19 - Eine unvorhergesehene Einladung

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Ich schluckte das Ego herunter. "Ich habe mich lediglich mit den simpelsten Auswegen verteidigt."

Neugierig lehnte sie sich zu mir herüber. "Und diese wären?"

Ich  bemerkte, wie Junis auf der anderen Seite neben mir ebenfalls in der  Bewegung inne hielt und die Weintraube noch nicht vollständig von dem  dünnen Zweig der Raube abzog.

Mir kam ein weiterer Gedanke...

Oder hatten die Könige sich deshalb auf  Isolde gefreut, da sie wussten, dass sie mir so auf den Zahn fühlen  würde? Ein Stück besser als Ovaris es hatte machen können? Während sie  daneben saßen und auf überhebliche Art Weintrauben in sich  hineinschaufelten?

Was für ein Saftladen - was für ein schlauer Saftladen.

"Ich  habe Schnee mit dem Fuß hochgeschleudert", erwiderte ich fast schon  tonlos. "Das hatte mir Zeit verschafft, um mich nicht die ganze Zeit  körperlich zur Wehr zu setzen."

"Schnee hochgeschleudert?", hakte sie ungläubig nach. "Das ist... taktisch sehr klug."

Ich  wusste, ich sollte auch Gegenfragen stellen, umso mehr würde ich  ebenfalls über sie erfahren, doch mein Kopf war wie leer gefegt und  irgendwie machte mir etwas in meinem Inneren weis, dass ich besser  stillschweigend die Klappe halten sollte.

So war ich zwar ruhiger, hatte jedoch den besten Überblick über das, was ich ihnen an Informationen preis gab.

Und selbst diese bisherigen waren eigentlich schon zu viel.

Junis  rupfte die Weintraube nun endlich ab und ich wartete darauf, dass er sich eine weitere nahm, während ich auf meinen nächsten Bissen Ei herumkaute, da  lenkte Isolde meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

"Nun, ich  entschuldige mich mal an der Stelle. Meine Fragen waren ganz schön  taktlos mit dem Hinblick darauf, dass du deine gesamten Gefolgsleute und deinen  Bruder bei diesem Angriff verloren hast", räuspernd starrte sie  hinunter auf ihren Teller, auf dem nur noch ein halbes Brötchen lag.

Ich  habe noch niemanden verloren, schrie meine innere Stimme. Und dein  Beileid kannst du dir sonst wo hinstecken, darauf falle ich nicht  hinein.

Nach außen hin räusperte ich mich und verhielt mich so,  als würde mich ihre Enschuldigung erfreuen. "Es war nicht einer meiner  schönsten Momente", gab ich zu. "Dennoch muss ich jetzt damit  klarkommen."

"Irgendwie muss das jeder, nicht?" Sie linste zu mir  herüber und brachte mich zum Nachdenken, ob sie vielleicht auch schon  jemanden Nahestehenden verloren hatte. Allerdings war ich nicht so wie sie und hakte gleich nach. Und sie sprach zum Glück sofort weiter.  "Naja. Widmen wir uns den Dingen, auf die wir noch Einfluss haben und  nicht denen, die wir nicht mehr ändern können. Hat man dir schon eine  kleine Rundtour gegeben?"

"Ich würde eher behaupten, Fera hat sich  sich selbst eine Rundtour in unserem beschaulichen Heim gegeben",  mischte sich Junis zum ersten Mal in unserem Gespräch ein.

Ich funkelte ihn daraufhin finster an. "Es war ja nicht so, als wäre mir etwas anderes übrig geblieben."

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zog dann einen Mundwinkel hoch. "Wenn Ihr das so sagt."

"Also wirklich, Junis", schaltete sich Isolde von der Seite ein. "Das ist  nicht sonderlich höflich. Wenn sie Gast auf längerer Zeit bei euch ist,  so wie ich Ovaris richtig verstanden habe, muss man sie zumindestens mit  der Umgebung vertraut machen."

"Eher mit ein paar Regeln", hörte ich Junis raunen, es war jedoch so leise, dass nur ich es verstand.

Ich verkniff es mir, ihn ein weiteres Mal meine Aufmerksamkeit zu schenken. Mein böser Blick kam bei ihm eh nicht weit.

Fallen KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt