2.Kapitel

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Selbst wenn ich etwas sagen könnte, ich wüsste nicht was, es wäre unbeschreiblich. Würde ich ein halbwegs akzeptables künstlerisches Talent besitzen, würde ich es zeichnen. Aber selbst das wäre nicht genau genug.

Ich schaffe es weder etwas zu sagen noch meine Augen von meinem Gegenüber zu wenden.

Wow.

Ich habe noch nie so unfassbar schöne Augen gesehen.

Hellbraun, dass zur Pupille hin immer mehr von einem gelb-grün gemischt wird. 

Dann komme ich mit meinen schlichten grauen Augen, die so absolut nicht bieten.

>>Sorry, ich stand ziemlich ungünstig<<

Ich fokussiere dieses Mal das Gesicht der Peron vor mir und nicht seine Augen, die mich genauso mustern, wie ich es tue. Seine Stimme ist tief, eine von diesen Tonlagen, denen man am liebsten ein Buch in die Hand drücken würde, damit sie bis in alle Ewigkeit vorlesen. 

Ich bin jetzt schon neidisch.

Schöne Augen mit perfekten dunkel Augenbrauen, einer der angenehmsten Stimmen, die ich je gehört habe.

Das war's. Vorerst, der hat bestimmt noch mehr auf Lager.

Erst jetzt verstehe ich, was er gesagt hat.

>>Alles gut<< Wieso hört sich meine Stimme so wie die eines Mädchens an und nicht wie die eines sechszehnjährigen? >>Ich hätte nach hinten gucken sollen<<

WER zum Geier bist du? Ich bin Impulsiv, nicht so ... nett, wie dieses Wesen, was da mit meinem Körper spielt.

Wir sitzen noch immer auf den Boden, sehen uns an und machen nicht mal Anstalten aufzustehen. 

Ich lasse meinen Blick über seinen ganzen Körper schweifen und ich komme nicht drumherum, dass meine Augen an seinen breiten Schultern hängenbleiben. Ich kann seine Größe nicht einschätzen, aber wir sind wahrscheinlich in etwa gleich groß. Er ist breit gebaut, macht wie's aussieht irgendeinen Sport und sein Gesicht... 

Ekelhaft. Widerlich makellos. Er ist blass, aber nicht so sehr, dass es den Anschein erweckt, dass er einem Vampir ähnelt. Seine schwarzen Haare sind nach hinten gegeelt und zu einem Zopf zusammengebunden und an den Seiten kurz rasiert. 

Er trägt eine Brille. Erst als ich ihm erneut ins Gesicht sehe, fällt es mir auf. Sie lässt ihn nicht  so aussehen, als wäre er ein Nerd, sie verschmilzt einfach mit ihm.

 Und da macht es klick:

Ich kenne ihn. Also nicht kennen im Sinne von wir reden mal miteinander und teilen uns mindestens einen Freund oder so. Ich weiß wer er ist, weil ich ihm auf Instagram folge. Er ist einer derjenigen, die ihr halbes Leben mit der Öffentlichkeit teilen. 

Ab und zu sehe ich ihn auf den Fluren laufen, wo er den Eindruck vermittelt, dass er so rein mit sich selbst ist, wie man nur sein kann; da werden die Grenzen zwischen Selbstbewusstsein und Narzissmus ziemlich undeutlich. 

Wenn ICH so aussehen würde, könnte ich länger in den Spiegel sehen als sonst. 

GOTT, ist das widerlich.

Ich höre mich an wie eines dieser Mädchen, die so tun, als könnten sie niemanden haben, obwohl sie jeder liebt. Nur das der Teil mit der Liebe definitiv nicht stimmt. Ich werde nicht geliebt. Nicht mal von mir selbst, schätze ich. 

Wie's aussieht schafft nicht einmal meine Mutter das, und die hat mich schließlich neun Monate lang mit sich rumgeschleppt und für mich Schmerzen erlitten. Ja okay, ich wäre auch angepisst, wenn ich sie wäre: Dankbar verhalte ich mir ihr gegenüber eigentlich nicht.

Erst jetzt bemerke ich, dass wir uns immer noch ansehen. 

Ich wende den Blick ab und sehe mich in der ungewohnten Hitze, die meinen Hals hochkriecht, nach meinen Sachen um. 

Als ich sie finde, beginne ich sie zusammen zu sammeln, sie sind bei unserem Zusammenprall  aus meinem Rucksack gefallen, haben sich aber zum GLück nicht auf den ganzen Flur verteilt. 

Keine Lust auf Knien wie der letzte Idiot nach meinen Sachen zu suchen und dabei auf den dreckigen Boden zu kriechen. 

Ohne auf den Typen hinter mir zu achten, packe ich meine Sachen zusammen.

>>Da sind Patronen geplatzt<<, kommt es von ihm, dass ich mich widerwillig doch zu ihm umdrehe. 

Er hält mir eine Block hin, der mittlerweile mehr blau als weiß ist. In der Mitte prangt ein schwarzer Fleck, der sich immer mehr ausbreitet. Zum Glück stand nichts drinnen, aber den kann ich jetzt in die Tonne treten. 

>>Sorry<<

Ich wende den Blick an, als er seinen auf mich richtet. Wegen ihm habe ich sowohl Patronen als auch Papier verschwendet. Klar, beides ist nicht unfassbar teure, aber trotzdem- es ist mein Geld.

Ich kann ihn nicht ansehen, weil diese Wut, diese Altbekannte Dunkelheit, anfängt mich aufzufressen, ich weiß, was passiert, wenn ich nicht gleich etwas finde, dass mich beruhigt. 

>>Tut mir wirklich leid. Ehrlich<<

Ich schnaube nur und halte gerade noch so eine Beleidigung zurück. Geht doch. Ich dachte schon ich bin besessen von einem guten Geist. Ohne ein Wort zu sagen, stehe ich auf. 

>>Wie heißt du eigentlich?<<

>>Geht dich einen Scheißdreck an.<<, feuere ich auf Autopilot zurück.

Im Gegensatz zu anderen verzieht er keine Miene. 

>>Du brauchst dich nicht vorzustellen, jeder kennt den Namen zu dieser widerlich schönen Visage, die so tut, als könnte man sie nur lieben<<

Daraufhin drehe ich mich um und überhöre ihn, als er mich zurückruft.

ICH

HASSE

DIESEN 

TYPEN

Weil er das ist, was ich schon immer sein wollte. Beliebt, gut aussehend, schon fast attraktiv, sportlich. Geliebt von allen, der mit ihm redet. 

Ich hasse ihn so sehr, dass dieses Gefühl mich auffrisst

The Distance between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt