Kapitel 17

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KAEYA

Es war schon dunkel draußen, als Kaeya Stimmen durch die geschlossene Tür hörte.

Kinder schrien freudig und er konnte hören wie sie hin und her rannten. Er saß immer noch in dem Sessel am Feuer, das nur noch nicht ausgegangen war, weil immer jemand kam und nachzuschüren. Den Tee den Teucer ihm gebracht hatte, hatte er immerhin ausgetrunken.

Ansonsten hatte sich nicht vom Fleck beweget. Zwischendrin schien er wieder eingeschlafen zu sein, denn er fühlte sich deutlich ausgeruhter als davor.

Wieso war er eigentlich die meiste Zeit, seit der Childe kennengelernt hatte, bewusstlos oder dabei sich von irgendwas zu erholen?

Die Stimmen draußen wurden leiser. Er konnte nicht sagen, ob er einfach nur am Ende eines langen Ganges saß, oder ob er schon ein Stockwerk darüber war. Er hatte sich nicht gerührt und so was alles was er kannte, dieses Zimmer mit dem Kamin, dem großen Sessel, dem Bücherregal an der Wand, dem kleinen Schreibtisch am Fenster und dem großen Bett. Es schien ein gewöhnliches Gästezimmer zu sein. Allerdings schick eingerichtet und die Art der Möbel und kleinen Dekorationen, schien zu zeigen das es sich hier um einen wohlhabenden Haushalt handeln musste.

Kaeya wusste nicht wie viele Leute hier wirklich Geld besaßen. Ob es Arme Menschen gab oder wie man hier allgemein lebte. Das hatte er nie gelernt oder irgendwo gelesen. Er hatte sich aber auch nie wirklich dafür interessiert.

Kaeya lies seinen Gedanken freien lauf und starrte weiter in das Feuer, welches vor sich hin prasselte.

Ob der besagte Bruder gekommen war? Der ihn vielleicht mitnehmen konnte nach Liyue so wie Teucer es gesagt hatte? Kaeya war sich bewusst das dieser Bruder bei den Fatui sein musste. Oder ein reicher Handelsmann, aber Fatui war doch wahrscheinlicher. Wenn dieser dauerhaft dort stationiert war, dann musste Kaeya schon wirkliches Glück haben das dieser ihn nicht kannte. Er war schließlich lange genug dort geblieben. Und so wirklich unauffällig hatte er sich auch nicht verhalten. Es war also mehr als wahrscheinlich, das wer auch immer derjenige war ihn erkennen und sofort zu dem Harbinger rennen würde.

Er musste weg.

Aber er hatte nichts um sich gegen die Kälte zu schützen. Der Mantel war nicht hier. Und auch seine Schuhe sah er nirgendwo im Raum.

Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig als zu hoffen das ihm genügend Zeit blieb um die Sachen zu finden und anschließend zu verschwinden, bevor der Fatui zu Childe rennen konnte und...

Kaeya wurde heiß und kalt zu gleich. Er lehnt sich in den Sessel zurück, schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Ihm wurde schlecht.

Wie hatte er das übersehen können? Wie hatte er so dumm und blind sein können?

Er hatte gemerkt das Teucer ihn an jemand erinnerte aber ihm war nicht in den Sinn gekommen an wen. Wie hatte er so dumm sein können nicht zu sehen das Teucer aussah wie eine Miniaturausgabe von Childe?

Wenn gerade wirklich Teucers Bruder gekommen war und es nicht noch irgendeinen anderen großen Bruder gab, dann hatte er jetzt ein viel größeres Problem als die Kälte draußen.

Er hörte Schritte, schnelle, hastige Schritte, als würde jemand schnell durch einen Flur laufen.

Nur Sekunden später flog die Tür auf und Kaeya wusste schon bevor er die Augen öffnete, wer da im Türrahmen stand.

Alles drehte sich in seinem Kopf und am liebsten wäre er einfach in dem Sessel versunken. Hätte sie Augen zu und nie wieder aufgemacht. Das musste doch alles ein schlechter Scherz sein. Irgendein böser Albtraum aus dem er gleich erwachen würde.

Childe stand einfach nur reglos da und starrte den Blauhaarigen fast ungläubig an.

Seine Augen glitzerten verdächtig.

Bevor Kaeya auch nur reagieren konnte, kam der Harbinger mit ein paar großen Schritten auf ihn zu und ging vor ihm in die Knie.

Er nahm Kaeyas Hände in seine und schluckte schwer. Der Blauhaarige konnte die Tränen sehen, die dem Harbinger aus dem Augen liefen.

Childe öffnete den Munde und schloss ihn nur kurz darauf wieder.

Dann atmete er einmal tief durch und sah Kaeya direkt in die Augen.

„Erinnerst du dich noch an den gefallen, den du mir schuldest? Von Mondstadt? Als ich die Taube erschossen haben auf der Brücke?", fragte er so leise das Kaeya ihn kaum verstehen konnte.

Diesmal war es der Blauhaarige, der schluckte.



TARTAGLIA

Leise zog der Harbinger die Tür hinter sich ins Schloss. Mit dem Ärmel seiner Jacke wischte er sich die Tränen aus den Augen und versuchte sich zu beruhigen. Die paar Meter die er den Flur entlanglief fühlten sich ewig an. Im Wohnzimmer warteten seine kleinen Geschwister auf ihn, aber er konnte jetzt nicht den glücklichen großen Bruder spielen.

Nur kurz steckte er den Kopf rein, versicherte das er gleich wieder kommen würde nur kurz duschen müsste und verschwand einen Stock höher in dem Zweiten Gästezimmer, welches er meist bewohnte, wenn er hier war.

Er ging wirklich duschen. Das heiße Wasser tat ihm gut. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit das er hier auf Kaeya treffen würde. Childe hatte morgens noch einen kleinen Trupp losgeschickt der bei den Häusern vorbeigeschaut hatte die in unmittelbarer Umgebung zum Waldrand standen, aber niemand hatte etwas von den Blauhaarigen gehört oder gesehen. Er hatte den ganzen Tag an nichts anderes denken können und als er dann hier aufgtaucht war und Teucer ihm davon erzählt hatte, sie hätten jemand im Wald gefunden der nicht von hier war und ob er ihn nicht bei seiner nächsten Reise mitnehmen konnte, da hatte Childe seinen Ohren nicht trauen wollen. Auch als er dann vor dem Blauhaarigen gestanden hatte, hatte er immer noch nicht realisiert das dieser vor ihm saß. Und lebte.

Am wenigstens hatte der Harbinger aber angenommen, dass der Blauhaarige ihm seinen Gefallen erfüllen würde. Er hatte mit viel gerecht aber nicht damit. Als er ihn darum gebeten hatte diese eine Woche die der Harbinger nur mit seiner Familie hatte, nicht abzuhauen oder wegzulaufen, hatte er angenommen Kaeya würde ihn alles heißen. Aber als Childe ihm versprochen hatte ihn zurückzubringen nach Mondstadt und sich nie wieder bei ihm zu melden hatte er doch zugestimmt. Er hatte gesehen das Childe es so meinte. So sehr es ihm wehtat und so wenig wie er daran denken wollte, er würde sein Versprechen halten. Er würde Kaeya wieder zurück bringen und er würde ihn in Ruhe lassen. Er konnte nicht erzwingen das Kaeya bei ihm blieb und er wollte nicht riskieren das dieser bei dem Versuch starb von ihm weg zu kommen. Er wusste auch beim besten Willen nicht, wie Albedo mit so einer Schuld hätte Leben können. Wie er weiter machen konnte obwohl Xiao gestorben wäre, hätte Zhongli ihn nicht zurück gebracht. Der Alchemist hätte anscheinend damit leben zu können, er konnte es nicht. Das war ihm jetzt klar.

Nur schwer kam Childe am nächsten Morgen aus dem Bett, obwohl seine Geschwister ihn schon früh geweckt hatten. Er musste sich zusammenreisen ins Esszimmer zu gehen und sich dort hinzusetzten, anstatt gerade aus den Flur entlang zum anderen Gästezimmer in dem Kaeya sich befand.

Eine der Bediensteten, hatte was von dem Frühstück zu Kaeya gebracht, wie sie ihm auf nachfrage erzählte.

Er hatte dem Blauhaarigen gestern noch gesagt das er sich frei bewegen konnte. Er war nicht eingesperrt. Er konnte auch draußen in der Stadt umherlaufen, wenn er wollte, sollte sich lediglich warm anziehen. Und er sollte sich melden, wenn er was brauchte, aber Childe rechnete nicht damit den Blauhaarigen außerhalb des kleinen Zimmers zu sehen.

Wahrscheinlich würde er sich die komplette Woche dort einschließen und darauf vorbereiten das er eine 2 Wöchige Reise mit den Harbinger vor sich hatte.

„Also. Was steht heute auf dem Plan?", fragte er in die Runde um seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Nur des Archons würden wissen wie lange das anhalten würde. 

SOFT -I'll Be Waiting-Chaeya Teil 2  SOFTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt