2.Kapitel

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Mogli kauerte sich auf den Boden. Die Katze brummte: «Hab keine Angst. Ich bin Blut bei Kampf, oder auch einfach Blut, der Anführer des Stammes des fliessenden Blutes. Du hast gut gekämpft, möchtest du dich dem Stamm anschließen?» Mogli dachte an das Futter der Hausleute verglichen mit Mäusen. «Ja!», antwortete er mit fester Stimme. Bluts Stimme klang wie ein Knurren als er sagte: «Dann kommst du mit mir ins Lager.» Mogli folgte ihm und schon bald kamen sie zu einer kleinen Schlucht, in der sich viele Katzen tummelten. Als er über einen Weg in die Schlucht lief, sträubten sich ihre Felle. «Wer ist das?», fauchte eine Katze. «Ein Gefangener?», stichelte eine andere. «Ruhe!», brüllte der Anführer und auf der Lichtung herrschte schlagartig Stille. «Das ist kein Gefangener», fuhr Blut fort. «Ich habe im angeboten, sich dem Stamm anzuschließen. Er kann gut kämpfen, wenn uns die Clans auf der anderen Seite des Gebirges angreifen, wird er uns eine große Hilfe sein.» «Das will ich sehen!», rief eine Katze aus der Menge. Die Augen des Katers funkelten angriffslustig. «Keine Kämpfe unter Stammeskameraden!», wies Blut ihn zurecht. Der Kater neigte den Kopf und trat zurück. «Wie du willst», murrte er und lief davon. «Ich zeig dir deinen Bau», miaute Blut. Er führte Mogli zu einer Höhle mit Moosnestern. «Das ist der Bau der Kämpfenden. Geh rein und ruh dich aus», miaute er. Mogli folgte dem Befehl und trottete in die Höhle. Einige andere Katzen lagen dort und redeten miteinander. Mogli nahm etwas Moos von einem Haufen und richtete sich ein Nest her. Dann legte er sich hinein, schloss die Augen und schlief schnell ein.

Der nächste Morgen war klar und Mogli wachte in seinem Nest im Bau der Kämpfer auf. Er streckte sich und trat aus dem Bau ins Licht des frühen Morgens. Die anderen schliefen noch und Mogli setzte sich auf die Lichtung. «Blut!», rief er dem Anführer zu, als dieser aus seinem Bau trat. «Soll ich mit ein paar anderen Katzen die Grenzen prüfen?» «Gut. Nimm dir die Katzen, die du brauchst», miaute Blut. «Ich werde dir einen Stammesnamen geben, wenn du zurückkommst.» «Danke», Mogli neigte respektvoll den Kopf vor seinem Anführer und tappte zum Bau der Kämpfer zurück. «Ich führe eine Gruppe zu den Grenzen bei den Clans an. Wer möchte mitkommen?», fragte er. Einige Katzen erhoben sich und murmelten etwas. «Du willst eine Grenzüberprüfung anführen?», rief die Katze, die ihn schon am Vortag verspottet hatte. «Ja», erwiderte Mogli und hielt seinem Blick stand. «Blut hat es mir so befohlen.» «Ich komme mit!» Mogli war erleichtert, als ein gelb getigerter Kater aufsprang und zu ihm trottete. «Ich werde tun, was Blut befiehlt.» «Danke Tropfen», miaute Mogli. «Sonst noch jemand?», fragte er noch einmal. «Vergiss es, du Schwächling!», fauchte sein Verspotter. «Feuer, hör auf damit!», ertönte ein tiefes Miauen und Blut betrat den Bau. Der Kater erstarrte. «Blut... ich», stotterte er und wich zurück. «Schweig!», fauchte Blut ihn an. «Mogli wird diese Gruppe anführen, ob es dir gefällt oder nicht!» Mogli merkte, wie viel Angst der Kater vor Blut hatte. Er muss gefährlich sein, dachte er. Dann miaute er: «Wer begleitet mich jetzt noch?» «Ich!» Die Stimme ertönte von weiter hinten und ein brauner Kater trat aus der Menge hervor. «Gut. Gehen wir», miaute Mogli und lief voraus aus dem Bau. Er hatte noch nie eine Grenzüberprüfung angeführt und war aufgeregt. Was sollte er tun, wenn Katzen eingedrungen waren. Oder einer von den Clans angriff. Er führte die beiden Katzen aus dem Tal und in die Richtung, in der die Territorien der Clans lagen. Bald erreichten die drei Katzen die Grenze und erneuerten die Markierungen. Es roch nach einer Mischung aus Felsen, Gras und Beute. Dahinter eine schwache Spur Katze. «FelsenClan», miaute Mogli. «Abgestanden, sie müssen am Morgen hier vorbeigekommen sein. Kommt, wir gehen weiter zum Wolfswald.» Mit einer Schwanzbewegung bedeutete er seinen Begleitern, mitzukommen. Diese zögerten, der Wolfswald war ein gefürchteter Ort. Mogli schauderte, einer der Alten Krieger hat ihm gesagt, einmal ist eine Katze in den Wolfswald gegangen und nie mehr zurückgekehrt. Der Wolfswald war die schlimmste Strafe, die man bekommen konnte. Der Anführer konnte einen in den Wolfswald schicken. Mogli wollte gar nicht daran denken, was die Wölfe mit einer Katze anstellten. Es gab einen Wolfsstamm, der im Wolfswald lebte. Sie hatten einen Anführer, wie der Stamm des fliessenden Bluts auch, und Kämpfer, die eine Katze in der Luft zerrissen. Nachdem sie die restliche Grenze überprüft hatten, ging die Katzengruppe zurück zum Lager, Blut wartete schon auf sie. «Mogli! Ich möchte dir deinen Stammesnamen geben. Komm!», rief er ihnen zu. Mogli sprang aufgeregt ins Lager. «Komm hier herauf.», sagte er und zeigte mit dem Schwanz auf den Felsen in der Mitte des Lagers, von wo aus er schon am Vortag mit dem Stamm geredet hat. Mogli sprang neben ihn auf den Felsen und setzte sich hin. «Stamm des fliessenden Bluts, ich habe Nachrichten. Kommt zum gossen Felsen und hört sie euch an!», jaulte Blut. Sofort strömten von überall her Katze auf die Lichtung und setzten sich vor dem Felsen auf den Boden. Blut fuhr fort: «Ich werde Mogli seinen Stammesnamen geben. Mogli», miaute er und wandte sich ihm zu. «Ich werde dir nun deinen neuen Namen geben. Du wirst ab jetzt Eis heissen. Eis wenn Bach gefriert. Ich benenne dich wie alle anderen Katzen nach besonderen Merkmalen, was bei dir die Augen sind, die so eisig blau sind, dass man glaubt, man würde erfrieren, wenn man hineinsieht. Beweise dich im Kampf, Eis, beweise deine Kraft und Treue gegenüber dem Stamm und beweise deine Fürsorge dafür. Ich glaube an dich. Du wirst ein guter Kämpfer werden Eis. Ich werde dir das beibringen, was du noch wissen musst, damit du ein richtiger Kämpfer wirst.» Jubelrufe ertönten aus der Menge der versammelten Katzen: «Eis!» «Eis wenn Bach gefriert!» «Ein neuer Kämpfer für den Stamm!» und vieles mehr. Eine Katze rief: «Wenn Blut ihm das Kämpfen lehrt, wird ein guter Kämpfer werden!» Eis sprang vom Felsen und die Katzen scharten sich um ihn. Ich werde mich beweisen, dachte er, ich werde das tun, was Blut mir gesagt hat.


Eissterns ReiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt