Ich hatte von Sin geträumt.
Ich wusste zwar nicht mehr, was ich geträumt hatte, aber als ich aufwachte, war ich mir sicher, dass sie in einem meiner Träume vorgekommen war. An diesem Tag war mein Dad wach und weil der Frühstückstisch für zwei gedeckt war, musste ich mich wohl oder übel setzen.
„Was haben du und Lukas so getrieben?", erkundigte er sich, als er mir ein Glas Orangensaft eingoss.
„Nichts Besonderes", log ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass keiner der Erwachsenen wusste, was die Kinder dieser Stadt jährlich auf der Klippe trieben. Kein normales Elternteil würde seine Kinder von einer Klippe ins Meer springen lassen. Zumindest hätte meine Mom einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie davon gewusst hätte.
„Diese Stadt ist seltsam", merkte ich dann an und Dad schmunzelte ein wenig. „Warum bist du ausgerechnet hier hin zurückgezogen, als du und Mom euch getrennt habt?"
Er strich sich Butter auf eine Scheibe Toast. „Ich weiß es nicht. Ich glaube, wenn man einmal Teil dieser Stadt ist, dann kommt man immer wieder zurück. Sie hat etwas Besonderes an sich."
Oh ja, etwas Besonderes hatte diese seltsame Stadt auf jeden Fall an sich.
„Deine Mom hat vorhin angerufen. Du sollst dich Mal bei ihr melden."
„Ich bin doch erst seit zwei Tagen weg."
Dad warf mir einen tadelnden Blick zu. „Sie macht sich eben Sorgen um dich. Sie hat diese Stadt immer gehasst."
Früher hatte ich nie verstanden, warum meine Mom diese Stadt gehasst hatte. Doch langsam dämmerte mir, warum sie nie hierhergezogen war, sondern meinen Dad angefleht hatte, zu ihr nach Boston zu ziehen.
„Weißt du, wenn es so warm bleibt, könnten du und Lukas doch mal das Boot nehmen", schlug Dad vor.
„Welches Boot?"
„Mein Boot."
„Du hast ein Boot?"
„Ja. Es steht unten am Pier. Es ist nicht sonderlich groß, aber sechs Leute haben schon darauf Platz."
Ich nickte langsam. „Ich kann aber gar nicht Bootfahren."
„Dein Cousin hat einen Bootsführerschein, wenn mich nicht alles täuscht."
Ich nickte wieder und beschloss, Lukas später danach zu fragen. Ich war noch nie aufs Meer hinausgefahren und diese Unternehmung schien mir ein bisschen ungefährlicher als das Klippenspringen gestern. Heute aber schien Lukas etwas anderes vorzuhaben.
Als ich ihn nach dem Frühstück abholen wollte, traf ich auf seine Mom. Meine Tante. Sie saß auf der Veranda in einem großen Stuhl, mit einem Getränk in der Hand. Ihre Locken waren schulterlang und sie trug ein weißes, ausgetragenes Kleid mit blauen Blümchen darauf. Ihr Blick wirkte müde und abwesend, ihre Haut fahl im Sonnenlicht.
Es war unheimlich.
„H-Hallo?", stammelte ich, als ich mich ihr näherte und sie sah langsam auf. „Ist Lukas schon wach?"
Ich fragte mich, ob sie wusste, wer ich war, aber es schien mir ohnehin so, als würde sie durch mich hindurchsehen.
„Er ist in der Küche", hauchte sie und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. Schnell schlüpfte ich durch die Türe ins Innere des Hauses.
„Was ist denn mit deiner Mom?", fragte ich ihn.
„Was soll mit ihr sein?" Lukas sah mich verblüfft an.
„Sie sieht so... abwesend aus."
Er zuckte mit den Schultern. „So ist sie immer. Ist normal."
Mein Blick fiel auf die Flasche Aperol, die auf dem Küchentisch stand. „Es ist neun Uhr morgens, trinkt sie jetzt schon?"
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we were just kids
General FictionIch hatte sie am ersten Augusttag vor vier Jahren kennengelernt; und mit ihr eine Seite von mir, die ich zuvor nie gesehen hatte und niemals wieder erleben wollte. ☆ Die Sache mit Morgan Rubyn Sinclair war, dass sie tatsächlich nur ein einfaches Mäd...