Obwohl ich komplett genervt von Alec gewesen bin, hat sein Geschenk es geschafft, meine Laune zu heben. Ich beteilige mich sogar ab und zu am Unterricht. Das ist für meine Verhältnisse schon verdammt viel. Am Ende der Stunde bekommen wir die Hausaufgabe, das ende unseres momentanen Buches zu lesen.
Ich lese nicht. Gar nicht.
Tatsächlich? Dann frage ich mich wie du Aufgaben und Klausuren bearbeitest.
Wo Alec recht hat, hat er recht.
Ich merke erst, dass ich grinse, als ich damit aufhöre.
Zweimal an einem Tag, dass ist schätzungsweise zweimal mehr als im ganzen letzten Jahr zusammen. Vielleicht ist der Typ doch nicht so schlimm. Vielleicht.
Ich kenne ihn nicht lange genug, um das mit Sicherheit zu wissen, ermahne ich mich selbst und zwinge mich, an das letzte zu denken, auf das ich Lust habe.
Als ich vor der Haustür stehe, zögere ich länger als eine Minute, ob ich die Schlüssel einfach wieder einstecke und zu Jonah oder Luis gehe, um mich zuzudröhnen. Gerade so widerstehe ich ihm, diesen ziehenden Drang, der mich an das Gefühl erinnert, nichts zu fühlen, deine Gedanken die schlimmsten Sachen denken und du sogar weißt, wie du sie zum Verstummen bringen kannst. Stimmt, mein Leben besteht aus lauter gleichen Tagen. Jeder stellt mich auf die Probe und zeigt mir am Ende dessen, dass ich mir wieder selbst in die Falle getappt bin. Diese Sucht ist eine davon.
Ich stecke die Schlüssel ins Schloss und bin absolut nicht überrascht, dass sie zweimal abgeschlossen ist. Was ja klar, dass Mom nach unseren "Streit" abhaut. Ich hole mein Handy heraus und schalte es ein . Nichts.
Dann hat sie halt Pech gehabt. Wenn sie mich wirklich in ihrem Leben wollen würde, hätte sie mir geschrieben, wo sie ist und wann sie wieder da ist. Dan soll sie sich aber auch echt nicht wundern, wenn ich mein Leben weiter so leben, wie ich e nun mal tue. Sie kann froh sein, dass sie mich niemals von der Polizeistation abholen muss. So einen Scheiß mache ich nicht, egal wie gerne ich bestimmte Dinge tun würde. So tief würde ich niemals sinken.
Es ist schon fast fünf und ich sterbe vor Hunger.
Ein einziger Vorteil hat meine Situation mit Mom; egal wie viel ich auch esse, sie füllt es wieder auf. Wenn sie nicht da ist, hab ich mehr für mich.
Ich bin kein Egoist, ich habe mich nur an mein Umfeld angepasst. Der Klügere gibt nach? Tja, wie gut, dass ich nicht klüger bin als andere um mich herum. Vielleicht hat Alec mich deshalb nicht zurück beleidigt, er ist halt schlau. Diese Sprichwort scheint so etwas wie sein verdammtes Lebensmotto zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er wütend wird oder wie man das schaffen soll.
Und warum denke ich jetzt an ihn?!
Ich mache mir mein Essen fertig, nehme es mit hoch in mein Zimmer und esse, während ich irgendwelche Videos gucke, ich weder unterhaltsam noch interessant finde. Ich sehe sie mir nur an, um nicht in kompletter Stille zu sitzen und mich so richtig einsam fühle.
Helfen tut es so viel wie ein Regentanz, aber der Wille ist immerhin da.
Im umsetzen bin ich zwar eine absolute Niete, aber das wird noch. Das auch nur zu denken, ist Gold wert.
Ich bin der Inbegriff des Pessimisten. Ja, ich weiß, ich vereine viele negative Eigenschaften in mir, nur fällt mir gerade so keine gute mit ein, an die ich festhalten könnte.
Müde und weil ich keinen blassen Schimmer habe, was ich tun soll, lege ich mich ins Bett und schlafe ein.
Als ich wieder aufwache, ist es dunkel in meinem Zimmer, das einzige, was leuchtet, ist der Display meines Handys, das noch genau daliegt, wo ich es gelassen habe. Ich greife danach und scrolle durch die Nachrichten, die ich bekommen habe.
Die meisten sind von Jonah oder Luis, die mir ihren Standort geschickt haben. Vor gerade mal fünf Minuten. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich es noch schaffe, bevor es sich nicht mehr lohnt und steige aus dem Bett. Als ich einen Blick in Wohnzimmer wage, entdecke ich Mom, die auf dem Sofa schläft. Für meinen Geschmack stehe ich etwas zu lange da und sehe dabei zu, wie sich ihre Brust gleichmäßig hebt und senkt. Wenn man sie so sieht, erkennt man unsere Ähnlichkeit zueinander.
Das beste an allem ist, das ich nur wenige Minuten laufe muss. Als ich ankomme, ist die Party bereits in vollem Gange und der Bass der Musik lässt den Boden unter mir beben. Ich mische mich unter die anderen, quetsche mich hindurch und hole mir etwas zu trinken. Mit dem Becher gehe ich zurück auf die Tanzfläche, genieße die Musik in meinen Ohren und den feurigen Alkohol in meinem Magen und Hals. Endlich nichts denken, nichts fühlen außer Musik, die meinen Körper lenkt.
Doch je länger ich tanze, desto mehr schmerzt mein Kopf und ich hole mir noch einen Becher, es brennt unangenehm, als ich es auf Ex runterschütte. Der fahle Geschmack, den er hinterlässt, nimmt mir endgültig die Lust, mich zu betrinken.
Ohne nachzudenken, drehe ich mich um und laufe geradewegs in ein Pärchen, das sich gegenseitig auffrisst. Falls mir vorher noch nicht schlecht war, ist es mir jetzt.
Gott, war ich schon immer so einsam?
Als ich mich umsehe, fällt mir auf, dass jeder mit irgendwen anderen da ist. Nur ich nicht.
ist mir das vorher noch nicht aufgefallen?
Ich schätze, ich war einfach zu betrunken, um so was mitzukriegen.
Ich verlasse die Party nach noch nicht einmal einer Viertelstunde.
Als Luis mir eine Nachricht schickt und fragt, wo ich bleibe, ignoriere ich seine Frage.
Beim zweiten Brummen lass ich es aus, ohne mir die Mühe zu machen, Energie zu verschwenden. Doch dann lässt mich meine Geduld im Stich und ich schalte mein Handy doch ein, um Luis zu sagen, dass er aufhören soll, mich zu belästigen.
Doch es ist nicht Luis.
Die Nachricht kommt von Instagram
Alec_spen folgt dir jetzt.
Die zweite ist auch von Insta.
Alec_spen: Du hast recht, ich kenne dich wirklich nicht. aber ich würde es gerne.
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The Distance between us
RomantizmIch nenne es extra Kreislauf und nicht Routine. Routinen versprechen eine Ordnung, der man gerne nachgeht. Aber ich gehe nicht gerne meinem Alltag nach. Ich stehe nicht gerne auf, weil ich genau weiß, dass alles, was passieren wird, mich wütend mach...