Kapitel 20 - Begegnung mit Wasser

5 3 0
                                    

Die nächsten Nächte schlief Wind traumlos und er bemerkte, dass er kaum noch ein Wort mit Schnee gewechselt hatte. Vielleicht trug das zu seinen erholsamen Nächten bei. Ihr Nest, was sonst neben ihm war, lag nun am anderen Ende des Baus. Ein wenig Reue verspürte Wind aber dennoch und er war machtlos dagegen. 

Jeden Tag spürte Wind wie die Sonne wärmer wurde und die Bäume grüner. Himmel beschloss schließlich, mit ihm auf den kleinen Berg in ihrem Revier zu gehen und ihm eine Höhle zeigen. Die Höhle war versteckt und Nahe der Grenze. 

Himmel meinte dass nur die wenigsten Wölfe überhaupt von ihrer Existenz wussten. Aber laut Himmel sollte sie besonders sein, denn dort konnte man ins Jenseits blicken. Winds Pfoten kribbelten und seine Gedanken drehten sich, was wenn er Wasser besuchen durfte? 

„Die Ahnen zeigen sich nur einem wahren Alpha. Keiner außer du und ich wissen darüber Bescheid, dass es so etwas überhaupt gibt." 

Wind nickte gebannt, er hatte einst Schnee gefragt, ob sie daran glaubte, an das Jenseits. Dann hatte sie ihm erzählt, dass sie schon einmal gelebt hatte. Noch vor ein paar Tagen war Wind fest entschlossen gewesen ihr zu helfen, aber nun wusste er, dass das nicht funktionieren konnte und Schnee musste das Alleine schaffen. 

Da schossen ihm wieder die Bilder von Schnees Seele empor, die aus ihrem toten Körper wanderte. Sie starb wegen ihm und er auch an seinem eigenen Ich. Schaudernd konzentrierte er sich wieder auf den Weg. Es wurde immer steiniger, bis sie auf die ersten großen Felsen trafen. Himmel lief voran und Wind ihm hinterher. 

Der Hang war steil und Wind sah, dass Himmel schon bald anfing zu keuchen. Es war höchste Zeit, dass er seinen Nachfolger ernannt hatte. Wind hoffte nur, dass er noch genug lernen konnte, bis Himmel schließlich sterben würde.

„Gleich sind wir oben!", schnaufte der Alphawolf. Winds Beine wurden auch schon müde, er war das lange Gehen nicht mehr gewohnt. Endlich erreichten sie den Gipfel. Wind drehte sich um und blickte über das riesige Revier seines Rudels. Genau dieses Gefühl hatte er schon Mal gefühlt, als Lehrling, in seinem alten Rudel. 

Nebel hatte ihm damals angeboten mit ihm auf den Berg in ihrem Revier zu gehen. Genauso wie jetzt raubte ihm dieser gewaltige Anblick den Atem. Die Bäume unter ihm bewegten sich leicht im Wind, sie schienen winzig von hier oben. In der Ferne sah er sogar den Fluss. 

„Wow", war das Einzige was er herausbrachte. 

Der Rüde hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er dieses Gefühl von Freiheit vermisst hatte. Doch genauso wie in dem Augenblick, als er das erste Mal auf einem Berg gestanden war, vermisste er jetzt etwas. Jemanden. Jemanden den er nicht vermissen sollte. 

Seufzend wand er den Blick von dem Revier ab und blickte zu seinem Lehrer. „Wo ist jetzt diese Höhle?", fragte er interessiert und ein Lächeln stahl sich dabei auf Himmel Gesicht. 

„Komm mit, ich zeige sie dir!", forderte der Anführer ihn auf ihm zu folgen. Aufgeregt trabte Wind hinter Himmel her. Der Weg war ähnlich wie eine Schlucht, bis er langsam breiter wurde. Nach einer Weile bog Himmel in einen kleinen Spalt ab, der von dem Weg aus weg ging. Wind musste sich ducken, Himmel schien auch Probleme haben hindurch zu kommen. 

Plötzlich weitete sich der Spalt und Wind fand sich in einer kleinen Höhle wieder. Von der Decke tropfte Wasser und ein seltsamer Duft lag in der Luft. Es roch nach Eisen und Metall, nach Gestein und Kalk. Wind war wie angewurzelt, er nahm jeden Teil dieser Höhle unter die Lupe. „Das ist die Höhle, allerdings müssen wir noch weiter, wir müssen zu einem kleinen Pflänzchen gehen!", erklärte Himmel ihm schmunzelnd, er musste Winds staunenden Blick erkannt haben.

 Wie hypnotisiert folgte der Nachfolger seinem Lehrer. Eine Pflanze in einer Höhle... das war unmöglich! Doch Wind wusste, dass der Alpahwolf nicht log, also musste es stimmen, auch wenn es verrückt war. Himmel bog in eine Abzweigung, die Wind gar nicht bemerkt hatte. Der Gang war eng und Wind striff an den kalten, nassen Wänden entlang. Es war dunkel und Wind konnte kaum mehr als Himmel Schweif sehen. 

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt