Über mir splitterte Holz und ich hörte jemanden schreien. Ein dumpfer Knall an der Kellertür. Ängstlich kauerte ich mich in die hinterste Ecke, schön weit weg von der Tür, so dass mich niemand sehen konnte, der die Treppe zum Keller runter kam. Eine Träne lief über mein schneeweißes Gesicht und ich versuchte so leise wie möglich zu sein. "Sei leise" hatte Naoko gesagt. "Halt die Klappe und wage es dich hoch zu kommen!" hatte Vater gesagt. Das hatte ich auch getan, bis jetzt. Ich musste mich zusammenreißen nicht gleich laut los zu weinen. Plötzlich war alles ruhig. Kein Laut drang von oben herunter. Da die Tür so oder so abgeschlossen war, zwengte ich meinen kleinen Körper durch das Kellerfenster raus. Schon vor der Tür stoppte ich mit weit aufgerissenen Augen. Vor der Tür lag ein junger Mann. Er war tot, glaube ich. Angewidert bahnte ich mir meinen Weg um ihn herum. Kaum war ich im Haus, lief ich in den größten Raum am Ende des Flures. "Mama? Papa?" Vorsichtig schob ich die Papiertür auf und trat in den Raum, um gleich darauf wie angewurzelt stehen zu bleiben. Am Anfang konnte ich noch nichts erkennen, doch dann gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich...ich traute meinen Augen nicht. Also, ich muss schon sagen, ich war als kleines Mädchen schon sehr mutig (und ich hatte einen sehr belastbaren Magen!). Den meisten Erwachsenen wäre bei dem Anblick, der sich mir nun bat, das Abendessen und das Mittagessen wieder hoch gekommen. "M...Mama?...P...Papa?...O...Oneechan?", meine Stimme war so hoch, wie das Piepsen einer Maus, als ich nach meinen Eltern und nach meiner Schwester rief. Am mir gegenüberliegenden Ende des Raumes lag ein lebloser Körper, einer von Vaters Freunden, der heute Abend zu Besuch war. Plötzlich stolperte ich über etwas und fiel der Länge nach hin. Mit der rechten Hand stützte ich mich ab, mit der Linken aber fasste ich in etwas nasses. Erschrocken riss ich meine Hand zurück und verlor wieder das Gleichgewicht. Mit dem Rücken voran fiel ich auf etwas weiches, rutschte seitlich davon runter und kam mit dem Kopf auf dem harten Holzboden auf. Langsam öffnete ich meine Augen, die ich während meinem zweiten Sturz zu gekniffen hatte, und blickte direkt in die weit aufgerissenen Augen meiner Mutter. Kreischend sprang ich auf und taumelte nach hinten und stürzte wieder über etwas, diesmal meine Schwester. Mit vor Angst aufgerissenen Augen blieb ich auf dem Rücken liegen in sah in die Augen meines Vaters, der an der Decke hing, von einem Strick. An seinen Händen klebte Blut und die leere Scheide seines Schwertes lag zu seinen Füßen, die Klinge seines Katanas durchbohrte die Brust seines Freundes Kuro. Auf einmal hörte ich Schritte. Sie schienen vom Flur her zu kommen. Ich wollte gerade wieder los schreien, als ich sie hörte. Eilig presste ich mir die kleinen Hände vor den Mund, stand vorsichtig auf und ging rückwärts von der Tür weg. Gerade, als die Schritte an der Tür vorbei waren, griff jemand oder etwas , ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, nach meinem Fuß und ich kreischte los. Ich kreischte, schrie und weinte gleichzeitig. Ich hatte unbeschreibliche Angst. Kann man ja verstehen, wenn man als 3-jähriges Mädchen in dem Raum steht, in dem die Familie massakriert wurde und einer im Haus war, den man nicht kannte. Und wenn dann auch noch etwas (oder jemand) deinen Fuß festhält, dann ist das Fass voll und man schreit einfach nur! Die Schritte kamen in einem wahnsinns Tempo in meine Richtung. Mich interessierte das aber nicht mehr. Ich wollte einfach nur hier raus! Plötzlich kam ein junger Mann durch die Tür gesprintet und sah sich mit entgeistertem Blick im Zimmer um. Dann kam er auf mich zu. Ich schniefte und sah ängstlich den Mann an. Dieser beugte sich zu mir runter und löste meinen Fuß aus dem Griff eines Jungen. Mein Bruder. Dann strich er mir die schwarzen Haar aus dem vor Tränen nassen Gesicht und nahm mich auf den Arm. "Alles wird gut.", flüsterte er mir ins Ohr. Ich spürte, dass von ihm keine Gefahr ausging und lies mich von ihm weg tragen.
Oneechan = Große Schwester
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Der Mond unter den Blättern -very, very slow updates-
FanficÜber mir splitterte Holz und ich hörte jemanden schreien. Ein dumpfer Knall an der Kellertür. Ängstlich kauerte ich mich in die hinterste Ecke, schön weit weg von der Tür, so dass mich niemand sehen konnte, der die Treppe zum Keller runter kam. Eine...