7. Kapitel

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Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.

Okay? Und jetzt?

Was soll das heißen? Ich will ihm antworten, so ist es nicht. Aber was antwortet man auf sowas?

In der kühlen Nacht kommt mir seine unerwartete Nachricht wie ein warmes, kleines Feuer vor.

Während ich überlege, laufe ich weiter, stecke mein Handy ein, weil es mich stresst, es die ganze Zeit über anzusehen. Obwohl alec bis ins unermessliche reizt, wenn er einfach nur existiert, freut mich eine Nachricht wirklich. Es freut mich, dass es tatsächlich jemanden zu geben scheint, der sich für mich interessiert und mich kennenlernen will. 

Dabei weiß ich selbst nicht einmal, wie ich bin. ich kenne mich nicht einmal selbst.

'Vielleicht verarscht er dich nur' , schaltet sich wieder diese Stimme ein, die mich seit Ewigkeiten davon abhält, mit anderen enge Kontakte zu knüpfen.

Doch jetzt wehre ich mich zum ersten Mal. sonst gebe ich nach, tue genau das, was meine Gedanken mir raten, lasse mich von alten Erfahrungen leiten. 

Ich bin selbst schuld daran, dass mein Leben so eintönig ist.

Ich machte es mir selbst so einsam wie nur möglich.

Aber ich will nicht einsam sein. Ich will nicht immer zuschauen, wenn andere Spaß haben und alles herum ausblenden, weil ich mich nirgends dazugehörig fühle.

Mittlerweile sitze ich wieder auf meinem Bett, lehne mich in meine Kissen zurück und ziehe mein Handy aus der Jackentasche.

"Danke für die Patronen und den Block" und kurz bevor ich es mir anders überlegen kann, schicke ich es ab. Ist er überhaupt noch wach?

 A: Hätte nicht gedacht, dass du noch wach bist

A: Ich bin ja auch schuld, dass du sie wegschmeißen musstest.

C: Ist nur ein bisschen übertrieben, das du n' ganzes Fass geholt hast. 

Ich kann ihn praktisch vor mir sehen, wie er mit den Schultern zuckt, als wäre es völlig selbstverständlich.

A: Ich dachte, du liest nicht.

Ist das jetzt sein neuer Lieblingssatz?

C: Du bist verdammt pingelig. antworte ich nur. Je länger wir hin und her schreiben, desto mehr spüre ich wie die Anspannung von mir abfällt und die Einsamkeit mich verlässt. 

Er beruhigt mich.

Alec Spencer schafft es, mich zu beruhigen und bringt mich dazu, freier zu atmen und nicht von allem erdrückt zu werden.

C: Was machst du gerade?

Es dauert so lange, dass er antwortet, dass ich Angst habe, eine falsche Sache geschrieben zu haben. Ist es zu schnell, wenn ich das Thema wechsle? 

A: Lach nicht, okay?

C: Selbst wenn, du würdest es gar nicht hören.

A: Stimmt, aber dich lachen zu sehen ist bestimmt ziemlich selten.C: Meine Frage war, was du machst, nicht mich zu bewerten.

A: Ich habe bis eben geschrieben.

C: Tust du das nicht jetzt auch?

Verwirrt sehe ich auf die Punkte, die mir sagen, dass er schreibt, dann bricht er ab, schreibt wieder. Immer wieder, aber er schickt nichts ab.

Warum sollte ich darüber lachen?

A: Ich schreibe Geschichten, die ich auch veröffentliche.

A: Was denkst du jetzt?

Auch wenn ich nicht weiß, wie er gerade aussieht, klingt seine Nachricht verunsichert. Obwohl wir bis jetzt erst eine "Unterhaltung" hatten, die dank mir in einer Beleidigung endete, kann ich ihn mir null vorstellen, wie er nicht ernst und gefasst ist. 

C: Sind alle Autoren so ernst wie du?, schreibe ich lediglich, weil ich vor allem nicht wie ein Schleimer dastehen will.

Ich kann es mir verdammt gut vorstellen, wie er am Laptop sitzt, tippt, zwischendurch abbricht, um zu überlegen.
Noch eine Sache, die nicht zu seinem Bild in den Schulfluren passt.
Ich bin beeindruckt und zugleich neidisch. Er macht etwas aus seinem Leben, mit seiner Freizeit.ind was tue ich? Ich dagegen esse, schlafe, gehe zur Schule, gehe feiern. Das wars. Auf Partys gehen ist soetwas wie mein Hobby, wo jeder Erwachsene die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sich fragen würde, wer bei meiner Erziehung so verkackt hat.
"Was schreibst du so?"
"alles"
"Auch Romanzen zwischen einem alten Vampir und einem Mädchen?" Ich hoffe, er weiß worauf ich anspiele.
"Hau ab damit. Keine Ahnung, wie man das an die Öffentlichkeit lassen konnte."
"Die Frage ist eher, warum hast du es gelesen oder geguckt?"
"Sag du's mir"
Ich hasse es, wenn man eine Frage mit Gegenfragen beantwortet, nur weil man zu faul ist, sich ein bisschen Gedanken über die Antwort zu machen.

"Langeweile"

"Ich wurde von meinen Schwestern gezwungen. Die ganze Saga".

"Pures Mitleid für dich. Ich habe den ersten schon gehasst."

„Der ist noch der normalste. Es wird schlimmer, viel schlimmer"

„Das geht?"

"Jup"

Wir springen von einem Thema zum nächsten, schweifen ab, reden über alles, was uns einfällt.
Aber worüber er schreibt, bekomme ich nicht aus ihm heraus. Nichts.
Und auch nicht, wo man seine Storys findet. Als wäre er sicher gewesen, dass ich nicht weiter nachhake, wenn er es erwähnt. So muss sich wohl jeder fühlen, der mit mir eine normale Unterhaltung führen will. Gott, ist ja echt nervig und absolute Energieverschwendung. Und irgendwann gebe ich es auf. Bis jetzt.

"Willst du mir sagen, was du letztens in der Stunde draußen hattest?"

Egal wie oft er mich das jetzt noch fragen wird, er wird nichts erfahren. Das ist mir zu persönlich. Der Schein mancher Menschen trügt. Ich
habe mir angewöhnt, niemals meine ganze Lebensgeschichte vor jemanden auszubreiten, egal wie nett und vertrauenswürdig er oder sie auch sein mag.
ICH.

VERTRAUE.

NIEMANDEN.

Nicht mal mir selbst. Ich traue weder dem, was ich sehe, noch was ich höre und fühlen tue ich manche Dinge schon gar nicht mehr.
Deswegen schreibe ich ohne weiter nachzudenken:

"Bin langsam müde, gehe schlafen"

Am liebsten würde ich die ganze Nacht bis zum nächsten Mittag hier liegen und mit Alec schreiben, auch dass ich müde bin, ist gelogen. Ich war selten so wach.
Meine Gedanken rasen, aber dennoch  ist mein Kopf ungewohnt geordnet.

"Ist auch schon spät", antwortet er lediglich.

"Meinst du nicht früh?" tippe ich, als ich die Uhrzest in der Ede meines Handys entriffore: 2:32 Uhr.

Schreiben wir schon seit über drei Stunden?
Wie? Ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn ich mich in einer erzwungenen Unterhaltung niederfinde.
Aber ich habe einfach reagiert, während wir geschrieben haben. Weder über das richtig und falsch, noch ob er das als komisch ansieht. Aber die Sache, die zu viel über mich verraten, habe ich umgegangen.

"Wolltest du nicht schlafen?", esimest er mich.

"Jep"

"Gute Nacht"

"Nacht", antworte ich und schaffees, das Handy endlich wegzulegen.

Dann...
vibriert es nochmals. Stöhnend vergrabe ich das Gesicht in meinem Kissen. Ich halte es nur wenige Sekunden aus.

"Schlaf gut, Scheißengel."

Ich muss lachen. Es klingt laut in meinen Ohren wider.

"Selber."

"Schlaf endlich, Cole."

The Distance between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt