The truth will always find you

Kapitel 10 - Die Lilie

Neuer Tag neues Glück sage ich zu mir selbst, als ich mit einem Kater aufwache. Gestern hatte ich wirklich etwas übertrieben aber heute hatte ich zum Glück frei. Ich ging in die Dusche um einen klaren Kopf zu bekommen und vergaß dabei fast, dass ich in einer Stunde das Geburtstagsgeschenk für April abholen muss. Sie wird morgen 29 und ich hatte etwas schönes zusammen mit Jessi für unsere Freundin geplant. Wir würden zusammen frühstücken, dann zum Lasertag gehen und den Abend in Club ausklingen lassen. Für das von uns zusammengestellte Frühstück fehlen noch Blumen und kleine Dekoartikel, welche ich mir für heute um 12 Uhr reserviert hatte. Ich zog mich um und nahm meine Autoschlüssel. Die anderen beiden schliefen noch und deshalb versuchte ich ganz leise zu sein.

Auf dem Weg zum Blumenladen höre ich gerade den neuen Song von Olivia Rodrigo <<Can't catch me now>> und bewegte meine Lippen mit zu den Wörtern. Dieses Lied ist mir genauso wie der Film ans Herz gewachsen, weshalb ich ihn in Dauerschleife hört. Am Blumenladen angekommen schaue ich nochmal auf die Uhr und bin sogar erleichtert, denn ich bin sogar 5 Minuten zu früh. Ich betrat den Laden und mir steigen sofort verschiedene Düfte der Blumen in die Nase. Es gab viele Rosen, Tulpen und Lilien. Lilien? Plötzlich verschwamm meine Sicht und mir kam eine Erinnerung hoch. Vor mir stand ein Mann, der genau diese Lilien in der Hand hielt. <<Du und ich, wir sind unendlich>> sagte der Mann mit verschwommenen Gesicht und ich kam ins Wanken. Wer war dieser Typ und warum konnte ich mich an ihn erinnern?

<<Alles gut bei ihnen Miss? >> fragte mich eine ältere Dame, die anscheinend zum Personal des Blumenladens gehörte. <<Ja, ich denke schon, danke der Nachfrage. Ich habe einen Blumenstrauß auf den Namen Lil- , äh ich meine Noah Parker zum Abholen reserviert>>, war ich verrückt geworden, warum bringen mich diese Lilien so sehr aus dem Konzept und welchen Namen wollte ich da gerade sagen? Lilie oder was, verdammt ich sollte die Medikamente von Arzt endlich absetzten, bestimmt rufen diese irgendwelche Ereignisse in mir hervor, die so garnicht passiert sind. April und Jessi meinten doch, dass ich keinen Mann in meinem Leben hatte und ich vertrauten den beiden, mehr als ich mir gerade vertraute.

Ich nahm den wunderschönen Blumenstrauß für April mit und kaufte auf dem Rückweg noch schnell ein paar ästhetische Dekoartikel. Zuhause angekommen, waren die beiden Mädels immer noch im Bett und ich versteckte die Überraschung für April in meinem Zimmer. Zeit die beiden Mädels aufzuwecken.

Der restliche Tag ging schnell vorbei, die beiden haben mein Essen förmlich verschlungen und ich war wieder müde in mein Bett gefallen. Diese Sache im Blumenladen beschäftigte mich trotzdem, verdammt, was war nur in mich gefahren. Ich versuchte mich nochmal an den Fremden zu erinnern, sein Bild blieb aber trotzdem verschwommen. Ich spiele kurz mit dem Gedanken meine Freunde nach dem Mann und den Blumen zu fragen, wollte den beiden aber nicht noch mehr Sorgen machen. Die beiden wissen, dass ich teilweise nächtelang wach bleibe und versuche mich an Flashbacks zu erinnern. Wenn sie von dem Vorfall wüssten, werden sie mich sicherlich zu meinem Arzt schleppen, da sie denken er könnte mir helfen, aber dem ist nicht so. Keiner versteht wie es ist mit 30 nochmal neu ins Leben geworfen zu werden, ohne sich an irgendetwas erinnern zu können. Jeder hat eine Vergangenheit, egal ob diese schöne oder schreckliche Momente beinhaltete aber sie können sich daran erinnern, ich nicht. Jeder hat Familie, die er um Rat bitten kann, meine Familie sind meine Freunde und meine Bücher. Hatte ich sonst wirklich niemanden oder hatte ich es nur meinen Freunden verschwiegen? Ich kann doch nicht alleine auf dieser Welt gelebt haben, ohne noch jemand anderen kennengelernt zu haben oder etwa doch? Ich drehte mich auf die andere Seite und schaute auf die Uhr, verdammt schon kurz vor Mitternacht, für Aprils Geburtstag muss ich ausgeschlafen sein. Ich drehte mich noch eine Weile hin und her, bevor meine Gedanken verschwanden und ich einschlief.