Kapitel 10 - Prüfung

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„Pass auf dich auf!", rief Grau ihrem Sohn noch besorgt nach. Zacke stand stolz dicht neben seiner Gefährtin. Flink war ihr einziger Sohn und sie waren besorgt um ihn, auch wenn sie ihn nicht aufhalten wollten. 

„Stein und Wind passen auf mich auf!", rief Flink mit hoher Stimme zurück. Stein und Wind trabten gemeinsam mit dem Kleinen aus dem Lager. Wind lief ein Schauer über den Rücken, als Stein ihn mit kaltem Blick ansah. Wind wusste, dass er über Winds Können erzählen würde. Es konnte sein, dass er ihn absichtlich versagend dastehen lassen würde. Bei dem Gedanken wurde Wind schlecht. Was sollte er bloß tun. Da viel ihm die Bitte ein. Wenn er doch für die beiden log, konnte es gut für ihn ausgehen. Wind merkte, dass er keine Wahl hatte. 

„Stein, ich werde es tun!", flüsterte er dem dunkelgrauen Wolf zu. Mehr brauchte er nicht sagen und Stein verstand. Dankbar nickte der Rüde Wind zu. 

„Was ist das?", quickte Flink aufgeregt, als er in der Ferne das laute Zischen der Geysire hörte. Wind konzentrierte sich wieder auf den jungen Wolf und nicht auf seine Lüge. „Das sind Geysire. Du wirst sie ein Andernmal sehen, heute werden dir Wind und ich die richtige Jagdstellung zeigen!", bestimmte Stein ruhig. 

Flink nickte wissbegierigt. Die erste Zeit der Stunde erklärte Stein, doch auch Wind machte seinen Anteil, vor allem zum Schluss. „Du musst deinen Schweif unter Kontrolle halten, er kann dich leicht verraten!", teilte Wind dem kleinen, braunen Wolf mit. Flink versuchte es erneut und kauerte sich nun schon fast reglos hin. 

„Das machst du gut!", lobte Stein. Der Rüde wirkte nicht mehr kalt gegenüber Wind, aber auch nicht übertrieben freundlich. 

Der schwarze Wolf konnte nur helfen, dass ihm die Lüge wenigstens etwas bringen würde, ansonsten war es unnötiges Risiko für ihn. Am Ende der Stunde war Flink, sowohl Wind und Stein todmüde. Es kostete Geduld für die beiden Rüden, dem jungen Wolf etwas beizubringen. Er war aufgeweckt und verspielt, gerne ließ er sich schon von einem Windzug ablenken. Trotzdem war Wind mit der Leistung von Flink zufrieden. 

„Wie war es?", begrüßte Grau ihren Welpen froh. Flink sprang auf die Wölfin zu und erzählte ihr Alles völlig aufgeregt und mit leuchtenden Augen. Wind lächelte, als er sah, wie liebevoll die beiden miteinander umgingen und er dachte an Eule. Sie hatte immer gut für ihn gesorgt, genauso wie Grau. Ein wenig wehmütig dachte er an all die Momente, als sie ihn in kalten Winternächten gewärmt hatte, oder die tollen Geschichten, die sie ihm und Strahl erzählt hatte.

 Strahl. 

Sein Herz fühlte sich plötzlich schwer an, bei dem Gedanken an sie. Was sie wohl gefühlt hatte, als Nebel erzählt hatte, dass er und Wasser tot waren? Hatte sie geweint oder war es ihr egal? Letzteres wollte er sich nicht vorstellen, auch wenn er wohl nie wissen würde, was sie in dem Moment gedacht hatte. Das wusste niemand hier. 

„Wind, wie war das Training mit Flink?", erkundigte sich Schnee, die zu ihm gekommen war. Wind lächelte, auch wenn er wieder an die Bitte von Stein denken musste. Am liebsten würde er das Schnee erzählen, aber es war zu riskant. Wenn die weiße Wölfin irgendjemandem davon erzählte, konnte Alpha davon mitbekommen. 

„Es war wirklich toll, Flink lernt hervorragend und schnell!", meinte Wind. Schnee blinzelte begeistert. „Das ist toll!" 

„Gehst du morgen mit mir die Grenzen kontrollieren?", fragte Wind vorsichtig, er wollte nicht aufdringlich wirken. „Natürlich!", bellte Schnee erfreut. Der schwarze Rüde war etwas überrascht von ihrer erfreuten Meinung. Wenigstens musste er am nächsten Tag nichts mehr mit Stein unternehmen, Wind mochte den dunkelgrauen Rüden mit seinen vielen Narben nicht. Lieber unternahm er etwas mit Schnee. 

Die Wölfin schien ihn zu mögen und er mochte sie. Plötzlich streckte Schnee ihre Nase in seine Richtung und berührte seine. Winds Körper kribbelte und er schloss kurz die Augen, um dieses Gefühl kontrollieren zu können. 

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt