08

85 7 2
                                    

Nuria

Genervt stand ich neben Carlisle, als er mit schnellen Bewegungen gegen die Haustür von Sam und Emily klopfte.

Sam hatte Carlisle vorhin angerufen, weil einer seiner Köter wohl kurz davor war zu krepieren. Selbstlos, wie Carlisle ist, hat er sich natürlich sofort ins Auto geschwungen. Und mich hatte er mitgeschleift.

Ich hatte keine Ahnung, was für eine Rolle ich hierbei spielen sollte, aber ich wollte Carlisle nicht enttäuschen, also willigte ich ein, mit ihm ins Reservat zu fahren.

Schwungvoll öffnete sich die Tür, hinter welcher Sam zum Vorschein kam.

»Hey Doc«, begrüßte er Carlisle, »danke, dass ihr so schnell gekommen seid.«

Mir schenkte Sam sogar ein Lächeln, was mich mehr als verwunderte.

»Kommt bitte herein«, sagte er, während er uns die Tür aufhielt.

Angewidert verzog ich das Gesicht, als mir der Geruch von nassen Hund und Erbrochenem in die Nase stieg. Was für eine Kombi. Ich entschied mich dafür, die Luft anzuhalten.

Gut, dass ich nicht aufs Atmen angewiesen war, sonst hätte ich es ganz sicher nicht mit diesem Gestank ausgehalten.

»Nuria, würdest du bitte zu Paul gehen«, bat Carlisle mich, »er liegt im Wohnzimmer auf der Couch. Ich muss noch kurz etwas mit Sam klären. Du weißt schon, wegen dem Vertrag.«

Bevor ich widersprechen konnte, waren die beiden schon durch die Hintertür verschwunden.

Als ob ich irgendwas an dem Zustand eines Werwolfs ändern könnte. Im Gegensatz zu meinem Dad war ich schließlich kein ausgebildeter Arzt.

Als ich das Wohnzimmer betrat, erschreckte mich der Anblick, der sich mir bot, doch etwas. Paul Lahote lag auf dem Sofa, welches definitiv zu klein für seinen großen Körper war. Neben ihm, auf dem Couchtisch, stand ein dampfender Tee, und auf Pauls Stirn befand sich ein nasser Waschlappen. Er sah wahnsinnig krank aus. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht, sein Körper schien für einen Werwolf ziemlich abgemagert, und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging, noch drei Meter weiter.

Auch wenn ich die Werwölfe nicht leiden konnte, war ich kein Sadist, weswegen ich schnellen Schrittes auf Paul zuging und ihm den nassen Lappen von der Stirn nahm. Vermutlich war dieser mal kalt gewesen, aber mittlerweile dampfte der Lappen fast so sehr wie der Tee.

Statt des Lappens legte ich ihm also kurzerhand meine eiskalte Hand auf die Stirn, woraufhin Paul wohlig seufzte.

Flatternd öffnete Paul seine Augen. Als er mein Gesicht erkannte, gab er einen erstaunten Laut von sich.

»Bleib ruhig, Hund, ich beiße nicht«, sagte ich daraufhin, wobei ich bedrohlich die Zähne aufeinander schlagen ließ.

»Darum habe ich mir auch keine Sorgen gemacht, Blutsauger«, antwortete er grinsend. »Ich wusste nicht, wie angenehm deine kalte Haut sein kann.«

»Tja, es hat seine Vorteile, so cool wie ich zu sein«, gab ich zurück.

Paul schmunzelte daraufhin nur.

Ich ließ meine Hand noch einige Minuten auf seiner Stirn liegen, bis ich das Gefühl hatte, dass seine Temperatur sich wieder etwas normalisiert hatte.

Vermutlich bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, dass seine Augenringe zunehmend verschwanden und wieder etwas mehr Leben in ihn trat.

»Carlisle sollte gleich kommen und sich um dich kümmern«, erklärte ich ihm, weil mir die Stille zunehmend unangenehm wurde.

»Wieso sollte er sich um mich kümmern müssen?« fragte Paul verwirrt.

Nun war ich die, die verwirrt war. »Das liegt doch auf der Hand, du siehst sterbenskrank aus, oder -« ich stockte, als ich sah, dass seine Augenringe nun wirklich verschwunden waren und er eigentlich wieder ziemlich gesund aussah, »sahst du es bis vor fünf Minuten noch.«

»Sie haben es dir nicht gesagt«, stellte er erstaunt fest.

»Mir was nicht gesagt?«

»Ich hätte nicht gedacht, dass dein Bruder so lange dicht halten würde«, umging er meine Frage.

Geduld war nicht gerade eines meiner Stärken, also kam meine nächste Frage vermutlich etwas gereizter als geplant. »Jetzt sag schon, verdammt.«

Paul murmelte etwas Unverständliches, weswegen ich nur fragend meine Augenbraue hochzog.

»Na, das kann ja was werden«, seufzte er, während er sich leichtfüßig erhob. Etwas verwundert sah ich ihn an.

»Warst du nicht eben noch sterbenskrank?«

»Ja, darauf kommen wir gleich zu sprechen. Lass uns spazieren gehen.«

Prüfend schaute ich aus dem Fenster. Die Sonne war hinter vielen Wolken verschwunden, also bestand keine Gefahr für mich, rauszugehen.

»Wenn's sein muss«, murrte ich.

Ich folgte Paul nach draußen. Während ich hinter ihm ging, hatte ich perfekten Blick auf seinen Rücken, welcher von einem engen T-Shirt bedeckt war. Unter diesem ließen sich definierte Muskeln erahnen. Also eins musste man ihm lassen, er hatte einen beeindruckenden Körper. Generell gehörte Paul zu der gut aussehenden Sorte von Werwolf, soweit ich das beurteilen konnte. Nicht, dass es mich interessieren würde, aber manchmal setzten sich meine weiblichen Hormone nun doch durch.

Er führte mich zu einer Bank, welche sich neben Sams Garage befand. Paul sagte nicht gleich etwas, er schien erstmal die Ruhe zu genießen. Prüfend betrachtete ich ihn von der Seite. Seinen Kopf hatte er gegen die Wand der Garage gelehnt, wobei er die Augen geschlossen hielt. Seine Lippen waren zu einem kleinen Lächeln geformt. So wie er neben mir saß, sah er vollkommen entspannt aus. Wenn ich ihn vorhin nicht gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt, dass er so krank war, dass man befürchtete, dass er bald sterben würde.

Nach weiteren fünf Minuten der Ruhe war ich die Erste, die das Schweigen brach. »Du wolltest mir etwas erzählen.«

Leise stöhnte er auf. »Hättest du das nicht wieder vergessen können?«

»Niemals, mit meinem Vampirgehirn ist es fast schon unmöglich, irgendetwas zu vergessen.«

»Dann muss ich ab jetzt wohl besser aufpassen, was ich dir erzähle«, sagte er, wobei er mir zuzwinkerte.

»Also?« Auffordernd sah ich ihn an.

»Wie viel weißt du über die Prägung?«


________

Hey ihr Lieben,

erstmal möchte ich mich für die 100 Reads bedanken.

Aber leider, schreibe ich aus einem anderen Grund. Ich wollte euch informieren, dass ich nicht weiß, wie regelmäßig meine nächsten Updates kommen.

Ein, mir sehr wichtiges Familienmitglied, liegt im Sterben. Ich möchte nicht, dass dieses Buch nur noch von Trauer durchzogen ist, weswegen ich nur veröffentlichen werde, wenn es mir etwas besser geht.

Die Geschichte wird natürlich weitergehen und ich werde sie dieses Jahr noch beenden, also macht euch keine Sorgen.

Bis hoffentlich bald,

Eure missxlahote.

Maybe in another life ║ Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt