Lukas hatte mir gesagt, dass er, Davy, Pete und Sin jede zweite Woche einen Spieleabend veranstalteten. Als ich ihn gefragt hatte, warum Sin dabei war, hatte er gefragt: „Warum nicht?"
„Weil ich dachte, sie ist irgendwie... keine Ahnung."
„Unantastbar?", hatte Lukas gefragt und ich hatte genickt. „Ganz im Gegenteil. Sie gehört zu meinen besten Freunden!"
Mich hatte es nervös gemacht, Sin wieder zu sehen, aber ich war auch aufgeregt gewesen.
Davy und Pete waren pünktlich um acht da und Lukas Mom war auf ihrem Zimmer und schlief, zumindest war es das, was Lukas mir gesagt hatte.
„Sin kommt immer zu spät", ließ er mich wissen, während er ein paar Glasschüsseln mit den Snacks füllte, die wir heute Vormittag gekauft hatten. Zwanzig Minuten später klopfte es.
„Ist offen!", brüllte Lukas aus dem Wohnzimmer.
„Ich kann dein Haus nicht ohne Einladung betreten, Dracula!", kam Sins Antwort in theatralischem Ton zurück und ich drehte mich irritiert zur Türe, konnte aber nur einen Schatten unter dem Spalt ausmachen.
Lukas schüttelte seufzend den Kopf, stand auf und öffnete die Türe. Neugierig reckte ich mich auf meinem Stuhl noch ein Stück dem Eingang entgegen. Sin war ganz in schwarz gekleidet und versteckte Mund und Nase in ihrer Armbeuge.
„Lass mich raten", sagte Lukas. „Carmilla?"
Sin ließ den Arm sinken und bleckte die Zähne. Ihre scharfen Eckzähne blitzten unter etwas hervor, das ich als (wie ich doch stark hoffte) Kunstblut identifizierte.
„Darf ich eintreten?", fragte Sin verführerisch und in meiner Magengegend kribbelte es. Lukas trat grinsend zur Seite.
„Du bist in meinem Heim willkommen, Fürstin der Dunkelheit!"
Sie betrat das Haus und Lukas nahm ihr den langen, dunklen Umhang ab. „Ich dachte eigentlich, dass Halloween im Oktober ist", bemerkte er, und Sin drehte sich zu ihm.
„Da hast du ja Glück, dass ich mich gerne verkleide. Ich hab gehört, du stehst darauf, wenn man dir in den Hals beißt", zwinkerte sie und in meiner Brust breitete sich etwas aus, das ich nur als Eifersucht beschreiben konnte, aber ich verdrängte dieses Gefühl, weil es vollkommen lächerlich war.
Ich riss den Blick los und sah zu Davy und Pete, aber die beiden starrten Sin genauso unverblümt an, wie ich es eben noch getan hatte.
Sie drehte sich endlich zu uns und breitete die Arme aus. „Guten Abend, Ihr Sünder!", begrüßte sie uns und zog einen Mundwinkel hoch. Schließlich setzte sie sich zu uns an den Tisch, mir gegenüber und fragte: „Was spielen wir heute?"
„Monopoly?", schlug Lukas vor. „Hatten wir schon lange nicht mehr."
Davy und Pete nickten einverstanden und Sin hob aufgeregt den Arm. „Ich! Ich will die Bank sein, ich!" Ich wusste nicht, warum ihr Ausschnitt so eine intensive Anziehungskraft auf meine Augen hatte, schließlich war sie gestern in ihrem Bikini viel freizügiger gewesen – nicht, dass ich hingesehen hätte!
„Nein, du schummelst wieder nur", entschied Lukas streng und sie schob die Unterlippe vor.
„Gar nicht wahr, ihr könnt nur alle nicht rechnen!"
„Wenn wir Monopoly spielen, dann ist Davy die Bank", beschloss Lukas, holte das Spiel aus seinem Zimmer und wir schoben die Schalen mit den Snacks und die Getränke beiseite, um das Brett auflegen zu können.
Ich konnte mich kaum auf das Spiel konzentrieren, weil ich so damit beschäftigt war, Sin anzustarren. Entweder bemerkte sie es nicht, oder es war ihr egal. Mir war beides recht, solange sie nur nicht meinen Blick traf, denn dann hätte ich damit aufhören müssen, sie anzustarren.
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we were just kids
General FictionIch hatte sie am ersten Augusttag vor vier Jahren kennengelernt; und mit ihr eine Seite von mir, die ich zuvor nie gesehen hatte und niemals wieder erleben wollte. ☆ Die Sache mit Morgan Rubyn Sinclair war, dass sie tatsächlich nur ein einfaches Mäd...