6

27 0 0
                                    

Erneut liefen mir Tränen über die Wangen. Sie kam auf mich zu gelaufen und sprang mir entgegen um mich zu umarmen. Brimstone lächelte nur schuldbewusst. Er erklärte mir, dass er mehr Leute mit eingeschleust hätte um die Kinder zu retten, hätte er das geahnt. Während ich das Mädchen in meinen Armen hielt erzählte ich von dem was der Direktor gesagt hatte, dass die Versuche nun von vorne starten sollten.
"Ich kann das nicht nochmal." sagte ich als ich merkte, dass Yoru mir seine Hand auf die Schulter legte. Brimstone nickte.
"Du bist nicht mehr allein, wir sorgen dafür, dass so etwas nicht erneut passieren wird." versicherte er mir. "Die kleine bleibt fürs Erste hier, dann ist sie sicher." ich stimmte dem zu und fragte das Mädchen dann ob sie damit einverstanden sei. 
Doch dann wollte ich noch etwas von ihr wissen. Ihren Namen. Sie drückte auf einen winzigen Knopf an ihrer Halskette unter dem schwarzen Schal, die sie bisher nie abgelegt hatte.
Wir erschraken, als eine Frau vor uns stand. Immer noch blond und mit einigen Sommersprossen aber von dem Mädchen war nichts mehr übrig.
"Deadlock." sagte sie in einer Stimme, dunkler als ich sie erwartet hatte.
"Ich konnte meine Kräfte nicht benutzen in der Zelle und so war ich gezwungen einfach mitzuspielen, in der Hoffnung dieser nutzlose Mist würde bald enden."
Nicht nur mir hatte es die Sprache verschlagen.
Dann war sie also wirklich das Mädchen von früher.
"Ja Viper, wir sind gemeinsam im Waisenhaus aufgewachsen. Aber ich bin an Technikfreaks geraten die auch an mir rumexperimentiert hatten. In der Kinderform landete ich dann durch Zufall bei euch und kam nicht mehr aus dieser Form heraus." mein Blick versteifte sich.

"Ihr kennt euch also." stellte Brimstone fest. Ungläubig nickte ich. "Ich danke euch, dass ihr mich da raus gebracht habt." wandte sie sich nun auch an Yoru. Stumm machte er einen Schritt neben mich und sah mich an. "Kein Problem." erwiderte er dann etwas abwesend.
Ich ging ein Paar Schritte zurück zur Tür und hob entschuldigend die Hände.
"Tut mir leid ich muss das ganze allein verarbeiten." murmelte ich, stieß die Tür auf und lief nach draußen. Ich ignorierte Yorus Rufe. In der Gasse hätte ich fast Astra und die anderen beiden umgerannt, die mir etwas hinterher schrien, was ich nicht mehr hörte. 

Zu hause angekommen wollte ich gerade die Haustür öffnen als mich jemand davon abhalten wollte. Ich drehte mich zu ihm um. Völlig außer Atem sah er mich an.
"Du bist aber auch schnell." keuchte er.

Ich bat ihn mehrmals zu gehen, doch er schien sich nicht abbringen zu lassen, mir in meine Wohnung zu folgen. "Yoru ich bitte dich, verschwinde, zum letzten Mal." doch er schüttelte erneut den Kopf. 
"Ich kann dich in so einer verwirrenden Situation nicht allein lassen." gab er von sich. Plötzlich tauchte in meinem Augenwinkel eine vermummte Gestalt auf. Blitzschnell streckte die Person eine Waffe in unsere Richtung. Ich stieß Yoru zur Seite und wich gleichzeitig dem Schuss aus. Ich zog ihn ins Haus und das Treppenhaus hinauf bis in meine Wohnung.
"Wer auch immer das ist, wird dadurch nicht aufgehalten werden, aber so habe ich etwas Zeit." sagte ich, dabei kramte ich in einer Kiste herum um an ihrem Boden die Waffe zu finden, die Yoru mir mitgegeben hatte. Er sah mich ungläubig an und fragte ob es mein Ernst gewesen sei bei der ganzen Aktion ohne Waffe rumzulaufen. "Sei leise." unterbrach ich ihn als hektische Schritte im Treppenhaus zu hören waren. Yoru zog eine Pistole hervor, es war die schwere, die er mir als Sheriff vorgestellt hatte. Wir zielten beide auf die Tür, als die Schritte genau davor stoppten.

"Mach auf!" rief eine, mir unbekannte, Stimme. Der Mann hämmerte gegen die Tür. Ich wurde panisch, ich hatte zu viele Informationen auf meinen Computern. Ich drehte mich um und begann die Festplatten zu leeren, so lange mir noch die Zeit dazu blieb. Ein gleichmäßiges Piepen an der Tür ließ mich herum schnellen. Yoru flüsterte mir zu, dass wir hier verschwinden sollten, aber aus dem Fenster im zweiten Stock springen war keine Option. Wir verkrochen uns im Bad als meine Tür gesprengt wurde. Jetzt hieß es schnell reagieren. Er öffnete hinter uns ein Portal und zog mich mit hinein. Es schloss sich gerade als die Badtür aufgetreten wurde. Yoru zog mich durch eine blaue, verschwommene Wirklichkeit.
Im Hauptquartier kamen wir nach wenigen Sekunden wieder heraus. Ich stolperte in einen unaufgeräumten Raum, den er mir als sein Zimmer vorstellte. Was hatte ich erwartet?
Ich brach zusammen. Jemand wollte mich töten, er kam sogar in meine Wohnung. Ich konnte nicht einmal an den Ort zurück kehren, an dem ich mich immer sicher gefühlt hatte. Alle Daten zu meinem Anzug, zu meinen Waffen, waren endgültig weg. Yoru strich mir über den Rücken und versuchte mich zu beruhigen indem er mir sagte, dass alles wieder gut werden würde.

Ich sprang auf und stieß wütend seine Hand weg. Ich schubste ihn von mir als er auf mich zukam. "Alles wird wieder gut?" schrie ich ihn an. "Ich habe buchstäblich nichts mehr!" erneut schlug ich seine Hand weg. "Lass mich in Ruhe, ich muss allein sein." fauchte ich ihn an.
Ich drehte mich von ihm weg um nicht zu sehen, wie er mich ansah als er sein eigenes Zimmer verließ.

Ich drehte mich von ihm weg um nicht zu sehen, wie er mich ansah als er sein eigenes Zimmer verließ

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich warf mich auf sein Bett und legte mich unter die Decke. Ich war erschöpft von all dem. Das mit Deadlock, mein zu Hause, Yoru. Es wurde mir zu viel. Ich konnte mit so viel Druck nicht umgehen. Ich merkte nicht einmal wie ich einschlief. Erst als ich am nächsten Tag geweckt wurde, realisierte ich, dass das alles wirklich passiert war. Ich hatte nichts davon geträumt, egal wie sehr ich es mir zu wünschen versuchte. Yoru kniete vor dem Bett und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Natürlich kam er einfach rein, es war ja schließlich sein Zimmer.

"Du hast schon gestern das Abendessen verpasst und das Frühstück verschlafen. Du musst etwas essen." besorgt musterte er mich. Ich drehte mich weg von ihm und schloss erneut die Augen. Mir war nicht nach Essen zu mute. Eher war mir immer noch schlecht von allem was gestern passiert war. Seine Hand fuhr mir durch die Haare. 
"Na schön." er stand auf und ging wieder aus der Tür. Ich versuchte mir wieder einzureden, dass ich alles nur geträumt hatte und schlief erneut ein.

Als ich aufwachte und auf die Uhr auf seinem Nachttisch sah, merkte ich, dass ich den ganzen Tag verschlafen hatte. Es war mitten in der Nacht. Allmählich kehrte mein Hungergefühl zurück.
Ich griff mir aus einer Schublade ein Shirt und eine Hose um endlich aus meinem Anzug heraus zu kommen. Ob ich wollte oder nicht, jetzt musste ich etwas essen. Mein Körper fühlte sich extrem schwach an. Sollte jetzt jemand etwas versuchen war ich ihm ausgeliefert. Ich irrte durch die Gänge bis ich am Gemeinschaftsraum ankam. Ich sah eine Gestalt unter einen dünnen Decke schlafen. 
Bei genauerer Betrachtung erkannte ich Yoru. Ich ging vorsichtig an ihn heran. Schlafend sah er nicht einmal mehr so gefährlich aus. Gerade als ich das Schild für die Küche entdeckt hatte, schien er wach zu werden. Er murmelte meinen Namen. Verwirrt sah ich zu ihm herunter, doch seine Augen waren noch immer geschlossen. Ich schlich in den Raum in dem sich eine riesen Küche befand und sah als erstes in den Kühlschrank. Darin waren zwei Mahlzeiten, auf denen mein Name stand. Hatten sich etwa alle gesorgt? Ich nahm den Teller heraus und begann die kalten Nudeln mit Soße zu essen. Mein Hunger war gerade zu groß als dass ich noch warten konnte, bis das Essen warm war. Um Yoru im Nebenraum nicht zu wecken stellte ich mein Geschirr leise neben die Spüle. 

Ich wollte gerade wieder den Weg zurück in sein Zimmer suchen als mir auffiel, dass die Couch leer war. Ein Räuspern hinter mir. Er lehnte an der Theke. Seine sonst gestylten Haare hingen ihm über die Stirn. 
"Steht dir." sagte er müde als er seine Sachen an mir sah. "Etwas zu groß aber nicht übel." lächelte er.
"Habe ich dich geweckt?" war das einzige was mir gerade durch den Kopf schoss.
"Ich habe kaum geschlafen ist schon in Ordnung." gab er zurück, dann gähnte er. 
"Ich habe mir zu viele Sorgen gemacht." Ich sah ihn entschuldigend an. Dass sich jemand um mich sorgt wollte ich nicht. "Geh wieder schlafen. Dein Bett ist jetzt frei." Sagte ich und setzte mich auf die Couch. Doch Yoru schüttelte nur den Kopf.

Valorant Viper x YoruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt