4 - Der Thronsaal

246 45 4
                                    

Ich sah den langen Gang hinunter. Der Boden war mit einem Teppich ausgelegt, der die gleiche Farbe hatte wie die Blumen im Innenhof.

Die Luft hier drin war willkommend warm, weswegen ich mir die Schnüre meines Mantels mit einer Hand aufmachte. Es roch würzig, irgendwie nach... etwas Fruchtigem. Nach Zimt... und Zedernholz.

Sir Gilian schob sich an uns vorbei, um die Führung zu übernehmen.

Hier im Gang standen wieder keine Wachen - nur Fackeln, die an den steinernden Wänden befestigt waren und wieder diese sternenförmigen roten Blumen, die an schwarzen Verzierungen die Wände vereinzelt schmückten.

Mein Halbbruder vergewisserte sich mit einem kurzen Blick über seine Schulter, dass ich mich auch wirklich hinter ihm befand, dann folgte er dem großen Wächter. Ich versuchte mich ganz auf Leronels hellbraunen Haarschopf zu konzentrieren, denn ein zu offentsichtliches Hin- und Herschauen würde nur Verdacht erregen.

Auch wenn ich niemand hier sah - es fühlte sich so an, als wären wir nicht nur mit diesem Sir Gilian alleine.

Ich raffte mit einer Hand den Rock meines pastellorangefarbenen Kleides, um nicht auf den kostbaren Stoff zu treten und möglicherweise eine kunstvolle Landung hinzulegen.

Wir bewegten uns nicht nicht allzu viel durch die Festung - lediglich den langen Gang herunter, von dem weitere beleuchtete Gänge abzweigten und aus meinen Augenwinkeln ebenfalls menschenleer erschienen.

Wir bogen nach links, dann wieder nach rechts und kamen in eine große Halle. Diese war herrschaftlich geschmückt mit denselben roten Blumen und grünen Tannenzweigen, Kerzen standen auf Anrichten und ein großer schwarzer Kronleuchter mit weiteren Kerzen erhellte die gesamte Halle.

Wir standen etwa in der Mitte des Raumes, vor uns führte eine breite Treppe mit einem massiven Holzgeländer jeweils von rechts und von links nach oben in eine weitere Etage.

Sir Gilian lief mit uns jedoch weiter geradeaus auf eine weitere doppelflügige Tür, die sich direkt unter der Treppe befand.

Hier standen tatsächlich mal zwei weitere Wächter rechts und links von der Tür.

Sie waren genauso gekleidet wie Gilian und sein vermeintlicher Bruder. Schwerter steckten auf ihren Rücken und die Griffe von allmöglichen Dolchvarianten schauten aus ihren an den stattlichen Körpern befestigten Halterungen hervor.

Die Augen der königlichen Wächter richteten sich neugierig und zugleich abschätzend auf uns. Es überraschte mich nicht, dass die Augen genauso verzaubernd unheimlich aussahen. Dennoch war dieses weitere Detail nicht gerade günstig für meinen vor Unruhe murrenden Magen.

Als wäre das nicht schon genug, wurde diese unsichtbare Schwingung in der Luft, die ich seit dem Grenzübertritt gespürt habe, so stark, dass sie sich wie ein schwerer Stein auf meine Brust legte. Die Luft schien förmlich zu pulsieren und zu knistern.

Leronel, der sich nun wieder neben mir befand, blickte weiter nach vorn, als würde er nichts von dem mitbekommen.

Als würde er es gar nicht merken.

Warum spürte nur ich das?

"Ich bitte um Eintritt", sprach Sir Gilian, als er ein paar Schritte zur doppelflügigen Tür entfernt mit uns im Schlepptau zum Stehen kam.

Der rechte Wächter hob einen Mundwinkel an, als er erst Sir Gilian, uns und dann wieder zurück zu seinem Kollegen blickte. "Sie haben sich tatsächlich hergewagt", murmelte er mehr zu sich selbst als zu allen anderen Anwesenden.

Das Rumoren in meinem Magen verstärkte sich.

Der Mund des linken Wächters kräuselten sich ebenfalls. "Na dann wollen wir doch niemanden aufhalten", die Wächter verbeugten sich vor Leronel und mir, ehe sie beide gleichzeitig die Klinken der Türen herunterdrückten. "Tretet ein."

Fallen KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt