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Nuria

»Nuria«, Alice rannte besorgt auf mich zu, »geht es dir schon besser?«

Etwas erstaunt sah ich sie an. »Du bist nicht sauer auf mich?«

»Nein, warum sollte ich?« fragte sie verwirrt.

»Ich hatte auf deiner lange geplanten Party einen kompletten Ausbruch. Warum solltest du nicht sauer sein?«

»Weil wir diese Ausbrüche doch alle schon hatten. Keiner hat's bemerkt, also abgesehen von den Werwölfen. Niemandem ist was passiert und dir scheint es auch wieder gut zu gehen.«

»Warte, was? Die Werwölfe haben meinen Ausbruch mitgekriegt?«

»Ja«, antwortete Alice, »so ziemlich alle von ihnen. Komischerweise dachten sie zu Beginn, dass du auf Paul losgehen würdest.«

»Warum sollte ich auf diesen Paul losgehen wollen? Ich kenne ihn doch gar nicht.«

Alice wechselte einen kurzen, aber vielsagenden Blick mit Edward, welcher neben mir stand. Leider verstand ich nicht, was sie mit diesem Blick sagen wollten.

»Oh«, antwortete Alice, »vergiss es einfach, keine Ahnung, warum du auf Paul losgehen solltest.«

Bevor ich sie fragen konnte, warum sie so komisch reagierte, kam Emmett grinsend in den Raum.

»Du bist unglaublich, Kleine.«

Ich streckte ihm daraufhin nur die Zunge raus.

»Einen Haken gibt es aber an deinem Ausbruch von gestern«, fuhr Emmett fort, »dadurch, dass du nach ungefähr fünf Minuten weg warst, hatten die Werwölfe keine Chance, dich kennenzulernen. Deswegen sollen wir sie heute besuchen kommen. Sie wollen unbedingt, dass du dich ihnen vorstellst.«

»Du machst Witze, oder?«

»Leider nicht«, antwortete Emmett.

Stöhnend vergrub ich meinen Kopf in den Händen. Ein Werwolf hatte mir gestern schon gereicht, meine Lust, noch mehr von ihnen zu treffen, hielt sich also in Grenzen.

Bevor ich noch weiter mit meinen Geschwistern über das Treffen reden konnte, betrat Edwards Freundin, Bella, den Raum.

Ich musste ein Augenrollen verkneifen. Nichts gegen Edward, aber warum musste es ausgerechnet Bella sein? Und warum musste ausgerechnet Bella so ein unglaublich gut riechendes Blut haben?

»Luft anhalten, Nuria«, dachte ich mir, »das von gestern passiert dir jetzt nicht nochmal.«

Edward, welcher meine Gedanken natürlich aufmerksam las, beobachtete jede Regung meinerseits. Offensichtlich wusste er, dass ich nicht damit klar kam, dass er mit einem Menschen zusammen war. Leider wusste er auch, dass dies nur daran lag, dass ich neidisch auf Bella war. Sie war ein Mensch. Sie konnte ihren Abschluss machen, feiern gehen, Alkohol trinken, schlafen und all die anderen Vorzüge, die man als Mensch hatte.

Ich konnte nichts mehr davon. Außerdem verabscheute ich Bella dafür, dass sie bei Edward ständig darum bettelte, auch in einen Vampir verwandelt zu werden.

Sie konnte sich gar nicht darüber bewusst sein, was sie sich da wünschte. Und was sie dadurch alles verpassen würde. Sie würde ein vorbestimmtes Leben leben müssen. Sie würde niemals Kinder kriegen können.

Edward, der meine Gedanken weiterhin verfolgt hatte, schaute schnell weg, als ich zu ihm aufsah. Ich wusste, dass ihn meine Gedanken verletzten. Aber er wusste, dass meine Gedanken die Wahrheit waren.

»Hey Nuria«, riss Bella mich aus meinen Gedanken, als sie mich schüchtern begrüßte.

Immerhin merkte sie, was für eine Meinung ich von ihr hatte. Außerdem hatte sie Angst vor mir, weil ich ja noch so »unkontrolliert« war.

»Bella«, begrüßte ich sie mit einem knappen Nicken zurück, bevor ich auf den Hacken kehrt machte, um den Raum zu verlassen.

Sobald Bella mich für außer Hörweite hielt, wandte sie sich an Edward.

»Nuria hasst mich wirklich, oder?«

Tja, Bella unterschätzte das Gehör eines Vampirs. Vampire konnten gefühlte Kilometer weit hören, wenn wir uns drauf konzentrierten.

»Sie hasst dich nicht«, antwortete Edward beruhigend, »sie wird nur ihre Zeit brauchen, um dich zu akzeptieren.«

Ich wollte mich nicht weiter mit Bella und den anderen beschäftigen, also ging ich in mein Zimmer, wo Alice bereits auf mich wartete.

»Wann bist du hierher gekommen?« fragte ich erstaunt.

Klar, als Vampir war ich unfassbar schnell, aber warum hatte ich sie nicht bemerkt?

»Du warst wohl ziemlich unaufmerksam«, sagte sie lächelnd.

Zustimmend nickte ich. Offenbar war ich zu sehr auf das Gespräch von Edward und Bella konzentriert gewesen.

»Was machst du hier?« stellte ich schon meine nächste Frage an Alice.

Sie beantwortete diese Frage gar nicht erst, sondern stand auf und machte sich an meinem Kleiderschrank zu schaffen.

»Oh nein, Alice, auf gar keinen Fall. Ich kann selber entscheiden, was ich anziehe.«

Aber Alice beachtete meine Aussage gar nicht weiter und legte mir eine Jeans und ein enges, bauchfreies Langarmshirt aufs Bett.

»Die Wölfe freuen sich bestimmt, wenn du dich hübsch machst«, sagte Alice mit einem verschwörerischen Grinsen.

Was hatte sie nur ständig mit ihren Wölfen?

Maybe in another life ║ Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt