Kapitel 9 - Wer bin ich?

28 2 0
                                    




Ich wache mit einem pochenden Kopf auf und muss mich erstmal sammeln. Um mich herum ist alles zu hell, zu weiß, zu laut. Die Wände sehen aus wie die in einem Krankenhaus und meine Umgebung riecht auch genau so. Wie bin ich hier her gekommen? Was mache ich hier? Und was ist passiert. Ich versuche mich an irgendetwas zu erinnern, aber in meinem Kopf herrscht ein schwarzes Loch. <<Ah, Miss Parker, sie sind wach>>, sagt eine ältere Stimme und vor mir steht ein Mann mit grauen Haaren. Er trägt einen Arztkittel und ein Lächeln auf dem Gesicht. <<Entschuldigen Sie Sir, aber können Sie mir bitte verraten wie ich hier hergekommen bin?>>, frage ich verängstigt. <<Alles mit der Ruhe Miss Parker, ich bin Dr. Baker und bin ihr Arzt. Sie waren in einem schweren Autounfall verwickelt und haben deswegen viele ihrer Erinnerungen verloren. Was ist das letzte an das sie sich erinnern können? Können Sie mir ihren Namen verraten?>>. Und auch wenn mir mein Name auf der Zunge liegt, bekomme ich kein Wort raus. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.
Wer bin ich ?

<<Sie sind Noah Parker, 30 Jahre alt und ledig>>, gibt der Arzt von sich. Ich denke nach, doch der Name oder alles andere sagt mir immer noch nichts. <<Es ist ganz normal, dass Sie sich an nichts erinnern können, Sie müssen sich nach dem Unfall erst wieder selbst kennenlernen>>. Es ist wie ein Schock, als der Arzt mir erzählte in welchen Autounfall ich verwickelt war. Irgendetwas klingelt in meinem Kopf: Autounfall, Feuer, Gedächtnisverlust.
Aber ich kann es nicht zuordnen.

Zwei Wochen später besuchen mich zwei Fremde, April und Jessi, die behaupten meine Freunde zu sein, aber auch an sie kann ich mich nicht erinnern. Nach weiteren 3 Wochen werde ich entlassen und fahre mit den beiden in unsere WG. Sie ist klein aber fein und mein Zimmer ist piekfein eingerichtet. Alles ist in grau und Weißtönen gehalten. An der Wand kleben Buchseiten, die anscheinend von einem meiner Lieblingsbücher sein sollen - The ballad of never after.

Eine weitere Zeitperiode ist vergangen und ich habe mich mittlerweile mit meinen Mitbewohnern angefreundet und trotzdem fühlt sich dieses Leben so falsch an. Irgendetwas in mir gibt mir ein Warnsignal, aber ich denke das kommt einfach nur von Unfall. In meinen alten Job wurde ich wieder eingearbeitet und arbeite nun als Geschäftsführerin in einer großen Firma. Als ich heute am Spiegel vorbei gehe, strahlen meine kurzen blonden Haare im Licht und ich versuche immer noch mich an mein altes Leben zu erinnern, aber Fehlanzeige. Einen Freund soll es auch nicht in meinem Leben geben und deshalb meinen meine Freundinnen, es wäre Zeit mal wieder so richtig feiern zu gehen. Es war nun ein halbes Jahr her, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin und es war Zeit mich nun selber besser kennen zu lernen.

Ich ziehe ein kurzes, schwarzes Glitzerkleid an und bestaune mich nochmal im Spiegel. Zeit nochmal von vorn anzufangen, auch wenn sich mein Herz etwas zusammen zieht und ich nicht weiß wieso.

Auf der Tanzfläche befinden sich viele Menschen, die gerade zu einem Song von the Weeknd tanzen. Doch bevor ich mich selbst dorthin bewege, gehe ich zur Bar um uns drei einen Cocktail zu holen. Der Barkeeper reicht mir unsere Getränke mit einem Zwinkern und wir machen es uns auf den Barhockern gemütlich. Das Getränk schmeckt frisch und süßlich, weswegen ich es in großen Zügen austrinke, bevor mich April auf die Tanzfläche zieht. Zusammen tanzen wir zu den verschiedensten Songs, lachen und genießen den Moment und nach 6 Monaten verspüre ich endlich das Gefühl von Glück, ohne an die Frage zu denken wer ich vor meinem Unfall war.

Lucas POV:

6 Monate ist es nun her, dass ich sie gehen gelassen habe. Zusammen mit einigen Ärzten, haben wir ihr Mittel verabreicht, die ihre Erinnerungen löschen und auch ihr neues Zuhause war bereits organisiert. Ich bezahlte zwei meiner besten Leute, die für mein Unternehmen arbeiten, damit Lilith, ich meine natürlich Noah, einen guten Start in ihr neues Leben hatte. Ich hatte nie vorgehabt Lil zu töten, aber ich musste meinen Plan vorbereiten und wenn sie denkt ich hätte versucht sie zu töten, dann würde sie sich bestimmt nie mehr an mich erinnern. Die Medikamente, die wir ihr gegeben hatten, sollten es aber sowieso verhindern. Auch wenn es schmerzhaft ist, sie nach all dem was zwischen uns passiert ist wieder so glücklich und unbeschwert zu sehen - ohne mich, ist es doch genau das was ich immer wollte. Lilith ein gutes Leben ohne den Mann zu verschaffen, der ihr Leben in Gefahr gebracht hatte. Jetzt gerade ist sie mit den Mädels feiern und lernt bestimmt schon bald einen neuen Mann kennen. Luca und Lilith sind Geschichte und genau das wollte ich ja auch. Trotzdem kann ich nichts dagegen tun. Wenn ich mir vorstelle, dass ein anderer Mann sie auch nur anfasst wird mir schlecht. Ich verfolge zwar ihre Schritte, sie kennt meine jedoch nicht. Sie kennt mich nicht und sie wird mich nie mehr kennen.
Hätte unsere Geschichte wirklich so enden müssen oder hätten wir sie irgendwie retten können?

Naja ist ja auch egal. Noah lebt und das ist die Hauptsache, auch wenn meine Ehefrau Lilith dafür sterben musste. Ich hoffe in dieser Nacht irgendwann über sie hinweg zu kommen, aber es ist aussichtslos. Ich hätte sie nie verlassen dürfen, denn damit ist auch ein Stück meiner Seele gestorben auch wenn ich es niemals wirklich zugeben werde.

The truth will always find youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt