12 - Ankündigung weiterer Tatsachen

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Als ich die Augen aufschlug, war es seltsamerweise dunkel. Das Feuer knisterte genauso beruhigend und schön im Kamin vor sich hin, als ich eingeschlafen bin.

Verschlafen schälte ich mich aus der kuscheligen Decke und richtete mich auf - und sofort setzten hämmernde Kopfschmerzen ein.

Leise aufwimmernd ließ ich mich wieder zurück in das Kissen sinken, worauf die Kopfschmerzen etwas erträglicher wurden. Mein BLick wanderte zur Decke, die leider nicht großartig aufregend war. Nur grauer Stein.

Ein Seufzen entwich mir und ich musste nochmal, bestimmt zum einhundersten Mal, über das nachdenken, was die letzte Stunden passiert war.

Gestern hatte Karina meine Wunde an der Wange liebevoll verarztet und mir eine angenehme Salbe darauf geschmiert, nachdem sie den Schnitt gereinigt hatte. Gerne hätte ich sie so einige Sachen gefragt, doch spürte, wie mir immer wieder die Augen zufallen wollten.

Deswegen war sie am Ende schneller wieder aus dem Zimmer heraus, als ich es mitkriegen konnte.

Mein Abendessen wurde mir gebracht - warmes Brot und eine echt sehr leckere Gemüsesuppe. Danach hatte man mir im Nebenraum, dass ich auch von meinem Zimmer aus betreten konnte, eine Badewanne mit warmen Wasser gefüllt. Ich hatte mich mit w letzten Kräften in diese Wanne gehievt, mich gewaschen und das Bürsten meiner hüftlangen Haare auf den morgigen Tag verschoben. Nichtmal in den Spiegel hatte ich gucken wollen, um zu wissen, wie schlimm es wirklich um mein Gesicht und der Wunde stand. Nur mit einem Bademantel bekleidet lief ich zurück zu meinem Bett und schlief erstaunlicherweise sofort ein.

Und nun lag ich hier und war mir nicht sicher, was ich von all dem halten sollte.

Gestern hatte sich die Variante, hier zu bleiben, am logischsten angehört. Wenn ich das jetzt so betrachtete, fragte ich mich, auf was ich mich da eingelassen hatte.

Ein zartes Klopfen an meiner Tür.

Schnell zog ich mir die Decke bis zum Kinn und wartete mit klopfendem Herzen darauf, wer nun bei meiner spärlichen Bekleidung und dem Vogelnest auf meinem Kopf eintreten würde.

Ein Kopf wurde hinein gesteckt und ein erleichtertes Aufatmen erklang.

Es handelte sich um Sierra, stellte ich etwas beruhigter fest, als diese mit einem Tablett unter dem Arm in das Zimmer eintrat.

"Ihr ja seid endlich wach. Nun könnt Ihr aber erstmal was essen." Sie stellte summend das Tablett auf den runden Tisch vor dem Kamin.

Ich runzelte die Stirn und stützte mich auf meinen Ellbogen auf, um über das Bett besser zu ihr schauen zu können. "So lange habe ich doch bestimmt gar nicht geschlafen. Es ist immer noch dunkel-"

Sie drehte sich lächelnd zu mir. "Nein, es ist wieder dunkel. Ihr habt einen ganzen Tag verschlafen. Ich war schon mit dem Frühstück und dem Mittag hier, aber Ihr habt so seelig geschlafen, dass Ihr nichts mitbekommen hat. Sogar Karina hat nach Euch gesehen und nochmal Eure Wunde verarztet. Habt Ihr das etwa gar nicht bemerkt?"

"Nein..." Ich schüttelte den Kopf und verzog dann sofort das Gesicht, als sich meine Kopfschmerzen wieder meldeten.

Sofort eilte sie besorgt zu mir herüber. "Oh, was ist mit Euch? Habt Ihr Schmerzen?"

"Nur Kopfschmerzen", murmelte ich. "Danke für das Essen ürbrigens-"

"Dafür müsst Ihr euch doch nicht bedanken", unterbrach sie mich, ihr Lächeln mit einem mal genauso herzlich wie das von der Heilerin. "Esst erstmal, ich gebe der Heilerin Bescheid. Sie wird Euch etwas bringen lassen, sodass die Kopfschmerzen verschwinden."

Mit diesem Satz war sie auch schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden.

Ich setzte mich nur langsam auf, zog die Bettdecke zurück und tappte in das angrenzende Badezimmer. Danach ließ ich mich auf einem der Ohrensessel nieder, strich mir das Chaos an meinen Haaren über die Schulter zurück und griff beherzt nach einem dunklen knusprigen Brot, das mit etws gefüllt zu sein schien.

Neugierig biss ich hin - und hätte vor Genuss beinahe die Augen verdreht.

Es schmeckte himmlisch - nach Käse, Kräutern, Tomaten und ich glaubte etwas Hackfleisch zu identifizieren.

Der blanke Wahnsinn.

Die Tür öffnete sich nach meinem weiteren Bissen. "Ah mein Kindchen, endlich Ihr seid wach!" Karina lief gut gelaunt zu mir herüber, ihre Haare die gleiche wunderschöne Pracht wie gestern. Sie zog ein Fläschen aus ihrem braunen Kleid hervor und tat ein paar Tropfen auf einen Löffeln, de rmit auf dem Tablett lag. Dann reichte sie mir den Löffel herüber. "Das helfen wird."

Ich nahm ihr den Löffel ab und schob mir die Tropfen in den Mund. Die Tropfen hatten einen süßlichen und gleichzeitg auch herben Geschmack. Dennoch merkte ich jetzt schon, wie dieser erfrischende Geschmack die Schmerzen etwas löste.

Erstaunlich - innerhalb von einer Sekunde.

Aber ich sollte hier besser gar nichts mehr hinterfragen...

"Danke", sagte ich verblüfft zu ihr.

"Kein Danke", sie hob eine Hand. "Und nun essen. Sierra gleich kommt wieder - Ihr eingekleidet werden müsst." Mit gerümpfter Nase deutete sie wild gestikulierend auf meinen vom Schlafen zerknitternden Bademantel. "Schrecklich aussieht die Mantel."

Ihre Äußerung schaffte es tatsächlich, mir ein leises Lachen zu entlocken. "Ich weiß."

Sie betrachtete mich noch einen Augenblick, dann steckte sie ihre Flasche zurück in die Tasche ihres Kleides, lächelte und ging wieder aus dem Zimmer. Als hätten sie sich zeitlich perfekt abgepasst, nutzte Sierra den Türspalt, um wieder zu mir hereinzuschlüpfen. Über ihren Arm türmte sich ein Berg von Sachen, der sie fast dahinter verbarg. Ich wollte aufspringen, um ihr zu helfen, doch sie zeigte nur auf meinen Teller und das Brot, weswegen ich mich zurück auf den Ohrensessel fallen ließ.

"Esst auf", sprach Sierra und breitete die Klamotten auf meinem Bett aus. "Und dann sucht euch etwas zum Anziehen aus. Ich helfe Euch beim Ankleiden. Die Könige warten schon auf Euch und wollen Euch nochmal empfangen."

Mir blieb beinahe der Bissen im Hals quer stecken. "Mich nochmal empfangen?", krächzte ich. Es war dümmlich, klar. Es war dümmlich davon auszugehen, dass ich die nächsten Wochen hier oben in Frieden in meinem Zimmer hausen konnte und nur noch von netten Menschen wie Karina und Sierra umgeben war.

"Ja", erwiderte sie. "Sir Gilian wird Euch dahin begleiten, wenn Ihr mit allem fertig seid - aber nun esst endlich."

Das Brot blieb köstlich, doch ich konnte den vierten Bissen nicht mehr ganz so genießen wie die Bissen zuvor.

Eine zerreißende Nervosität machte sich in mir breit und mir fiel ein, was Auris zu Junis im Wald, nachdem ich von ihnen gerettet wurde, gesagt hatte.

"Lasst uns sie einfach mitnehmen und mit Ovaris reden. Vielleicht weiß er, was wir nun mit ihr anfangen."

Das klang absolut... beruhigend. Am liebsten hätte ich mich gern wieder in dem Himmelbett versteckt, aber jetzt hatte ich mich wohl lange genug versteckt. Es wird wohl Zeit, weiteren Tatsachen ins Auge blicken zu müssen.

Fallen KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt