„Kai, komm jetzt, verdammt nochmal. Wir kommen ansonsten zu spät!" Stöhnend erhob ich mich aus dem Bett. Es waren Sommerferien und während andere ausschlafen durften oder in den Urlaub fuhren, hieß, dass für mich immer trainieren, Turniere und Veranstaltungen. Ich hasste Ferien, das einzig Gute daran war, dass Celine in den Ferien kommen durfte. Obwohl seit ich von ihrer heimlichen Liebe zu Zala erfahren hatte, war unser Verhältnis ungewöhnlich distanziert. Ich hatte ihr nicht erzählt, dass ich von der geheimen Liebschaft wusste, aber sie ahnte, dass was los war und nicht stimmte. Es machte mich wahnsinnig und ich hatte die Tagebucheinträge studiert, jeden einzelnen hatte ich gelesen und mir war schlecht geworden, so sehr verabscheute ich den Gedanken an Zala und meine Schwester. Ich wusste da auch schon, wie lange das ganze ging, ein Jahr. Also als Celine 10 war und Ich und Zala 9. Noch heute frage ich mich, wie ich es nicht sehen konnte, es war so offensichtlich gewesen.
Celine war bereits da und es war der erste Samstag meiner Sommerferien, Turniertag. Seit dem Turnier gegen Zala war fast ein Jahr vergangen. In Windeseile machte ich mich fertig und schon stand ich in klassischer Turniermontur vor dem Spiegel meines Badezimmers. Schwarze Turnierjacke, weißes T-Shirt darunter. Meine blütenweiße Reithose und schwarze Reitstiefel durften natürlich auch nicht fehlten. Dazu noch mein schwarzer Turnierhelm und ich war fertig. So ging ich die Treppe herunter. Dort stand auch schon Celine, in derselben Montur, wie ich. Sie atmete erleichtert aus und sah mich kritisch an. „Na endlich, Mutter und Vater warten schon ungeduldig." Genervt verdrehte ich die Augen, aber sagte nichts weiter, sondern ging raus und in den Transporter.
„Das wurde aber auch Zeit. Kai, du reitest Donnerblitz, du Celine nimmst natürlich King. Amy reitet auf Flower und ich starte mit Blue Eye. Die Starts von mir und eurer Mutter sind jedoch erst am Abend gegen 18 Uhr. Celine du startest um 12 Uhr in einem L-Springen, du Kai bereits um 9 Uhr. Ihr kennt die Regeln: haltet euch von den Arathorions und der Dressur fern, Gebt so viele Interviews wie möglich, aber achtet darauf, was ihr sagt und wie. Ich habe keine Lust auf einen erneuten Skandal, weil einer von euch etwas Falsches sagt. Kai, bedenke das Livia da sein wird und wir sie abholen, du weißt was das heißt." Sagte mein Vater mit strenger, kalter Stimme. Stumm nickte ich und unterdrückte ein erneutes genervtes Stöhnen. Ich hatte keine Lust gehabt, weder auf Donnerblitz noch auf Livia. Donnerblitz war ein 8-jähriger Hannoveraner Hengst, der immer etwas schwer und eigen war, aber im Parcours war er lammfromm, aber er hatte starke Probleme mit meiner Handhaltung, da er es nicht gewöhnt war. Donnerblitz war nicht aus eigener Zucht, sondern von den Stallions, einer weiteren Pferdedynastie, neben uns versteht sich.
Auch Celine zog es vor zu schweigen. Was auch mir ganz Recht war, ich hatte keine Lust gehabt oder Nerven, um mir anhören zu müssen, wie toll Zala und ihre Familie doch war. Starr sah ich aus dem Fenster und dachte über das bevorstehende Turnier nach. „Sind die Wyatts, Marewells und Stallions auch dabei?" Es war natürlich Livia die Fragte. Die Wyatts war eine kleine Familie bestehend aus Benjamin Wyatt, einem erfolgreichen Immobilienmakler und seiner Frau Helena Wyatt, eine Amateur-Springreiterin, die jedoch gut vernetzt war und ihr Mann stammte aus einer großen Reiterfamilie. Zusammen hatten sie einen Sohn der Lasse Yuri Keke Wyatt hieß. Er ist drei Jahre jünger als ich, jedoch hatten wir in unserer Kindheit viel miteinander zu tun und waren so etwas wie Freunde, da unsere Eltern enge Geschäftspartner waren. Die Wyatts führten nämlich nebenbei noch eine kleine Reitanlage, die auch ab und an Pferde von uns aufnahm und sie trainierte, was ich aber glaube ich schon erwähnt hatte. Dann gab es da ja noch die Stallions und die Marewells, die zwei weiteren Pferdedynastien neben meiner Familie und den Arathorions.
Witzigerweise führten auch die Marewells und die Stallions eine Rivalität, jedoch nicht auf eine Disziplin beschränkt, wie bei meiner Familie und den Arathorions, sondern auf allen Ebenen, selbst in der Zucht und diese Feindschaft lief schon viel länger als die von uns, was daran liegen konnte, dass beide Dynastien in einem Dorf wohnten und fast jedes Dorfmitglied einer der zwei Familien angehörte. Auch waren die Familien älter als die Arathorions. „Ja, wir gehen davon aus", meinte meine Mutter, wie immer im diesem freundlichen Tonfall, der für mich aufgesetzt klang, aber ihr jeder abkaufte. „Das ist ja mega, dann lerne ich ja endlich mehr kennen." Ihre Freude verstand ich nicht. Ich hatte ihr von den Familien erzählt. Sie war seit dem Turnier, wo ich sie kennen gelernt hatte, jeden Tag bei uns gewesen. Nach der Schule, bis spät abends und hatte an den Wochenenden bei uns geschlafen und mit jedem Tag, der verging mochte ich sie weniger. Ich kann euch nicht sagen wieso, aber ich mochte sie einfach immer weniger, während sie mich immer mehr mögen zu schien. Ein Desaster wie ich fand und es graute mir davor ein Leben mit ihr verbringen zu müssen.
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Kai der Springreiter
Aventură"Kai der Springreiter" Aufgewachsen auf dem ehrwürdigen Zuchtgestüt der Lilienbergs, ist Kai von Kindheit an von einem Traum erfüllt - ein erfolgreicher Springreiter zu werden. Doch die Reiterwelt verbirgt dunkle Geheimnisse hinter den glänzenden Me...