Kapitel 8

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Da ich noch immer wach war, bekam ich am nächsten Morgen mit, wie er sehr früh, aufstand. Er beachtete mich, oder bemerkte mich nicht, als er an mir vorbeilief und hinter einer Türe verschwand, welche wahrscheinlich zu seinem Bad führte. Nach kurzer Zeit erklang das Rauschen einer Dusche. Bis Riddle wieder ins Zimmer kam, blieb ich so liegen wie ich lag. Das Duschgeräusch stoppte. Wieder waren ein paar Minuten Stille bis er - nur in einem Handtuch eingewickelt - wieder herauskam.

Ich verfluchte meine Verlegenheit, denn mein Gesicht ähnelte schon wieder dem einer Tomate. Alles, was ich sah, war sein perfekt trainierte Körper, die kleinen Narben darauf blieben meinem Blick fern. Als ich weiter nach oben sah, klebten ein paar seiner lockigen Haarsträhnen auf seiner Stirn.

In diesem Moment hätte mein Herz schmelzen können, so sehr nahm es in mir an Wärme zu.

Erst als sich mein Blick langsam wieder von ihm zu lösen begann, merkte ich, wie er mich stumm ansah und ebenso musterte. Für ihn musste ich aussehen wie ein Häufchen Elend. Noch immer trug ich das Kleid vom letzten Abend. Durch das viele Herumwälzen auf dem Teppich mussten meine Haare das reinste Chaos sein.

„Du kannst jetzt ins Bad." Ohne mich weiter zu beachten, wie so oft, ging er an mir vorbei, zu seinem Kleiderschrank.

Das Bad war etwas größer als die normalen, in den ganzen anderen Schlafsälen, genauso wie er das Glück hatte, alleine in einem schlafen zu können.

Mein Blick wanderte in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich sah wirklich schrecklich aus. Doch mehr als meine Haare kämmen, tat ich nicht, ich hatte nicht vor noch länger bei ihm zu bleiben und wollte selbst in meinem Zimmer duschen und mir etwas Frisches anziehen.

Ein amüsiertes Schnauben begrüßte mich, als ich wieder aus dem Bad kam. Fragend sah ich zu dem jungen Mann, welcher nun in einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose dastand.

„Was?" Zischte ich leise und verschränkte, durch seinen Blick unsicher, meine Arme vor meinem Bauch.

Er schloss gemächlich seinen Gürtel, bevor er langsam auf mich zu trat. „So", er deutete an mir hinab, „gehe ich mit dir aber nicht aus dem Zimmer."

„Du musst ja auch nicht mit mir rausgehen!" Trotzig sah ich zu ihm nach oben, was ihn wieder einen Grund zum Lachen gab.

„Soll ich dich abduschen, Engel?"

Ich riss mich zusammen, ihm weiter in die Augen zu sehen, ohne groß zu zeigen, dass es mich schon wieder verlegen machte. „Duschen kann ich selbst und nenn mich nicht so. Ich bin kein Engel."

„Dass bezweifle ich, und doch, du bist ein Engel, oder möchtest du lieber das kleine, nervige, stinkende Biest sein? Denn so siehst du gerade vielmehr aus."

Auf einmal hatte ich die große Lust ihm eine zu verpassen. „Na siehst du. Da bist du lieber der Engel", lächelte er sanft und tätschelte liebevoll meinen Kopf. „Na komm. Gehen wir dich duschen."

„Vergiss es!" Versuchte ich ihm meine Hand, welcher er ergriffen hatte, zu entreißen, doch er ließ nicht los. Er schloss die Badezimmertüre und sperrte sie ab.

„So und jetzt zieh dich aus." Als ich nichts tat, seufzte er leise. „Kannst du das auch nicht? Muss ich das jetzt auch noch machen?"

Mattheo Riddle - Inside My MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt