27. Kapitel (2017)

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Weihnachten war langweilig gewesen und auch den Rest Tage bis Silvester war es langweilig. Es war immer gleich gewesen: aufstehen, Stallarbeit, Frühstück, Training, Ausritt zur Hütte. Es war der 30.12.2016, ein Tag vor Silvester und ich lag gelangweilt im Bett und starrte an die Decke. In den Tagen zuvor hatte ich die Zeichnung von Dessi und Summer beendet, die ich bei meiner Ankunft bei den Arathorions angefangen hatte. Ich seufzte laut und Zala neben mir stöhnte genervt.

„Meine Güte, was hast du denn? Es nervt so langsam echt."

„Entschuldige bitte, ich langweile mich einfach nur und meine Eltern kommen morgen, das macht mich nervös."


Zala stand auf und sah mich vielsagend an und ich wusste, was sie vorhatte. Sofort war ich aufgesprungen und gemeinsam gingen wir die Treppe runter ins Wohnzimmer. Dort stand eine dunkel hölzerne Kommode. Zala nahm sich den Schlüssel und öffnete den Schrank. Zum Vorschein kam Alkohol. Kurz sahen wir uns an, bis wir die unterschiedlichsten Flaschen plünderten und mit ins Zimmer nahmen. Dort wieder angekommen öffneten wir die Flaschen und betrunkene uns ordentlich, wie auch die Tage zu vor aus Langeweile. Doch es eskalierte, sogar sehr schnell. Benebelt vom Rausch nahm ich kaum wahr, wie wir immer uns küssten und gemeinsam im Bett landeten. Immer wilder wurde der Kuss und desto mehr Zeit verstrich, umso mehr Kleidung verloren wir. Wir waren kurz davor es zu tun. Wir hatten bereits nichts mehr an und wir küssten uns immer wieder stürmisch und voller Leidenschaft. Unser ganzer Hals und vielleicht sogar der Rest unseres Körpers waren voller lilablauer Flecken. Es war ein schöner, wenn auch sehr benebelter Moment. Immer wieder stöhnten wir leise, hauchten den Namen des jeweils anderen und auch schon das Verhütungsmittel war im Einsatz. Wir waren bereit, doch genau in diesem Moment positionieren wollte, klingelte mein Handy. Ich fluchte und ohne auf das Display schauen musste, wusste ich wer es war. Plötzlich fühlte ich mich wieder stocknüchtern und ging von Zala runter. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen, so unangenehm war es mir. Mein Handy hatte deswegen die ganze Zeit weiter geklingelt. Ich fuhr mir einmal durchs Haar, bevor ich ran ging.


Es war natürlich Livia und das ausgerechnet über Video. Schnell hatte ich Zala ein Zeichen gegeben zu verschwinden. Sie verstand und so lag ich allein im Bett. „Hey, Schatz." Mein Herz raste und ich war so nervös, wie noch nie zuvor. Ich bekam gar nicht mit was sie sagte. Was aber auch daran liegen konnte, dass ich Zala die ganze Zeit beobachtet hatte, wie sie weiterhin auf dem Boden saß und trank. Nebenbei auch noch stumm Livia nach äffte und übertriebenen Gesten machte. Es war urkomisch und ich konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen. Einmal lachte ich dann doch schallend los, woraufhin mich Livia anschrie und wütend auflegte. Stören tat es mich nicht, eher im Gegenteil. Als der Anruf beendet war fielen Zala und ich wieder übereinander her und machten da weiter, wo wir aufgehört hatten. Ich erspare euch du's Details, aber es war fantastisch und auch wenn ich mich an wenig davon erinnere, war es der beste Sex, denn ich jemals hatte. Gut, ich hatte aber auch nur sehr selten mit Livia weichen, eigentlich gar keinen. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht mehr, wo das Kondom herkam. Wahrscheinlich aus der zweiten Schublade ganz hinten vom Nachttisch.


Verschlafen am nächsten Morgen kamen wir zum Frühstück. Ich hatte das Gefühl, dass jeder uns wissend ansah und als würden sie wissen, was wir gemacht hatten. Das konnte aber auch nur Einbildung sein, versuchte ich mich zu beruhigen. Wir hatten die Flecken so gut es ging mit Schminke überdeckt, darin war ich ja wegen meinen Eltern ein Vollprofi und so sah man gar nichts mehr davon. Nicht einmal erahnen konnte man es. Zugegeben ich war schon stolz auf mich. Verraten konnten wir uns damit also nicht. „Bereit für das Turnier?" Ich nickte und freute mich sogar etwas darauf. Bis ich meine Eltern in der Tür stehen sah. Ich verschluckte mich fast an meinem Brot. Sie sahen genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Mein Vater im dunkelblauen Anzug, weißes Hemd und schwarzer Anzughose. Meine Mutter hingegen mit Gold- und Diamantschmuck, sowie ein elegantes silbernes Kleid, das perfekt zu ihrem Make-Up und Schmuck passte. Ihre Haare waren schulterlang und grausilber gefärbt. Mein Vater trug einen Dreitagebart und seine weißen Haare waren kaum zusehen, durch die Glatze, die er bekommen hatte mit der Zeit.


Kai der SpringreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt