01

127 6 0
                                    

Mikaela

Schweißgebadet öffnete ich meine Augen. Der Traum verfolgte mich seit Monaten. Heute war es genau 1 Jahr her, seitdem das Pierce-Rudel in unser Territorium eindrang und unter vielen anderen, auch meine Mutter tötete. Langsam fuhr ich mit meinen kalten Händen über mein Gesicht und verlangsamte meinen Puls. Snow, mein Wolf, meldete sich zu Wort.

Es war zwar nur ein Traum, aber wieso fühlte es sich so verdammt echt an Mika?

Weil wir immer noch leiden Snow.

Meine Antwort kannte er bereits. Auch wenn wir die restlichen Mitglieder des verfeindeten Rudels, kurz nach deren Angriff vertrieben hatten, verflüchtigte sich das Gefühl von Leid nicht. Es blieb.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch eine Stunde Zeit hatte, bis die Versammlung unseres Rudels, um 10 Uhr begann. Ich riss die schweren Vorhänge, meiner riesigen Fenster auf, die sich über die ganze Seite meines Zimmers erstreckten und öffnete sie. Die frische Herbstluft durchströmte jedes einzelne Segment meiner Lunge. Bedacht streiften meine Augen meine Umgebung ab und horchte mit geschärften Sinnen den Klang des Waldes. Vögel zwitscherten, Laub viel raschelnd zu Boden und die Luft roch nach Erde und - Regen.

Wieso kann es nicht nach unserem Training, heute Abend erst regnen?! Mein sowas von menschliches jammern, brachte Snow zum lachen.
Gott sei dank hast du mich, du würdest jämmerlich zugrunde gehen.

Seinen giftigen Kommentar, quittierte ich mit einem genervten Augenrollen. Anstatt in eine Diskussion einzugehen, sprang ich unter die Dusche und zog mir anschließend eine schwarze Jeans und einen weißen Kapuzenpulli rüber, bevor ich mich an meinen Haaren zu schaffen machte. Lustlos hingen mir meine glatten weißen Haare über die Schultern, bis hin zu meinem Hintern. Ich band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und nickte zufrieden mein Spiegelbild entgegen, bevor ich mich auf dem Weg zum großen Saal machte.

Langsam verließ ich mein Zimmer und ging die glänzenden Marmortreppen hinunter. Als ich an der großen schwarzen Tür halt machte, atmete ich tief durch und setzte meine undurchdringliche Miene auf. Als Tochter des Alphas strahlte ich schon so Macht aus. Nur war ich die Tochter und nicht der Sohn und somit würde ich nie das Rudel übernehmen, da ich als zu schwach galt. Eines Tages werde ich mein Mate finden und entweder das Rudel verlassen müssen oder mein Mate wird das Rudel führen, da ich keinen Bruder hatte. Da nächste Woche mein achtzehnter Geburtstag war, ist eines Tages wohl sehr nahe, was die Aufregung unter den männlichen Rudelmitgliedern meines Alters erklärte, als ich den Saal betrat.

Kurz darauf erblickte ich mein Vater. Sein Gesicht war eingefallen, er lächelte mir zu. Sein Körper wirkte schwächer, seine Ausstrahlung hatte sich jedoch nicht verändert. Ich setzte mich rechts neben ihn und ließ mein Blick über den langen Tisch schweifen. Unser Rudel, das Kayne-Rudel, war eines der drei Mächtigsten Rudel. Nun ja einst drei, neben dem vertriebenen Rudel, gab es noch das Lancaster-Rudel, zu welchen wir eine enge Bindung hegten, um unsere Macht zu stärken und weiteren Krieg zu hindern.

„Nun, da wo wir jetzt vollzählig sind, kann die Versammlung beginnen. Herzlich Willkommen meine Brüder und Schwestern.", ich sah zu meinem Vater, als er eine kurze Pause machte und die geneigten Köpfe und die Begrüßungen der einzelnen Mitglieder entgegennahm. Das war reinste Tradition, um die Unterwürfigkeit und Gehorsamkeit der Einzelnen zu bestätigen. Nichtsdestotrotz sind wir alle eine Familie. Ich blickte zu Rhena und Rio hinüber. Meine besten Freunde seit Kindheitstagen. Ihr Vater war der Beta des Rudels und deren Mutter schenkte mir seit jener Nacht viel Trost. Eden und Ava waren nicht nur die Beta des Rudels, sondern auch die Besten Freunde meiner Eltern. Das Zwillingspaar lächelte mir zu und ich erwiderte es, bevor mein Vater weiter sprach und mein Blick wieder die vorherigen Züge annahmen.

AlphablutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt