Kapitel 1 - Das Danach

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5 Jahre später und doch bin ich immer noch nicht über den Verlust von Luca hinweg. Warum musste mir das einzige zusammenhaltende Glied in meinem Leben entrissen werde? Meine Mutter hatte sich nach dem Tod meines Vater komplett zurückgezogen und ist später selbst wegen zu hohem Alkoholkonsum gestorben. Jetzt hatte ich niemanden mehr, außer meine beste Freundin May. Sie stand mir in der Zeit bei, als es niemand anderes tat. Über die Jahre habe ich mich zurück gezogen, gehe kaum noch raus, außer ich besuche meine Therapeutin, und zu den meisten Freunden hatte ich den Kontakt verloren. Obwohl ich die Außenwelt mied um allein zuhause zu sein, fühlte ich mich dort auch nicht wohl. Jedes Bild, jedes Kleidungsstück, das ganze Haus erinnert mich an Luca und es mag vielleicht drastisch klingen, aber mit Luca ist ebenfalls ein Teil meines Herzen gestorben. Verkaufen kann ich das Haus aber leider auch nicht, das hätte Luca nicht gewollt. Wir haben es durch Zufall entdeckt und gehofft, irgendwann mal mit unseren Kinder dort zu leben, ganz ohne Sorgen und Probleme...

Wenn ich in dem Haus bin, versuche ich mich mit Arbeit abzulenken, was eigentlich ganz gut klappt. Über die Jahre bin ich ein introvertierter Workaholic geworden, der mit seinen Dämonen kämpfen muss. Es ist schwer und leider gibt es keine Sicht auf Besserung. Als ich Luca das erste Mal in der High-School getroffen haben, fand ich ihn eingebildet und hochnäsig, bis wir zusammen an einem Projekt arbeiten mussten. Die zwei Monate Arbeit brachten uns zusammen und zeigten mir die andere Seite von meinem Ehemann, dem zuvorkommenden und herzlichen jungen Mann, der keiner Fliege etwas zur Leide tun könnte. Bei unserer Hochzeit hat er mir dann endlich verraten, dass er schon immer in mich verliebt war, seit er mich das erste Mal gesehen hatte und ich konnte kaum aufhören zu strahlen. Dieser Mann war mein Seelenverwandter gewesen, weshalb ich dachte uns könnte nichts trennen.

Nachdem mir die Polizei an dem besagten Dezembertag den Tod von Luca mitgeteilt hatte, kann ich mich an die nachfolgenden Momente nicht mehr erinnern. Nachdem ich im Krankenhaus aufgewacht bin, wollte ich Luca einfach noch ein letztes Mal sehen, aber ich wurde abgehalten. Sie meinten, dass kaum noch etwas von ihm übrig geblieben ist, da ein Brand wegen des Unfalls, alle Überreste unkenntlich gemacht hatte. Ich überzeugte mich einfach selbst, dass es die richtige Entscheidung war, mir die Überreste nicht anzusehen, denn ich wollte meinen Ehemann so in Erinnerung behalten, wie ich ihn kannte . Seine Beerdigung war das schlimmste, danach begann ich mir meine Schutzmauer aufzubauen, die keiner mehr durchdringen konnte. Du & Ich, Wir sind unendlich, hatte er mir jeden morgen ins Ohr geflüstert, weswegen ich manchmal noch hoffe, ihn in einer stillen Minuten zu hören.

Mein Handy vibriert neben mir, als ich gerade dabei war, mir etwas zu essen zu machen. Das Foto meiner besten Freundin war zu sehen, aber ich ging nicht ran. Wenn ich jetzt mit ihr telefonieren würde, müsste ich anfangen zu weinen, denn sie kannte mich einfach zu gut. Auch wenn ich über die Jahre versucht hatte, mich von jedem abzuschatten, hatte sie das nicht zugelassen und dafür bin ich ihr dankbar, sonst wäre ich jetzt ganz allein. Als sie das 5. Mal anrief, springe ich endlich über meinen Schatten und nehme das Gespräch an. <<Freundin der Sonne, öffne jetzt bitte die Tür und komm mit mir auf den Weihnachtsmarkt, ich versuche lang genug dich zu erreichen und kann mir vorstellen an was du wieder alles denkst. Deswegen lenken wir uns jetzt ab>>. schreit May ins Telefon. <<May, ich kann heute wirklich nicht mehr rausgehen und vor allem nicht auf den Weihnachtsmarkt, die ganzen verliebten Pärchen machen mich kaputt>> gebe ich leise von mir. <<Keine Widerrede Lil, sonst muss ich leider zum Einbrecher werden, der dich entführt. Ich stehe gerade hier vor deiner Haustür und friere mir den Arsch ab, bitte mach auf und wir können uns gemeinsam vorbereiten. Ich stehe dir auch zu Seite, dafür sind Freunde da. >>. Wie habe ich dich nur verdient May, denke ich mir als ich die Tür öffne, und May mit einem Weihnachtspulli und einem Haarreif mit zwei Weihnachtsmännern vor mir steht. Ihr warmes Lächeln bringt mich ebenfalls zum schmunzeln und bin froh, dass es doch noch eine Person gibt, die mich etwas fühlen lässt.

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