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Ich wachte genau zum richtigen Zeitpunkt auf, denn als ich meine Augen aufschlug, sah ich gerade, wie Sin sich das schwarze Top, das sie gestern getragen hatte, über den Kopf zog. Erst dachte ich, dass ich träumte, aber dann fand ich, dass ich mich über so einen Traum auch nicht beschweren konnte.

Sie saß auf der Schlafmatte, den Rücken zu mir gedreht, also konnte ich nur den Verschluss ihres BHs sehen, aber das machte nichts. Ich bewegte mich keinen Millimeter, um kein Geräusch von mir zu geben. Lukas war noch nicht wach. Er lag auf dem Rücken und hatte sich einen Arm über die Augen gelegt. Davy und Pete schnarchten leise in ihren Ecken.

Sin streckte sich nach dem karierten Flanellshirt von Lukas, das auf der Couch lag, und glitt in die Ärmel. Sie knöpfte es nicht zu und als sie aufstand und sich umdrehte, konnte ich nur einen kurzen Blick auf ihren schwarzen BH und ihren nackten Bauch erhaschen, bevor ich die Augen schließen musste, damit sie mein Gaffen nicht bemerkte.

Sie schlenderte in die Küche und ich war genervt, weil ich sie nicht weiter anschmachten konnte. Als sie einen kleinen Kochtopf mit Wasser füllte und auf den Gasherd stellte, überlegte ich, ob ich so tun wollte, als würde ich langsam aufwachen.

„Pssst", machte sie plötzlich. „Spanner. Willst du auch einen Kaffee?"

Ich öffnete die Augen und als sie sich umdrehte, glitt ihr prüfender Blick von Davy, zu Pete, dann Lukas und schließlich mir. Sie kniff die Augen zusammen und zeigte grinsend auf mich.

„Aha! Ich wusste doch, dass mich einer anstarrt! War mir nur nicht sicher, welcher von euch vier Perverslingen."

„Ich bin gerade erst aufgewacht", log ich.

„Natürlich." Sie wirkte kein bisschen beleidigt, sondern holte stattdessen zwei Tassen aus dem Schrank. Ich wartete, bis meinen Wangen nicht mehr vor Scham glühten, bevor ich mich aus der Decke schälte, in die Küche schlurfte und mir leise ein Glas Wasser nahm, um die anderen nicht zu wecken.

Sin zog sich alles so selbstverständlich aus den Regalen, als würde sie hier wohnen. Den löslichen Kaffee, den Zucker, die Milch, die Kaffeelöffel.

Weil ich nicht wollte, dass Sin dachte, ich sei ein Spanner, tat ich mein Bestes, nicht weiter auf ihren BH zu starren, oder ihren Bauch oder sonst irgendwo in ihre Richtung, aber das war schwerer als gedacht, wenn sie gerade nicht hinsah.

Als das Wasser heiß war, goss sie die zwei Tassen damit auf und rührte je einen Löffel des Pulvers hinein. „Weißt du, es stört mich nicht, wenn mich Leute anstarren, aber würde es dir etwas ausmachen, das nicht so..." Sie sah mich belustigt an. „Offensichtlich zu tun?"

„Entschuldige", murmelte ich und sah weg, aber sobald sie sich wieder umgedreht hatte, um Zucker und Milch in die Tassen zu rühren, klebte mein Blick wieder an ihr. Ich wollte ein Gespräch mit ihr beginnen, aber mein Kopf war wie leergefegt.

„Du bist wohl kein Morgenmensch, was?", vermutete sie und nahm beide Kaffeetassen in die Hand. Ich ging davon aus, dass sie mir eine der beiden Tassen entgegenhalten würde, aber sie wandte sich ab, stieg über den schlafenden Davy hinweg, ließ sich neben Lukas nieder und beugte sich über ihn.

„Kaffee, Schlafmütze?", hauchte sie in seine Richtung und er murrte verschlafen, bevor er den Arm vom Gesicht nahm, sich aufsetzte und den Kaffee entgegennahm.

„Wie spät ist es?", murmelte er.

„Fast neun."

„Willst du mich umbringen?" Er rieb sich mit einer Hand die Augen, nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. „Du willst mich umbringen! Hast du unseren ganzen Zuckervorrat da reingestreut?"

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