sein wie möglich." Mit diesen Worten verließ ich das Haus und fühlte mich nicht gut. Ich war allein. Allein mit einem ungebändigten Haufen Mädchen, die nur Augen für Gilbert hatten, mit einem Jungen, der mich vermutlich über alles hasste, dem Schulweg und meinem Sitzplatz. Ich war allein. Ganz allein. Das Unbehagen wuchs mit jedem Schritt den ich machte und ich war froh, als ich Dianas Stimme nach mir rufen hörte. ,
,Linn, wo ist Anne?" Sie sah hinter mich. Natürlich. Sie suchte nach Anne wieso sollte sie sich auch auf mich warten? ,,Sie hat Fieber." Mir dieser knappen Antwort setzte ich mich in Bewegung. ,,Aber dem Rest von euch geht es gut?" Sie hakte sich bei mir unter. Eine freundliche Geste. Diana und Anne waren mir die liebsten von der Gruppe. Diana war ruhig und unkompliziert und man konnte mit ihr ruhige Gespräche führen. Anne hingegen war aufgedreht und sprach sehr gerne, sehr viel. Was ich mochte, weil ich dann ohne etwas sagen zu müssen, zuhören konnte.
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,,Linnea, Billy kommt bitte an die Tafel." Als Mrs. Stacy unsere Namen aussprach rollte ich mit den Augen. Was ein dämlicher Versöhnungsversuch. Ich stand auf und stellte mich mit Abstand neben den blonden Jungen. Billy erinnerte mich an Prinz Eisenherz. Blond, arrogant und nach meinem Geschmack sehr ungeschickt.
,,Linnea, bitte buchstabiere mir das Wort Eifelturm." Ich musste gar nicht lange überlegen. ,,E-I-F-E-L-T-U-R-M" . ,,Das war zu einfach." Raunte mir Billy zu, worauf er nur einen bösen Blick von mir erntete. ,,Billy. Erdbeermarmelade." . ,,Wie wäre es mit Dummkopf." Murmelte ich und merkte Billys verwirrten Sektenblick.
,,E-R-D-B-E-E-R-M-A-R-M-E-L-A-D-E" kam es von ihm und ich rollte genervt mit den Augen, als er arrogant das Kinn hob. ,,Wieder zu Linnea. Ich hätte gerne... Streichholzkästchenfabrik." Gab es dieses Wort überhaupt? Egal. Buchstabieren konnte ich es.
,,S-T-R-E-I-C-H-H-O-L-K-Ä-S-T-C-H-E-N-F-A-B-R-I-K."Die 5 Klässler starrten mich bewundernd an. Mein Blick wanderte weiter zu Gilbert, welcher mich neugierig anstarrte. Billy war dran und er meisterte das Wort ebenfalls. Bei dem letzten Wort tat er sich schwer und als ich mich meldete, um es korrekt aufzusagen funkelte er mich wütend an. Ich lächelte nur zuckersüß und meisterte die Aufgabe ohne einmal mit der Wimper zu zucken. ,,Danke das wäre es dann für heute." Ich lächelte die Lehrerin mit meiner Unschuldsmiene an und ging zu meinem Platz.
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In der Mittagspause ging ich erneut zu dem kleinen Bäumchen hinter der Schule, um in Ruhe lesen zu können. Die Jungs spielten, von der Lautstärke aus zu urteilen, Fußball. Ich ließ mich seufzend nieder und biss in mein Käsebrot. Ein wenig später bogen plötzlich Billy und seine Clique um die Ecke. Für alles bereit sprang ich auf.
,,Na wen haben wir denn da. Den Klugscheißer."Er kam näher und seine Freunde lachten dreckig. ,,Komm schon Billy. Was wird das?" Ich wollte gefährlich klingen, schaffte es aber nicht wirklich. Er trat immer näher, bis ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte. ,,Du bist ekelhaft, putzt du dir überhaupt die Zähne?" Ich grinste frech und er funkelte mich nur warnend an. ,,Ich habe dir erzählt was wir mit frechen Leuten machen?"
Er umkreiste mich und, als er wieder vorne ankam griff er mir an die Kehle. Ich keuchte erschrocken und versuchte mich loszureißen, was seinen Griff nur noch verstärkte. ,,Billy, hast du den Verstand verloren?" Keuchte ich verloren und versuchte ihn zu treten. ,,Hat da etwa jemand Angst?" Meine Augenlider zuckten und einer der zusehenden Jungs raunte einem anderen etwas zu. Eine gfühlte Ewigkeit später ertönten die Schulglocken
Billy ließ mich los und ging. Einfach so.Durch den sich plötzlich lösenden Griff fiel ich unsanft auf meine Knie. ,,Ouch, Mistkerl!" Murmelte ich und stand auf. Ich war schon immer hart im nehmen, deshalb ignorierte ich den verteilten Schmerz um meinen Hals. Wenn mich jemand danach fragem würde, würde ich einfach die Wahrheit sagen. Ganz einfach. Ich betrat das Klassenzimmer und dadurch, dass meine Sitzbank in der rechten, hinteren Ecke stand sah Mrs. Stacy die Druckstellen nicht.
Ich war froh darüber, aber wollte ihn auch nicht einfach so davon kommen lassen. Ich hatte noch keinen Plan, aber der fiel mir schon noch ein...
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When all Hope dies - Gilbert Blythe ff
FanfictionLinnea Aurora Cuthbert. Die Enkelin von Matthew Cuthbert. Ob man sie leiden konnte? Wahrscheinlich. Ob sie die anderen leiden konnte? Eher nicht. Hinter die schützende Maske können nur zwei blicken. Anne Shirley Cuthbert und Gilbert Blythe. Blöd nu...