11 - Wieder zurück

247 46 4
                                    

Davon auszugehen, dass wir in einem gemütlichen Tempo wieder zurück in die Festung wandern, stellte sich als falsch heraus.

Als wir nach nur wenigen Minuten wieder aus dem Wald waren, zogen alle mächtig das Tempo an und ließen ihre Pferde ohne Rücksicht auf mich angaloppieren.

Ich wandte wirklich den letzten Rest meiner Kräfte auf, mich irgendwie auf den glatten Rücken meines Pferdes mit den Beinen festzuklammern und dabei zu beten, dass ich nicht herunterfallen und alles gut gehen würde.

Wir jagten durch die verschneite Landschaft wie die Schneeflocken, die der Wind um uns herum hochwirbelte. Nichtmal an der Brücke am Fluss hielten wir an oder wurden langsamer - nein, hier ging es genauso schnell weiter.

Die ganze Zeit flankierten diese zwei Wächter mich und wichen auch nicht von meiner Seite, als wir in den Innenhof der Festung ritten und das Hufgeklapper der vielen Pferde laut in den Gemäuern zu uns zurückgeworfen wurden.

Alle sprangen sie kurzerhand aus ihren Sätteln, weswegen ich es ihnen nachtat und mich auf zitternden Beinen gerade so noch hielt, um nicht mit dem Hintern auf das Pflaster aufzukommen.

"Sir Gilian", hörte ich Auris gebieterisch rufen und wenig später erschien der Wächter, den ich vorhin schon kennengelernt hatte, in meinem Sichtfeld. Er stellte sich vor Auris auf und hier konnte ich tatsächlich feststellen, dass dieser große stattliche Wächter kleiner als Auris war - wie auch immer das möglich ist.

"Bringt Sie in das Gemach im Ostturm. Das sollte für sie passen. Und gebt bitte den Dienerinnen Bescheid, dass wir Besuch haben. Sie wissen dann, was sie zutun haben", ordnete Auris an, ehe er und Junis einen letzten undeutbaren Blick auf mich warfen und dann die Pferde zu einem erhellten Gebäude, weiter von uns weg, führten.

Vermutlich befanden sich dort die Ställe.

Einer der Wächter nahm mir die Zügel meines Pferdes aus der Hand, um den beiden Königen zu folgen.

Ich hingegen stand da wie die Kuh vor dem Berg, als Sir Gilian nun zielsicher auf mich zuschritt.

Sollte ich froh sein, dass man mich zumindestens nicht im Kerker unterbrachte?

Er ließ einen flüchtigen Blick über mich schweifen, grinste, ohne sich zu äußern, in sich hinein, bevor er den Arm in Richtung der doppelflügigen Tür ausstreckte. "Dass wir uns so schnell wiedersehen, hätte ich nicht gedacht", kam es in einem gewitzten Tonfall über seine Lippen.

"Ich auch nicht", entgegnete ich trocken.

Seine Mundwinkel schossen etwas weiter in die Höhe und seine gespenstischen Augen wirkten mit einem Mal nicht mehr ganz so kalt. "Na dann... Bitte ich Euch, mir zu folgen."

Da mir nichts anderes übrig blieb, lief ich den gleichen, mit den roten Blumen bepflanzten Weg hinter ihm her wie vorhin mit Leronel, durchschritt den Haupteingang der Festung und fand mich in den zahllosen Gängen wieder. Zahllose, lange und schwummerig erhellte Gänge, in denen sich sichtbar niemand anderes aufhielt außer wir.

Es dauerte eine Ewigkeit, in der wir etliche Treppen erklommen und mehrmals abgebogen sind, bis wir endlich ankamen. Unter anderen Umständen hätte ich mir meinen Fluchtweg natürlich gemerkt - doch heute war ich zu müde. Zu erschöpft. Zu... sehr am Boden. Enttäuscht. Traurig. Wütend... Mir war im Moment alles egal - ich freute mich nur auf ein warmes Bett, etwas anderes zum Anziehen und vielleicht auf eine Kleinigkeit zu essen.

Sir Gilian stieß eine Holztür auf, die wunderschön und detailreich verschnörkelt war - aber auch für ein näheres Hinsehen hatte ich keinen Kopf. Ich trat hinter ihm in das Zimmer, wo mich unerwarteterweise Wärme empfing. Eine Frau mit wunderschönen geflochtenen Zöpfen schürrte bereits links von uns ein großes Feuer in einem Kamin und direkt gegenüber von diesem Kamin stand ein breites Himmelbett mit weinroten dunklen Vorhängen, die an den Pfosten zurückgezogen und mit einer Schleife zusammengebunden waren.

Fallen KingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt