Kapitel 25 - Schicksal

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Wind schloss die Augen und stellte sich Wasser vor. Dann Berg. Der schwarze Rüde wollte Alles versuchen, um Kontakt mit ihnen aufzunehmen, er musste wissen, was da vor sich ging. Er wollte ums Schnees Willen herausfinden, was ihr Schicksal war, was sein Schicksal war. Endlich überrollte ihn der Schlaf und er war dort, wo er sein wollte.

                                                                                               ***

„Wind, du hast uns aufgesucht!", riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken und er fand sich wieder in einer Nebelsuppe wieder. Nur dass er Bergs und Wassers Gestalten deutlich erkennen konnte. 

„Berg, Wasser!", rief er erfreut. Gerade wollte er seine Frage stellen, doch Berg begann schon zu sprechen. „Wir wissen, was du wissen willst. Du möchtest endlich dein Schicksal erfahren."

 Wind stimmte zu und Berg wand sich langsam Wasser zu. Die Wölfin blickte Wind mit ruhigen Augen an. „Bist du bereit, die Wahrheit zu erfahren?", fragte sie magisch. 

„Ja, das bin ich!" Ehe er diese Worte gesagt hatte, wurde er in einen Strudel mitgerissen, er dachte schon, er würde aufwachen, doch plötzlich merkte er, dass er auf ein Moor herabsah. Er sah sich selbst dort unten laufen, zu einer schneeweißen Gestalt am Boden. Das war sein Traum, nur dass er ihn diesmal selbst sehen konnte. Neben ihm erschien plötzlich Wasser. 

„Sieh genau zu!", forderte sie ihn auf und er nickte. Wind sah sich selbst dort unten durchs Moor kämpfen, wie er immer wieder im Schlamm versank und nur mit Mühe und Kraft vorankam. Schließlich sah er Schnee dort liegen und wollte ihr helfen. Vergebens. Sie verstarb und er schrie, er hatte sie geliebt und wollte ihr helfen. 

Er bemerkte eine blasse Gestalt von ihr aufsteigen, doch anstatt ihm zu sagen, dass sie ihn liebte, glitt sie bedrohlich auf ihm zu und obwohl er gar nichts selbst in dieser Situation steckte, erinnerte er sich daran, wie er sich gefühlt hatte: Er dachte, er hätte Alles verloren, er hatte versagt. Und das hatte er auch. Er hatte sie sterben lassen, obwohl er das nicht wollte. Als sie ihn dann auch noch auslachte, würde ihm beim Zuschauen schlecht. Das Moor reichte ihm zu dem Zeitpunkt schon bis zum Hals und als sie ihre letzten Worte hauchte, versank er endgültig: „Du bist dabei, an all diesem Leben was von dir selbst kommt, vernichtet zu werden, zu ersticken, zu sterben. Du bist dabei, dich selbst zu vernichten!" 

Mit rasendem Herzen wand er sich Wasser zu. „Was hat das zu bedeuten, dass ich an meinem eigenen Leben sterbe?", fragte er mit kratzender Stimme. Wasser lächelte ihm traurig zu. „Wind, das ist dein Schicksal. Du hast es dir selbst gewunschen Alpha zu werden und nun bist du dabei dich selbst zu vernichten. Eines kann dich aber noch retten Wind." 

Ihre trostvolle Stimme gab ihm Kraft, auch wenn er jetzt wusste, dass er nie Alpha werden konnte, denn früher oder später würde er es nicht mehr aushalten. Aber was konnte ihn jetzt noch retten und wie hing das mit Schnee zusammen? „Aber... was?", fragte er völlig verzweifelt. Wassers Gestalt wurde blasser. „Liebe. Wind, es ist Liebe, die dich retten wird!", wisperte Wasser mit Tränen in den Augen. 

Wind wusste an wen sie dachte. Höhle. Und plötzlich wusste Wind, dass sie nicht wollte, dass er genauso endete wie sie: Sie hatte nie glücklich mit Höhle werden können und nun war sie von ihm getrennt. Winds Knie wurden weich, als er an die Vergangenheit zurückdachte. An all die Monate, in denen er noch glücklich war. In denen er noch nicht bessesen von seinem Traum gewesen war. Und plötzlich bemerkte er etwas, was er zuvor nie bemerkt hatte: 

Sein eigener Lebenstraum war dabei zu vernichten, seine eigene Zukunft, die er sich selbst erworben hatte, war dabei ihn von innen zu zerfressen, bis nichts mehr da war außer Leere. Er war einmal glücklich gewesen, als Liebe noch sein Herz regiert hatte. 

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt