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Am nächsten Morgen zog ich wie gewohnt meinen Anzug unter den Kittel. Ich versicherte mich, dass der Stick noch da war wo ich ihn verstaut hatte. Vor dem Hauptgebäude sah ich auf einmal Phoenix und Chamber stehen, in der Uniform der Security. Ich versuchte mich davon nicht allzu sehr ablenken zu lassen und sah hinter mich, wo Yoru an einer Hauswand lehnte und mich beobachtete. Astra ging stumm an mir vorbei in das große Gebäude, das hauptsächlich aus Glasfenstern bestand. 
Ich tat es ihr gleich und begrüßte wie jeden Morgen die Dame am Empfang bevor ich in meine Abteilung verschwand und mich um das blonde Mädchen kümmerte.
Eine Kollegin kam kurz vorbei um mich nach meinem Fortschritt zu fragen. Ich versuchte sie schnellstmöglich abzuwimmeln, denn mir lief die so langsam die Zeit davon. Ich hatte mit Yoru besprochen, dass ich das ganze noch vor dem Mittag starten würde. Also gab ich nach dem ersten Test und der Auswertung dem Mädchen in dem gläsernen Zimmer eine Aufgabe, die sie bis zum Mittag lösen sollte.
Ob der Stick auch die Schlösser lahm legen würde, die die Kinder hier gefangen hielten?
Es gab nur einen Weg das heraus zu finden.

Ich positionierte mich so, dass die Kamera nicht filmen konnte, was ich am Computer tat. Dann brachte ich den Stick in Position und in dem Moment, in dem ich ihn benutzt hatte, fielen sie Systeme mit einem lauten Surren aus.

"Es reicht ihn kurz einzustecken, der Virus erledigt den Rest." erinnerte ich mich an Killjoys Worte. Der Raum um mich herum wurde dunkel. Ich hörte ein knacken von der Zelle des Mädchens. "Viper alles in Ordnung?" hörte ich meine Kollegin vom Labor nebenan rufen.
"Ja aber ich sehe nichts mehr." gab ich in einem verwirrten Ton zurück, in der Hoffnung, sie würde mir glauben. Ich tastete mich zur Zelle vor. Tatsächlich, die Tür öffnete sich und so zog ich sie am Arm heraus. "Du wirst jetzt in Sicherheit gebracht." flüsterte ich ihr nur zu. Hilfe suchend sah ich umher in der Dunkelheit. "Ich bin wegen dir hier, nicht wegen einem Mädchen." hörte ich seine Stimme mit einem leisen Echo hinter mir.
"Bitte..." flehte ich förmlich als ich sah, wie er sein Portal öffnete und das Mädchen zu sich zog.
"Wehe du stellst etwas dummes an." flüsterte er  bevor er mit der kleinen verschwand, die mich unsicher im blauen Schimmer seines Risses musterte. Ich lächelte ihr beruhigend zu und so verschwanden sie, als meine Kollegen durcheinander schrien, dass die Kinder versuchten zu fliehen. 
"Meine ist auch weg!" rief ich nur zurück, bevor Soldaten mit Waffen und Taschenlampen den Flur entlang liefen. Uns Mitarbeitern befahlen sie in den Laboren zu bleiben, doch die Kinder sollten zu ihnen kommen. Unsicher sah ich die Kinder zu den Männern gehen. Sie leuchteten ihnen direkt in die Gesichter. Einer schien mit einem Kommunikator in seinem Ohr zu sprechen. Ich verstand nicht worum es ging, doch das sollte sich sehr schnell ändern.

Ich wollte schreien, ich brach unter Tränen zusammen als ich sah was sich vor mir, im Flur, abspielte. Ohne auch nur zu zögern erschossen sie jedes einzelne Kind. Verzweifelt kniff ich meine Augen zu und hielt mir die Hände an die Ohren, in der Hoffnung es würde mich vor dem beschützen was gerade geschah. Die Schreie verstummten. Die Lichter gingen wieder an.
"Es tut mir leid." hörte ich sein leises Echo neben mir. "Ist es das was ihr wolltet?" flüsterte ich zurück, immer noch standen mir die Tränen in den Augen.
"Nein wir konnten doch nicht damit rechnen, dass die Kinder..." er stoppte.
"Triff dich mit Astra." sagte er dann. War er jetzt noch hier oder war er weg? Die Kollegin im Labor neben mir kam herein und half mir auf. Auch sie schien geschockt über das Geschehene.
Ihre Augen waren mit Mascara verschmiert, ich trug so etwas nicht aber sie konnte auch so erkennen, dass ich geweint hatte.
"Sie sagen, das Mädchen von dir fehlt." murmelte sie. Ich riss die Augen auf. Davon hatte ich nichts gehört, weil ich mit Yoru gesprochen hatte. Ein Soldat kam in mein Labor und musterte mich. Dann wollte er wissen wo sie ist.
"Ich weiß es nicht. Die Tür ging auf und ich hörte Schritte, aber ich weiß nicht wo sie hin gelaufen ist, ich war komplett blind." versuchte ich zu erklären. Ich atmete schneller, in der Hoffnung es würde meine Panik glaubhafter machen. 

"Sie versteckt sich, sucht sie." rief er seinen Kollegen zu. Ich verstand noch immer nicht, warum sie die Kinder erschießen mussten. Der Mann sagte uns, wir sollen in den Pausenraum gehen, um runter zu kommen. Meine Kollegin zog mich am Arm mit sich.
Astra stand bereits dort und wartete. Chamber und Phoenix wurden, scheinbar zu unserem Schutz, vor der Tür postiert. Ich stand unter Beobachtung. Ich wusste nicht was ich tun sollte, als Astra an mir vorbei und aus dem Raum ging. Sie drückte mir dabei etwas kleines in die Hand.
Ein kleiner schwarzer Kopfhörer. Ich steckte ihn in mein Ohr und drückte den einzigen Knopf, den er hatte.

"Gut gemacht, wir konnten die Forschungsergebnisse der Kinderversuche vollständig löschen." sagte nun Brimstone in mein Ohr. Chamber sah in den Raum und mich direkt an.
"Das Mädchen ist hier bei mir in Sicherheit." fügte der alte Mann hinzu. Ich hörte wie Chamber fragte, wie es den anderen Kindern ging, währenddessen ließ er den Blick nicht von mir. Beinahe hätte ich erneut angefangen zu weinen, was er zu bemerken schien.
"Tut mir leid." sagte er. Sein Blick wanderte auf den Boden. Phoenix gab ihn einen Stoß gegen die Schulter. Chamber sah wieder zurück in den Flur. Wir mussten uns alle zusammenreißen. Die anderen Mitarbeiter mit mir im Raum begannen zu tuscheln, warum die Kinder nicht einfach zurück in die Zellen gebracht wurden. Da kam der Direktor hinein um diese Frage zu beantworten.
Er sagte es gäbe ein zu hohes Risiko, da eines hätte entkommen können und alles draußen hätte erzählen können. In dem Falle währen nämlich alle Gelder gestrichen worden. Er sagte dieses Risiko könne er nicht eingehen. Dann wandte er sich mir zu. Er wollte noch einmal wissen, wo das blonde Mädchen hin verschwunden sei. Doch meine Antwort blieb die gleiche, die ich schon dem Soldaten erzählt hatte. Ich stellte mich dumm. Phoenix sah den Mann vor mir wütend an, fast als wolle er ihn umlegen, doch dieses Mal war Chamber es, der ihn zur Besinnung zurück holte.
"Na schön, dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass sie sich doch raus geschlichen hat, wie auch immer. Wir werden sie in einem Umkreis von zwei Kilometern suchen und töten lassen, wir dürfen nichts Riskieren." Ich sah zu Boden. Der Mann verkündete dann in einer sehr freudigen Stimme, dass nun neue Versuche starten würden. Ob erneut mit Kindern oder Erwachsenen sei noch nicht klar, da schließlich alle Testergebnisse verloren waren.
"Ich werde Sie wissen lassen wie und wann es weiter geht. Für heute sind Sie entlassen." entschied er und bat uns unsere Arbeitsstelle erst nächste Woche wieder aufzusuchen. Wir taten was er uns sagte. Phoenix drückte mir einen Zettel in die Hand, den ich erst draußen lesen konnte. 
Darauf stand, dass ich in den Park kommen solle um Yoru zu treffen. Ich lief so schnell ich konnte. Dabei musste ich mir immer wieder die Tränen aus dem Gesicht wischen, da ich sonst nur verschwommen sah. Dieses Mal war der Park stark besucht aber ich sah ihn sofort auf der Bank sitzen, auf der wir neulich Nacht geredet hatten. Er sah mich etwas besorgt an und als ich immer näher kam stand er endlich auf. Noch bevor ich etwas sagen konnte, brach ich erneut in Tränen aus und ohne darüber nachzudenken zog er mich an sich und umarmte mich. Meine Arme warf ich ihm dabei um den Hals. ich ließ jetzt meine Tränen einfach fließen. Stumm standen wir da.

Ich war gerade sehr dankbar, dass er mich gebeten hatte zu kommen, ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten

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Ich war gerade sehr dankbar, dass er mich gebeten hatte zu kommen, ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten. Ich atmete seinen Geruch ein. Das erste Mal seit Jahren fühlte ich mich wirklich sicher. Nach einer gefühlten Ewigkeit trat ich zwei Schritte von ihm zurück. Ich wischte mir die Tränen ab und versuchte mich dann zu sammeln. "Kann ich zu ihr?" fragte ich dann.
"Natürlich." traurig sah er mich an aber begleitete mich dann zu dem Lieferantentor. Er verriet mir den Code und so öffnete ich. Ungeduldig ging ich hinein. Ich lief stumm an allen vorbei bis in Brimstones Büro, wo die kleine schon auf mich zu warten schien.
"Viper!" rief sie.

Valorant Viper x YoruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt