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Paul

Deprimiert starrte ich an die Decke von Sams Wohnzimmer.

Als Nuria vor einer Woche hier war, versprach sie, innerhalb von zwei Tagen wiederzukommen. Wieder zu mir zurückzukommen. Aber sie hatte ihr Wort nicht gehalten.

Sieben verdammte Tage waren vergangen, seitdem ich sie das letzte Mal sah.

Mein gesundheitlicher Zustand begann sich von Tag zu Tag wieder zu verschlechtern, weswegen Sam mir die Verwandlung mittlerweile verboten hatte.

Sam hatte schon einige Male versucht, Dr. Cullen zu erreichen. Vergeblich.

Die ganze Familie war wie vom Erdboden verschluckt. Nun ja, alle abgesehen von Bella Swan, die mindestens genauso deprimiert wie ich auf dem anderen Sofa von Sam lag.

Sie waren verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Laut Jacobs Gedanken, die ich bis vor Kurzem, zumindest noch, per Wolfstelepathie mithörte, war es nicht das erste Mal, dass die Cullens verschwanden.

Beim letzten Mal hatte sich Edward zumindest noch von Bella verabschiedet, was sie trotzdem in eine schwere Depression gestürzt hatte. Ich wollte gar nicht wissen, wie ihr kleines menschliches Herz es diesmal ertragen konnte, dass er wieder weg war.

Dank der Prägung riss es mir das Herz aus der Brust, dass auch Nuria weg war. Psychisch jedenfalls. Physisch war ich kurz vorm Abkratzen, um es mal nett auszudrücken. Laut Sams Rechnung hatte ich noch maximal drei Tage, bis ich verhungern würde, denn dank Nurias Entzug konnte ich keine Nahrung mehr zu mir nehmen. Sogar Wasser zu trinken fiel mir zunehmend schwerer.

Zu Beginn machte mir das Sterben panische Angst. Mittlerweile glaubte ich, dass es eine Art Erlösung sein würde. Ohne mich falsch ausdrücken zu wollen, denn ich wollte ganz gewiss nicht sterben. Auch die physischen Qualen würde ich aushalten können, mal abgesehen davon, dass sie mich sowieso umbringen würden.

Am schlimmsten war für mich die bittersüße Qual des Vermissens. Nuria nicht in meiner Nähe zu wissen, war die schlimmste Folter, die es gab. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an sie. An ihre Stimme und ihren Geruch, die sich schon längst in meinem Gedächtnis eingebrannt hatten. Der Vampirgeruch war bei ihr weniger schlimm als bei den anderen ihrer Art.

Die Stimmen meiner Rudelmitglieder rissen mich aus meinen Gedanken.

»Denkst du, Paul geht es schon besser?« flüsterte Embry zu Jared.

Das passierte in letzter Zeit häufiger: Sie versuchten, sich heimlich über meinen Gesundheitszustand zu unterhalten. Das heimlich gelang ihnen dabei mehr schlecht als recht.

Um die Antwort von Jared nicht mithören zu müssen, steckte ich mir meine Kopfhörer, die per Bluetooth mit meinem Handy verbunden waren, in die Ohren.

Allein diese kleine Bewegung kostete mich eine Menge an Anstrengung und ließ nahezu jeden Muskel meines Oberkörpers brennen.

Verfluchte Prägung.

Als die Klänge des Liedes »Where's My Love« meine Ohren erfüllten, schloss ich meine Augen. Genau die Frage stellte ich mir auch.

Wo war sie nur?


⸻⸻

Hey ihr Lieben, 

mit 450 Wörtern ist dieses Kapitel leider viel zu kurz, aber ich wollte euch ein kurzes Lebensupdate geben. 

Leider kam es, wie es kommen musste, mein Uropa verstarb am 15.03. und meine Uroma am 24.03. diesen Jahres. Ich konnte mit diesem Verlust nur sehr schwer umgehen, weswegen ich mir eine längere Schreibpause genommen habe. 

Aber hier bin ich wieder, um euch mit diesem Übergangskapitel zu sagen, dass es von nun  an wieder weiter gehen wird.

Wir lesen uns bald wieder, 

Eure missxlahote <3


Maybe in another life ║ Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt