Kapitel 6 - Ein Gefühl

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Der Weg zu dem Lager der Wölfin war weit, sie mussten über die gesamte Wiese und dann in einen Wald hinein, bis sie endlich bei einer Lichtung ankamen. Von Kiefern umringt und Sträuchern umsäumt lag das Lager der Wölfe. 

„Hier durch!", befahl Fluss kühn, wobei sie auf eine Lücke in einem knorrigen, alten Strauch deutete. Wind schlüpfte zuerst hindurch, dicht gefolgt von Wasser. Zum Schluss folgte ihnen Fluss selbst. 

Wind traute seinen Augen kaum: Dieses Lager war so viel schöner als sein altes Zuhause es besaß. Eine kleine Höhle fiel ihm dabei sofort auf. Neben Ihr viele weitere Baue aus Zweigen und Ästen. Der Lichtungsboden war wohl Sand und Stein, er lag aber noch in einer dünnen Schneeschicht, die demnächst schmelzen würde. 

Einige Wölfe sahen überrascht oder so wie Fluss misstrauisch zu Wind und Wasser. Plötzlich erschien ein prächtiger, monströßer Rüde aus der kleinen Höhle. Wind wusste sofort, dass dies Himmel sein musste, der Alpha des Rudels. 

Er durchbohrte mit seinem Blick förmlich die zwei neune Wölfe. Fluss neigte den Kopf, bevor sie zu sprechen begann: „Ich habe diese Eindringlinge Nahe der Grenze unseres Reviers gefunden. Sie haben die Geruchslinien einfach übertreten. Allerdings haben sie laut ihnen einen Grund, hier zu sein." Fluss sprach Respektvoll mit Himmel. Ein paar weitere Wölfe lauschten am Rand der Lichtung, sie wollten wissen was die beiden bei ihnen zu suchen hatten. 

„Erzählt!", forderte Himmel sie auf. 

Wind atmete tief ein und wieder aus, bis er seine Lüge nochmals erzählte: „Unser altes Rudel wurde von Bären zerstört. Wir sind die einzigen, die überlebt haben und nun suchen wir ein neues Zuhause, ein neues Rudel. Mein Name ist Wind." Wasser stellte sich ebenfalls kurz vor: „Ich heiße Wasser." 

Himmel überlegte einige Augenblicke. „Nun wollt ihr euch vermutlich meinem Rudel anschließen?" Wind nickte und Himmel fuhr fort: „Das geht natürlich nicht sofort. Ich werde das mit der Beta Wölfin besprechen." Daraufhin wand er sich von Wind und Wasser ab und sah eine dunkelgraue Wölfin mit auffälliger Narbe an der Schulter an. „Spitze, komm kurz mit in meinen Bau und ihr", er sah Wind dabei eindringlich in die Augen, „bleibt schön hier!" Wasser zuckte bei dem strengen Ton kurz zusammen, ließ sich aber weiter nichts anmerken. 

Einige Wölfe tuschelten unruhig und Wind wurde unbehaglich, er hoffte, dass Himmel bald zurück kommen würde. 

Endlich! Himmel tauchte dicht gefolgt von der Beta Wölfin Spitze aus der Höhle auf. Vor Wind und Wasser blieb er stehen und setzte sich. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass ihr vorerst bleiben dürft", meinte Himmel, „allerdings müsst ihr eure Loyalität beweisen, bevor ihr endgültig aufgenommen werdet. Außerdem werdet ihr bei der Rangordnung wie Lehrende behandelt, erst wenn ihr offizielle Mitglieder werdet, werdet ihr auch offizielle Jäger." 

Wind glaubte, sein Herz würde vor Freude gleich platzen. Er senkte dankbar vor Himmel den Kopf und versuchte seine Übermütige Freude zu verbergen. „Die Lehrenden werden euch ein Nest vorbereiten", stellte Spitze klar und blickte dabei zu zwei jungen Wölfinnen, die bei einem kleinen Schneehaufen saßen. Beide verneigten sich und trabten zu einem kleinen Bau auf der Lichtung, gegenüber des Eingangs lag. 

„Was sollen wir jetzt tun?", fragte Wasser vorsichtig. Himmel antwortete: „Ihr könnt euch ausruhen und euch etwas von diesem Hirsch hier nehmen." Mit der Schweifspitze deutete er auf einen schon fast fertig gefressenen Hirsch. Dankbar legten sich Wind und Wasser zu der Beute.

 Die meisten Wölfe verschwanden in ihren Bauen oder verschwanden nach draußen. „Die Nester sind fertig!", bellte eine helle, junge Stimme, als die beiden Neuen fertig mit fressen waren. Wind blickte von den Resten des Tieres auf und blickte in das Gesicht einer kleinen, hellgrauen Wölfin. „Ach ja, mein Name ist Schnuppe und das ist meine Schwester Stern." Schnuppe nickte in Richtung einer dunkelgrauen, zierlichen Wölfin, die neben einem Felsen am Ende der Lichtung stand. „Danke, dass ihr uns Nester vorbereitet habt!", bedankte Wasser sich. Schnuppe nickte ihnen noch kurz zu, bis sie sich auch zu ihrer Schwester gesellte. 

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