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Jayden

Die Nacht zuvor.

Lange lag ich wach, in dieser Nacht. Vor drei Tagen erwachte Mika, aus ihrem langen Schlaf. Ich spürte noch immer ihre zarte Haut, unter meinen Fingerkuppen, als ich ihr immer und immer wieder über das Gesicht streichelte und hoffte, dass sie ihre Augen wieder öffnete.
Es war mir ein Rätsel, wieso sie mich, aus dem Kayne-Anwesen und Territorium verbannte. Es machte mich so wütend, was dachte sie sich dabei? Ich war es, der ihr Leben rettete. Ich war es, der sie sicher nach Hause brachte. Eigentlich müsste dieser Nichtsnutz von Beta verbannt werden, der sie für seine Mate links liegen lassen hat. Idiot.
Wütend schnaubte ich und schlug mir die Arme vor das Gesicht. Was für eine Scheiße!
Ihr Geruch haftete immer noch, in meiner Nase. Ich spürte ihre Wärme, als wäre sie nie weg von mir gewesen. Was hatte ich falsch gemacht? Tatsächlich hatte ich mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Eher sowas wie: ‚Jayden mein Retter, ich schulde dir mein Leben, es wäre mir eine Ehre deine Luna zu sein.' , natürlich mit ganz vielen rosaroten Herzen, in ihren Augen. Doch alles was ich bekam, waren hasserfüllte Blicke und eine Verbannung. Danke für nichts.

Eine weitere Sache beunruhigte mich. Ich wollte mit Mika darüber sprechen, doch sie war sichtlich nicht in der Stimmung.
In den Tagen, wo Mika bewusstlos war, machte ich mich auf die Suche nach weiteren Rudellosen. Tag täglich begegneten mir mehr von ihnen. Sie bildeten Gruppen und durchstreiften den riesigen Düsterwald. Noch waren wir in der Lage, sie alle zu vertreiben, doch was ich eines Nachts beobachtete, verlieh mir Gänsehaut. Tief im Wald, nahe der Grenzen zu unseren Territorien, versammelten sich ca. 200 Wölfe. Es waren weitaus mehr, als ich mir hätte vorstellen können. Ich hatte sie aus der Ferne mit Annika und Caleb, während unseres Rundgangs, beobachtet. Was uns da zu Ohren kam, ließ uns erschaudern. Sie hatten sich, in dieser Nacht versammelt, um ein Rudel zu bilden. Wieso aber hier? Was hatten sie vor?
Als plötzlich Schüsse fielen und mehre Wölfe leblos zu Boden sanken, flüchteten wir. Keine normale Kugel, könnte uns so leicht töten.
Ich dachte sie wären längst aus der Stadt raus, doch sie sind zurück. Die Jäger sind zurück. Ich wollte Mika warnen, ich musste sie alle warnen. Wir mussten zusammen Alpha Silvers warnen. Doch wie kam ich an sie ran?

Morgen fand der Winterball, unserer Schule statt. Ich hörte, dass Mikaela auch hingehen wollte. Unwillkürlich musste ich lachen. Der Alpha eines Rudels, auf einem High-School-Ball? Lächerlich.
Noch absurder war die Vorstellung, wie ich zwischen den ganzen notgeilen High-School Schülern stand, diese auf Abstand hielt und versuchte ihre Nähe zu suchen. Ich riss meine Augen auf, als mich diese Erkenntnis traf.
Ein tiefes Knurren entfuhr meiner Kehle. Mit wem zum Teufel ging sie dorthin? Meine Augen verdunkelten sich und mir wurde klar, dass ich um jeden Preis, zu diesen kitschigen Winterball gehen musste. Da ich bereits zur Uni ging, brauchte ich eine Begleitung. Ich überlegte nicht lange, da fiel mir die perfekte Begleitung ein und ein verschmitztes Lächeln, bildete sich auf meinen Lippen ab.

Morgen müsste ich mit ihr reden, egal was käme. Ob sie wollte oder nicht, sie musste mir zuhören.

Mikaela

Die Nacht zuvor.

Ächzend drehte ich mich, in meinem viel zu unbequemen Bett. Morgen war es soweit. Ich hatte alles genauestens geplant. Morgen war es soweit. Der Tag, an dem ich dem hinterhältigen Alpha, das Leben nehmen würde. Morgen war es soweit..
Meine Gedanken kreisten sich, wie in einem Karussell. Mir war bewusst, dass wenn ich Jayden tötete, meine Lebenserwartungen gering waren. Zwar hatte er mich nicht markiert, doch das Gefühl, dass ich kurz darauf sterben würde, war stark. Stöhnend setzte ich mich an die Bettkante. Ich streckte meine Hand aus und berührte den Brief, den ich am Abend geschrieben hatte. Gedankenverloren strich ich mit dem Finger, über den weißen Briefumschlag.
Ich hatte Eden in meinem Abschiedsbrief, als mein Nachfolger ernannt. Ich würde nach meinem Attentat auf Jayden, nicht zurückkehren.
Eden hat eine Menge Erfahrung. Er stand meinem Vater jahrelang bei, wich ihm nicht von der Seite. Rio war zwar stark, aber noch unerfahren. Ich war mir sicher, dass er vorerst von seinem Vater lernen sollte.
Da ich das Rudel nicht gefährden wollte, würde ich alleine gehen. Es war mir bewusst, dass ich mit dem Angriff auf das Pierce-Rudel, einen Krieg mit dem Lancaster-Rudel begann. Alpha Silvers Worte, waren deutlich gewesen. Um einen Krieg zu vermeiden und die meinen zu schützen, hinterließ ich diesen Brief. Ich legte den Brief zurück, auf den Nachtisch, wo man ihn sicher finden würde. Es war wichtig jeden wissen zu lassen, das ich allein die Tat beging. Ich hatte mein wichtigstes Zeug, bereits in mein Auto verfrachtet. Geld, Kleidung und ein kleines Fotoalbum meiner Familie, sowie von Rio und Rhena. Zusätzlich packte ich die Jacke und die Jogginghose von Rio ein, welche er mir mal gegeben hatte, als ich keine Wechselkleidung dabei hatte.
Mein Brustkorb verengte sich. Eine einzelne Träne kullerte über meine Wange.
Morgen war es soweit.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 20 ⏰

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